„Project Nightfall“
Großbritannien will eigene ballistische Rakete entwickeln
28.08.2025 – 15:22 UhrLesedauer: 2 Min.
Das südkoreanische Militär feuert eine ballistische Rakete des Typs ATACMS ab (Archivbild): Großbritannien will eine eigene ballistische Rakete entwickeln. (Quelle: IMAGO/Defense Ministry/imago)
Großbritannien treibt die Entwicklung einer ballistischen Kurzstreckenrakete voran – „Project Nightfall“. Rüstungsunternehmen sollen Konzepte einreichen. Die Anforderungen sind umfassend.
Großbritannien will eine neue ballistische Rakete mit taktischer Reichweite entwickeln. Das Verteidigungsministerium hat am Mittwoch offiziell das Projekt „Nightfall“ gestartet, das die Entwicklung einer mobilen Boden-Boden-Rakete mit einer Reichweite von mehr als 600 Kilometern vorsieht.
Noch bis zum 18. September haben Unternehmen die Möglichkeit, in einer frühen Phase ihre Konzepte einzureichen. Im Anschluss soll ein förmliches Ausschreibungsverfahren folgen.
Laut dem veröffentlichten Anforderungskatalog soll das neue Waffensystem hochpräzise, mobil und auch unter widrigsten Bedingungen einsatzfähig sein. Die Rakete müsse in der Lage sein, „in einer komplexen elektromagnetischen Umgebung“ zu operieren – auch ohne GPS, heißt es in dem Dokument. Die Zielabweichung soll bei lediglich fünf Metern liegen, selbst in GPS-gestörten Gebieten.
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Der Projektumfang ist ambitioniert: Die Rakete soll eine Nutzlast von rund 300 Kilogramm Sprengstoff tragen, innerhalb von zehn Minuten ein programmiertes Ziel treffen und dabei von einem mobilen Trägersystem aus abgefeuert werden. Jede mobile Abschussplattform soll dabei mehr als zwei Raketen in einem Zeitraum von 15 Minuten abfeuern können. Fünf Minuten nach dem letzten Abschuss muss das Trägerfahrzeug den Ort verlassen haben – um feindlichem Gegenfeuer zu entgehen.
Die Kosten pro Rakete – ohne Gefechtskopf und Trägersystem – sollen laut Verteidigungsministerium bei maximal 500.000 Pfund (etwa 585.000 Euro) liegen. Die Produktionsrate ist ebenfalls klar definiert: Mindestens zehn Raketen pro Monat sollen gefertigt werden – mit Spielraum, noch mehr zu produzieren. Ziel sei es, erste Teststarts bereits neun Monate nach Vertragsvergabe durchzuführen. Die Serienfertigung könnte nur drei bis sechs Monate später beginnen.
In dem Projektaufruf legt das Ministerium besonderen Wert auf technologische Autarkie. Komponenten sollen möglichst frei von Exportbeschränkungen durch Drittstaaten sein. Auf diese Weise will das Verteidigungsministerium politische Abhängigkeiten vermeiden. Auch Upgrade-Fähigkeiten sind gefragt: Die Systeme sollen später technisch aufrüstbar sein – etwa bei Reichweite, Präzision oder Steuerbarkeit im Flug.
Zugelassen sind neben vollständigen Raketen auch Beiträge in Teilbereichen wie Antrieb, Flugkörper, Navigation oder Startsysteme – auch Prototypen, sofern sie innerhalb von neun bis zwölf Monaten testreif gemacht werden können. Lösungen, die Drohnen, nicht-ballistische Flugbahnen oder zu hohe Stückkosten umfassen, sind von der Ausschreibung ausgeschlossen.
Zum Auftakt lädt das Verteidigungsministerium am 24. September zu einem Informationstag nach London. Firmen dürfen maximal zwei Vertreter entsenden. Nach Auswertung der ersten Vorschläge will das Verteidigungsministerium Ende 2025 drei Projekte auswählen, die bis 2026 in realen Tests zeigen sollen, dass sie die Anforderungen erfüllen können.