Das Zeichen ist krakelig, aber eindeutig: Ein Hakenkreuz prangt an der Wohnungstür von Erdal Kiyildi, Immobilienunternehmer aus Berlin. In der Nacht zu Dienstag sind Unbekannte in das Treppenhaus eingedrungen und hatten das NS-Symbol hinterlassen. Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung und der Verwendung verfassungsfeindlicher Kennzeichen, wie die Behörde auf Anfrage mitteilt. Der Staatsschutz leitet die Ermittlungen.
Kiyildi stand schon zuvor im Fokus von Rechtsaußen: Eines seiner Häuser im sächsischen Sebnitz wurde wiederholt mit rassistischen Parolen beschmiert. In dem Wohnhaus leben ukrainische Geflüchtete. Kiyildi hat die Vorfälle öffentlich gemacht, richtete sich gegen den sich ausbreitenden Faschismus in Sachsen auch im Tagesspiegel. Nun wurde er offenkundig an seiner Privatadresse in Berlin heimgesucht.
Taschenlampen und Spiritus-Geruch
Gegen 1 Uhr sei er in dieser Nacht nach Hause gekommen, berichtet Kiyildi im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Als er wenig später ins Bad ging, habe er Geräusche an seiner Appartement-Tür wahrgenommen, schaute durch den Spion und sah zwei Taschenlampen im Dunkeln. „Ich hab’ dann laut gegen die Tür geschlagen, Alarm gemacht, dann sind sie weggerannt”, sagt er.
Als er die Tür öffnete, sah er das Hakenkreuz, zudem habe sich eine flüssige Substanz an der Tür befunden, die nach Grillanzünder gerochen habe. Kiyildi geht davon aus, dass es sich um Brandbeschleuniger gehandelt habe. Die Polizei konnte am Donnerstag noch keine Angaben zu der Substanz machen. Kiyildi verständigte die Beamten kurz nach der Tat gegen 1.30 Uhr, fast eine Stunde später waren sie vor Ort.
Seit dem Vorfall schläft Kiyildi in wechselnden Hotels, zu seiner Familie hält er aktuell Abstand – aus Sicherheitsgründen. Darüber hinaus habe er noch weitere Schutzmaßnahmen ergriffen, berichtet er. „Ich war früher mal Personenschützer. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich diese Fähigkeiten mal einsetzen muss, um mich selbst zu schützen”, sagt der 52-Jährige.
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Hakenkreuz-Schmierereien, ob in Sebnitz oder an seiner Privatwohnung in Berlin, seien weitaus mehr als einfache Sachbeschädigungen, sagt Kiyildi: „Es sind gezielte Einschüchterungsversuche. Sie sollen Angst verbreiten“. Dem müsse die Zivilgesellschaft „Zusammenhalt, Menschlichkeit und Solidarität“ entgegensetzen. „Wegschauen darf keine Option sein“, sagt der Berliner Unternehmer.