Da die Russen selbst sagen, sie hätten in der Nacht auf Donnerstag „Hochpräzisionswaffen“ eingesetzt, muss man davon ausgehen, dass die Beschädigung der EU-Vertretung, des British Council und des Büros des US-Senders Radio Liberty in Kiew beabsichtigt war.
Es ist Putins Art, dem Westen mitzuteilen, was er von den jüngsten Versuchen hält, eine Verhandlungslösung für den Krieg zu finden – einen Krieg, den wohlgemerkt er begonnen hat, nicht etwa die Ukrainer, die nach dieser Bombennacht wieder etliche tote Zivilisten zu beklagen haben, und auch nicht die Europäer, die ihnen aus guten und legitimen Gründen beistehen. Präsident Selenskyj hat recht, wenn er feststellt, Russland habe sich für ballistische Raketen statt für den Verhandlungstisch entschieden.
Sekundärsanktionen gegen Indien
Das lässt vor allem Trump schlecht aussehen, und er merkt es selbst. Die Europäer setzen darauf, dass dem amerikanischen Präsidenten irgendwann die Geduld ausgeht und er eine härte Gangart gegenüber Putin anschlägt. Die Sekundärsanktionen gegen Indien hat Trump ja immerhin in Kraft treten lassen, obwohl sie mit einem geopolitischen Rückschlag für Amerikas Asienpolitik verbunden sind.
Aber Trump hat noch eine andere Option, und die könnte ihn sogar seine Ambitionen auf den Friedensnobelpreis vergessen lassen: sich aus der Ukrainefrage ganz zurückzuziehen, so wie es seinem isolationistischen Urinstinkt entspricht. Auch auf diesen Fall sollte sich Europa vorbereiten.