(v.l.) Stephen Hendy (Heimatfreunde Glehn), Bürgermeister Marc Venten und Rabbiner Aaron Malinsky (Foto: Stadt Korschenbroich)
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Korschenbroich. Ein Glehner Fußweg trägt einen neuen alten Namen: Die Judengasse ist jetzt dank eines blauen Schildes mit einer erläuternden Ergänzung als solche erkennbar. Die Heimatfreunde Glehn haben diese Bezeichnung in historischen Unterlagen entdeckt und sich für die Beschilderung eingesetzt.

In Anwesenheit von Rabbiner Aaron Malinsky von der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf nahmen Bürgermeister Marc Venten und Heimatfreunde-Archivar Stephen Hendy das neue Schild jetzt in Augenschein. Es ist an der Seite der Hauptstraße montiert. Ein weiteres wird am Zugang Schützendelle folgen, wenn die aktuell an dieser Stelle laufenden Bauarbeiten abgeschlossen sind.

Die Judengasse ist eher ein Schleichweg, der am Biergarten der Gaststätte, an Mauern und Gärten entlangführt und nahe der ehemaligen Synagoge in die Schützendelle mündet. Historische Quellen berichten von mehreren jüdischen Familien, die unter ärmlichen Verhältnissen im 18. Jahrhundert in Glehn gelebt haben. Insgesamt 78 Bürgerinnen und Bürger sollen es im Jahr 1866 gewesen sein. Wie überall am Niederrhein durften sie ihre Berufe nicht frei wählen, die Ausnahme bildeten der Geldverleih, Kleinhandel, die Metzgerei und der Viehhandel. So waren sie darauf angewiesen, die Märkte in den umliegenden Dörfern zu beschicken. Die ehemalige Synagoge ist seit Beginn dieses Jahres Ausgangspunkt des ausgeschilderten „Jüddepatts“. Er beschreibt die Wege der Glehner Juden nach Büttgen, wo sie bis in die 1930er Jahre hinein ihre Waren und Vieh auf dem Markt anboten.

„Die im Bordsteinpflaster verlegten Gedenksteine zeigen bereits seit vielen Jahren an, wo einst jüdische Mitmenschen in unserer Stadt gelebt haben. Dank des Jüddepatts und der nun erkennbaren Judengasse werden weitere Wurzeln jüdischen Lebens erkennbar, das zu unserer Heimat gehört,“ so Bürgermeister Marc Venten. „Auf diese Weise lässt sich lokale Geschichte im Vorbeigehen nachvollziehen“, ergänzt Stephen Hendy.