Mit dem Bau durchgängiger Achsen für den Radverkehr durch die Stadt ist ein großes Versprechen verbunden: Von einem „Premium-Produkt“ und einer Kostenpflichtiger Inhalt „neuen Art des Fahrradfahrens“ schwärmte Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) neulich. Doch mancher sieht genau diese Ankündigung gleich auf dem ersten gebauten Stück der Radleitroute 1 konterkariert. Denn am Anfang und am Ende des extra breiter und in Rot gepflasterten Stücks zwischen Fürstenwall und Ernst-Gnoß-Straße (am Portobello-Hochhaus und Park entlang) steckt plötzlich jeweils mittendrin ein Pfosten.

Nicht sinnvoll findet das Christian Rütz, CDU-Ratsherr und Vorsitzender der Kleinen Kommission Radverkehr. „Die Poller bergen Unfallgefahren“, sagt er. Gut findet er immerhin, dass inzwischen eine Markierung auf dem Boden die Poller deutlicher hervorhebt. Am Donnerstag strichen dort Arbeiter eine lang gezogene Rautenform in weißer Farbe um die Pfosten herum. Dennoch, im Dunkeln oder auch beim Überholen könnte der Pfosten auch mal übersehen werden, fürchtet Rütz.

Die Stadt erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion, was es mit dem neuen Hindernis auf sich hat. „Die Steckpfosten mussten kurzfristig installiert werden, da seit der Inbetriebnahme des neuen Zweirichtungsradweges täglich Pkw und sogar 40-Tonner-Lkw den Radweg als Abkürzung nutzten, auf diesem fuhren und auch hielten.“ In Abstimmung mit dem Ordnungsamt sowie der Polizei habe sich das Amt für Verkehrsmanagement zum Schutz von Radfahrern und Fußgängern entschieden, die Absperrung zu installieren. „Eine Entscheidung, die nicht leichtfertig getroffen wurde“, sagt ein Sprecher der Stadt.

Rütz hält wiederum entgegen, dass dieser Schritt der Stadt nicht mit dem Erlass des Landes zu Sperreinrichtungen wie dieser auf Radinfrastruktur vereinbar sei. „Sperrpfosten oder ähnliche Einrichtungen auf Radwegen bergen oftmals eine erhebliche Kollisionsgefahr – gerade auch in der Dunkelheit“, hatte das Verkehrsministerium zu seinem Erlass mitgeteilt. Nur in Ausnahmefällen und bei zwingender Notwendigkeit sollten Kommunen Sperrungen wie diese einsetzen. Vorher seien zudem mildere Mittel wie Verkehrszeichen zu prüfen.

Die Stadt wiederum entgegnet, keine Alternative mehr gesehen zu haben. Die sogenannten milderen Mittel habe man geprüft, auch eine gewisse Gewöhnungszeit habe man den Verkehrsteilnehmern eingeräumt. Zudem habe es vermehrt Kontrollen von Polizei und Ordnungsamt gegeben. „Nichtsdestotrotz erreichten die Stadt auch nach einigen Wochen Hinweise auf vermehrten motorisierten Verkehr auf diesem Abschnitt, obwohl der Radweg durch Beschilderung und Markierung als solcher deutlich zu erkennen ist.“ Rütz wiederum sagt, dass ein Abbiegeschild als deutlicherer Hinweis für Autofahrer etwas bewegen könne.