Retrowelt in Filderstadt: In diesem Keller wohnen Super Mario und He-Man Alexander Raiger (links) und Felix Unger verkaufen über ihren Online-Shop alte Actionfiguren, Konsolen, VHS, Paninihefte und mehr. Je älter, desto begehrter. Foto: Caroline Holowiecki

Ghostbusters, Wrestling-Figuren, Game Boys: Zwei Freunde aus Bernhausen haben ihr Sammelhobby zu einem Business gemacht. Wer kauft Retro-Spielzeug aus den 80ern und 90ern – und warum?

Als hätte man eine Zeitmaschine in ein Kinderzimmer der 80er oder 90er genommen. Hier sind He-Man und die anderen muskelbepackten Masters of the Universe, da die grünen Ninja-Turtles, dort drüben sieht man die Helden aus dem Star-Wars-Kosmos und etliche Wrestling-Figuren, und ein original verpacktes Hauptquartier der Ghostbusters gibt es auch noch. Es ist eine Sammlung von alten Action-Figuren, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen zum Staunen bringt. Zu finden ist sie im Keller eines Mehrfamilienhauses in Bernhausen. Hier hat Retroworld.de seinen Sitz.

Gegründet haben die kleine Firma die beiden Freunde Felix Unger und Alexander Raiger. Über ihren Online-Shop verkaufen sie Action-Figuren, Spielkonsolen, VHS-Kassetten, Comics, Bücher und vieles mehr. Der Schwerpunkt liegt auf Artikeln aus den 80ern und 90ern, grundsätzlich reicht das Sortiment aber bis in die Neuzeit.

Männer sind Sammler und Jäger, findet Alexander Raiger

Das teils Jahrzehnte alte Spielzeug finden die beiden auf Flohmärkten, über Inserate oder Flugblätter. Jedes Teil wird in der eigenen Lichtbox fotografiert und in den Shop eingefügt, die Bestellungen werden verschickt oder können abgeholt werden. Angefangen hat es bei den hauptberuflichen ITlern als privates Hobby. Alexander Raiger (40) ist seit seiner Kindheit Wrestling-Fan und hat schon als kleiner Bub die Figuren gesammelt, Felix Unger (31) teilt diese Leidenschaft, interessiert sich aber auch seit seinem allerersten Game Boy für Spielkonsolen. „Männer sind Sammler und Jäger“, sagt Alexander Raiger grinsend. Für einen guten Fang auf dem Flohmarkt stehe er schon mal um 5 Uhr morgens auf. Irgendwann sei die private Sammlung zu groß geworden, er habe Figuren weiterverkauft. So sei die Businessidee entstanden.

Vor zweieinhalb Jahren hat das Duo ein Gewerbe angemeldet, seit 2024 betreibt es den Online-Shop. Mit Erfolg, wie Felix Unger sagt: „Wir gewinnen ganz klar Marktanteile.“ Das Ganze ist keine Eintagsfliege. Retro-Spielzeug ist spätestens seit dem anhaltenden 80er- und 90er-Revival im Trend. In Esslingen beispielsweise sind Figuren, Sammelkarten, Konsolen und mehr bei Strongvision erhältlich. Ein fester Termin für Fans ist die Comic Con auf dem Stuttgarter Messegelände auf den Fildern. Sie findet am 29. und 30. November statt. Stöbern kann man zudem in Kirchheim am 18. Oktober bei der Comic- und Filmbörse des Vereins Teckploitation. Bei letzterem Termin wollen auch die beiden Bernhäuser mit einem Stand vertreten sein.

Für eine Figur können mehrere hundert Euro fällig werden Bei Messen wie der Comic Con auf den Fildern trifft sich die Community. Dieses Jahr findet sie am 29. und 30. November statt. Foto: imago/Eibner

„Man sieht in vielen Wohnungen solche Sammlungen“, sagt Alexander Raiger. Das Hobby sei heute salonfähig. Aber warum kaufen Erwachsene Spielzeug von früher? Die beiden Gründer haben dazu eine klare Meinung. „Es ist so, dass die, die damals Kinder waren, heute das Geld haben, um Wünsche zu realisieren“, sagt Felix Unger. Geld braucht’s auch, denn bei besonders raren Figuren können mehrere hundert Euro fällig werden. Dennoch: Bei dem Hobby gehe es ganz klar um Nostalgie. „Die meisten erinnern sich gern an ihre Kindheit und ihre Kindheitshelden. Das gibt ein warmes Bauchgefühl“, sagt er. Auf diese Weise könne man sich die gute alte Zeit zurück ins Wohnzimmer holen. Felix Unger betont: „Man kauft für sich schöne Erinnerungen ein.“