Stand: 29.08.2025 22:56 Uhr

Die deutschen Basketballer trotzen bei der EM dem frühen Spielbeginn und fahren gegen Schweden den zweiten souveränen Sieg ein. Ähnlich hellwach müssen sie auch gegen Litauen zu Werke gehen, am Samstag (30.08.2025, 12.30 Uhr), kommt es zum voraussichtlichen Endspiel um den Gruppensieg.

Von Christian Mixa, Tampere

Zu den Hotspots im finnischen Tampere gehört die „Kauppahalli“: In der alten Markthalle gibt es eine Vielzahl von Cafés und Bistros, es ist auch der beste Ort für die lokalen Spezialitäten: gefüllte Teigtaschen, Rentierfleisch oder – für die Abenteuerlustigen – Mustamakkari – die finnische Blutwurst, die traditionell mit Preiselbeermarmelade serviert wird.

Die halbe Stadt trifft sich hier zum Mittagessen. Wer es am Freitag allerdings noch zum Spiel der deutschen Basketballer in die Arena von Tampere schaffen wollte, für den wurde es knapp: Das Spiel gegen Schweden begann schon um 13.30 Uhr Ortszeit.

Ungewohnt früher Spielbeginn – DBB-Team dennoch hellwach

Der ungewohnt frühe Tip-off beschäftigte in den Tagen zuvor auch das DBB-Team. Bei den Spielern seien die Ansetzungen am Mittag eher unbeliebt, bestätigte Coach Alan Ibrahimagic, der weiter den erkrankten Bundestrainer Alex Mumbru vertritt. Dennis Schröder befand, dass man als Weltmeister schon hätte bessere Zeiten bekommen können – und machte damit das Thema fehlender Respekt auf. In der Tat geht das DBB-Team in der Vorrunde von Tampere nur einmal am Abend aufs Parkett: zum Vorrundenabschluss gegen Finnland.

Zu allem Überfluss wurde die Mannschaft in der Nacht vor dem Spiel noch um 1 Uhr von einem Feueralarm im Hotel aus dem Schlaf gerissen. Schröder und Co. waren gegen Schweden dennoch von Beginn an hellwach und legten mit viel Intensität los – als wollten sie den Organisatoren nochmals zeigen, dass sie eigentlich in die Prime-time gehören. Vor allem in der Defensive zeigten sie von Beginn viel Biss, dies war auch eine der erklärten Vorgaben von Coach Ibrahimagic nach den Startschwierigkeiten im ersten Spiel gegen Montenegro.

Der Mumbru-Stellvertreter hatte das Team hervorragend auf die Schweden eingestellt. Nach einem Blitzstart und einer frühen 8:0-Führung schöpfte der Coach schon früh im Spiel die Tiefe des Kaders aus. Die Brüder Tristan und Oscar da Silva kamen schon im ersten Viertel von der Bank und standen gemeinsam auf dem Parkett.

Schröder früh auf der Bank, Lo übernimmt

Spielmacher Schröder bekam zwei umstrittene Fouls, darunter ein technisches, und musste früher als geplant pausieren. Dafür übernahm Maodo Lo glänzend die Regie: Immer wieder attackierte der Berliner die schwedische Defensive, bevorzugt gegen den bedauernswerten, etwas hüftsteifen schwedischen Riesen Mattias Markusson. Am Ende hatte Lo 13 Punkte, 5 Assists und 5 Rebounds im Boxscore stehen, und sich außerdem keinen einzigen Fehlwurf geleistet.

Der 32-Jährige ist eine der (Wieder)-Entdeckungen bei dieser EM. Der Weltmeister scheint in Tampere an seine alte Form im DBB-Dress anzuknüpfen, nachdem er bei den Olympischen Spielen im Vorjahr unter Coach Gordon Herbert kaum zum Einsatz gekommen war. Bei Mumbru und seinem Stellvertreter Ibrahimagic, die beide auf eine größere Rotation setzen, spüre er wieder mehr Vertrauen: „Ich habe jetzt wieder die Verantwortung, die ich auch normalerweise hatte in der Nationalmannschaft.“

Der Spielmacher machte knapp vier Minuten vor dem Ende auch die 100 Punkte voll, am Ende stand ein souveräner 105:83-Erfolg, und damit schon das zweite High-Scoring-Game des deutschen Teams bei dieser EM. Die limitierten Schweden, deren Kader weitaus weniger Optionen bietet, konnten das deutsche Team zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in Gefahr bringen.

Fokus auf „Gruppen-Endspiel“ gegen Litauen

Nach dem locker herausgespielten zweiten Sieg bei der EM richtete sich der Fokus schnell auf die bereits am Samstag anstehende Aufgabe gegen Litauen. Es wird aller Voraussicht nach das vorweggenommene Endspiel um den Gruppensieg, das ebenfalls wieder mittags, keine 24 Stunden nach dem Spiel gegen Schweden ansteht. Den Litauern, die ihr Spiel im Anschluss ans DBB-Team bestritten und Montenegro mit 94:67 bezwangen, bleibt sogar noch weniger Zeit zum Regenerieren.

Mit einem Sieg gegen Litauen hätten die deutschen Basketballer den am Ende enorm wichtigen direkten Vergleich schon einmal für sich entschieden. Dies sei jetzt auch das Ziel, sagte Coach Ibrahimagic im Sportschau-Interview: „Der Gruppensieg wäre ungemein wichtig.“ In der Kreuzgruppe spielten mit Serbien, der Türkei und Gastgeber Lettland drei ungemein starke Mannschaften, so Ibrahimagic, denen man wohl nur als Gruppenerster sicher aus dem Weg gehen könnte.

Maodo Lo freut sich auf das Spiel, nicht nur weil er in der neuen Saison beim litauischen Euroleague-Klub Zalgiris Kaunas spielen wird. Lo wurde in Tampere von den zahlreichen litauischen Fans in der Halle schon gefeiert. „Ich genieße es immer, gegen Litauen zu spielen. Es sind Spiele auf höchstem Niveau. Und eine besondere Atmosphäre, Litauen hat eine starke Fanbase“, sagte Lo. Das letzte Aufeinandertreffen, bei der EM 2022 in Köln, habe er noch in guter Erinnerung. Die litauischen Fans prägen auch in Tampere das Straßenbild, für das DBB-Team dürfte es diesmal eher ein Auswärtsspiel werden.