Ein Musik-Ensemble probt in einer Kirche

AUDIO: Östliche und westliche Kultur werden eins in Hannover (4 Min)

Stand: 28.08.2025 16:13 Uhr

Die armenischen Musiker um Arsen Petrosyan treffen in der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis auf das Barockensemble Musica Alta Ripa aus Hannover. In ihrer Musik verbinden sie Musik aus östlichen und westlichen Kulturkreisen.

Arsen Petrosyan spielt die Melodie eines Stück des armenischen Komponisten Sayat Nova auf der Duduk. Angeblasen wird das armenische Nationalinstrument mit einem Doppelrohrblatt. Der Musiker bläst seine Backen auf, ähnlich wie beim Didgeridoo-spielen. Mit Hilfe der „Zirkularatmung“ ist ständig Luft in dem Holzrohr.

Arsen Petrosyan und Danya Segal im Porträt

Musikalisch vereint: Duduk-Spieler Arsen Petrosyan und die Blockflötistin Danya Segal.

Herzensangelegenheiten sind in vielen armenischen Stücken des Konzerts Thema, sagt Petrosyan: „Das Stück, das wir gerade geprobt haben, stammt von Sayat Nova, einem der größten Ashugs des 18. Jahrhunderts, der Troubadoure. Er war in der gesamten Kaukasus-Region sehr bekannt. In den meisten seiner Lieder geht es um Liebe und Leidenschaft. Er war einer der größten und berühmtesten Dichter seiner Zeit.“

Eine universelle Sprache, die alle verstehen

Im Konzert begegnet Sayat Novas Musik der des Zeitgenossen Georg Friedrich Händel, zum Beispiel in dessen Feuerwerkmusik. Die Melodie wird dabei auch vom Santur, dem persischen Hackbrett und von der Qanun, einer orientalischen Kastenzither übernommen. „Marriage“ haben sie das Konzert genannt, französisch für Hochzeit. Und wie bei einer solchen werden hier die westliche und die östliche Kultur eins, sagt die Blockflötistin Danya Segal vom Barockensemble Musica Alta Ripa.

„Wir haben 2017 angefangen solche Projekte zu machen“, erzählt die Musikerin, „als ganz viele neue Menschen in Deutschland waren – unter anderem auch Musiker, großartige Musiker. Wir haben dann angefangen, unsere Musik mit denen zu teilen und wir haben von denen gelernt. Es geht darum, eine neue Sprache zusammen zu finden.“ Eine universelle Sprache, die alle verstehen, sagt Danya Segal.

Faszination für die Ferne

Im armenischen Teil speist sich diese Sprache aus Werken, die aus dem liturgischen Kontext stammen, traditionelle Volkslieder oder Tänze sind. Zudem gibt es in der Barockmusik orientalische Einflüsse in Form von kleinen Zitaten – war der Blick auf das osmanische Reich damals doch mit Furcht und Faszination gleichermaßen verbunden.

Für die Zusammenarbeit von Musica Alta Ripa und dem Duduk-Spieler Arsen Petrosyan überwiegt die Faszination für die Ferne: „Wir haben bei einem anderen Projekt gespielt“, erzählt die Blockflötistin. „Da ist er als Gast gekommen, hat mitgespielt und wir haben gemerkt, dass die Chemie musikalisch wahnsinnig gut stimmt. Ich kam auf Wassermusik und Feuerwerkmusik, weil das oft Stücke sind, die bei Hochzeiten gespielt werden.“

Ensembles bringen unterschiedlichen Instrumenten zum Klingen

Munter und mitreißend ist es, wenn sich die beiden Ensembles begegnen, die Musik des 18. Jahrhunderts mit unterschiedlichen Instrumenten zum Klingen bringen. Für Arsen Petrosyan ist das ein bisschen wie beim gemeinsamen Kochen, bei dem man die Zutaten erst diskutiert und dann ausprobiert. Und da gebe es in Armenien nicht nur scharfe Gewürze sondern auch Kartoffeln, wie in Deutschland. Vielleicht hat diese „Marriage“ – diese Hochzeit – mehr gemein als wir bisher dachten?

Johannes Geffcken, Litographie von 1855 nach einem Holzschnitt von Elias Diebel

Nordeuropäisches Kulturerbe: Junge Musikerinnen und Musiker aus ganz Europa interpretieren alte Werke für Menschen unserer Zeit.

Musiker:in der NDR Radiophilharmonie

Alte Musik werkgerecht, frisch und neu interpretiert: Das sind die Barockkonzerte der NDR Radiophilharmonie 2025/26.