DruckenTeilen
Vom Boom der Kriegswirtschaft in die Rezession: Russlands Wirtschaft steht vor dem Abgrund © IMAGO / SNA
Putin gerät durch Trumps Politik unter Druck. Ein wichtiger Handelspartner zeigt Anzeichen des Rückzugs. Russlands Wirtschaft muss mit weiteren Einbußen rechnen.
Moskau/Washington D.C. – Die US-Zölle gegen Indien werden die russische Wirtschaft langfristig in eine tiefe Krise treiben. Am heutigen Mittwoch (27. August 2025) traten die Zusatzzölle von 25 Prozent auf indische Importe in Kraft. Insgesamt wird also ein Zollsatz von 50 Prozent gültig. Bislang hat Indien seit dem Ukraine-Krieg große Mengen an Öl aus Russland eingekauft. Doch die USA drängen Indien zu einem Kurswechsel beim Ölkauf, was auch Kremlchef Wladimir Putin beunruhigen könnte.
Trump verhängt Zusatzzölle gegen Indien – nächster Tiefschlag für Russlands Wirtschaft?
Russland erwartet, dass Indien trotz der Zölle weiterhin russisches Öl kaufen wird. „Ich möchte betonen, dass wir trotz der politischen Lage mit einem gleichbleibenden Ölimportniveau (Indiens) rechnen können“, sagte Roman Babushkin, der Geschäftsträger der russischen Botschaft in Indien, jüngst.
Ob Indien das auch wirklich tun wird, ist fraglich. Zwei indische Regierungsquellen erklärten zwar, dass man zögere, die russischen Ölimporte vollständig einzustellen. Neu-Delhi wolle aber die Beziehungen zu Washington verbessern und sei offen für höhere US-Energieeinkäufe. Die Gespräche mit den USA seien im Gange, teilte der indische Außenminister jüngst gegenüber Reportern mit.
„Trotz der Schwierigkeiten zwischen Delhi und Washington unter Trump bleiben die Vereinigten Staaten Indiens wichtigster strategischer Partner. Indien kann sich den Luxus, sich für einen der beiden Staaten zu entscheiden, einfach nicht leisten, zumindest noch nicht“, sagte Happymon Jacob, Gründer des Council for Strategic and Defence Research in Delhi gegenüber Reuters.
Handelspartner stellt Öl-Nachfragen und Käufe ein – möglicher Dämpfer für Putins Einnahmen
Einige indische Raffinerien haben nach Trumps ersten Androhungen angefangen, ihre Öl-Nachfragen einzustellen. Sowohl Raffinerien im Staatseigentum als auch private Verarbeiter von Rohöl (darunter das Branchen-Schwergewicht Reliance Industries Ltd.) sollen im Oktober nurmehr 1,4 Millionen bis 1,6 Millionen Barrel (159 Liter) pro Tag einkaufen, sollen mit der Sache vertraute Insider Bloomberg mitgeteilt haben. Im Vergleich zu den 1,8 Millionen Barrel pro Tag wäre das ein Rückgang. Anfang August teilten die staatlichen Raffinerien Indian Oil Corp (IOC.NS), Hindustan Petroleum Corp (HPCL.NS), Bharat Petroleum Corp (BPCL.NS) und Mangalore Refinery Petrochemical Ltd (MRPL.NS) mit, dass sie kein russisches Öl mehr angefragt hätten.
Die Anzeichen einer sinkenden Ölnachfrage verdichten sich also. Würde Indien der Forderung von Trump nachgehen und den Kauf russischen Öls einstellen, würde das Putins Einnahmen aus dem Öl-Geschäft dämpfen. Die Öl- und Gasexporte machen etwa ein Drittel des russischen Haushalts aus und sind unter anderem aufgrund der westlichen Sanktionen zwischenzeitlich eingebrochen. Zudem könnte ein niedriger EU-Preisdeckel die Ölpreise drücken und Putins Gewinne schmälern. Die EU hatte sich im Sommer 2025 auf eine Obergrenze von unter 50 Dollar geeinigt. Umso wichtiger wird es für Putin, an seinen Ölabnehmern, wie Indien und China, festzuhalten.
Indien braucht Russlands Wirtschaft – Stopp von Ölkäufen?
Doch nicht nur für Russlands Wirtschaft gäbe es Folgen, sollte Indien kein russisches Öl mehr kaufen. Neu-Delhi warnt, dass ein Stopp der russischen Ölimporte, die derzeit bei rund zwei Millionen Barrel pro Tag liegen, die gesamte Lieferkette stören und die inländischen Kraftstoffpreise in die Höhe treiben würde.
Neben China ist Indien einer der wichtigsten Öl-Abnehmer für die russische Wirtschaft. Analysten schätzen, dass Indien durch die Erhöhung seiner Ölimporte aus Russland seit Anfang 2022 mindestens 17 Milliarden Dollar eingespart hat. Heute macht russisches Rohöl fast 40 Prozent der gesamten Ölkäufe Indiens aus. Russland sei für Indien vor allem wegen des billigen Öls ein „unschätzbar wertvoller Partner“, so Analysten gegenüber Reuters.