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Die Türkei leidet unter einer Preisspirale, die den Tourismus hauptsächlich im Sommer stark beeinträchtigt. Deutsche verkürzen ihre Urlaube, die Branche durchlebt eine Krise.

Izmir – Strandurlaub am Mittelmeer für die ganze Familie – das war einmal günstiger. Heute rechnen deutsche Urlauber jeden Euro zweimal um, bevor sie ihre Koffer für die Türkei packen. Was früher eine Woche Erholung war, reicht heute nur noch für fünf Tage.

Die malerischen Strände der Türkei sind nach wie vor beliebt, für viele Urlauber aber schlichtweg zu teuer.Die malerischen Strände der Türkei sind nach wie vor beliebt, für viele Urlauber aber schlichtweg zu teuer. © imageBROKER/PsychoShadow/Imago

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Hotels und Restaurants in der Türkei sind im Juli 2025 um 34,16 Prozent teurer geworden als im Vorjahr. Laut dem türkischen Portal Turizm News verkürzen Urlauber bereits ihre Aufenthalte: Statt sechs Tage bleiben sie nur noch fünf Tage im Hotel. „Die Gäste sagen, sie lieben die Türkei, aber sie sagen, die Preise seien nicht mehr erschwinglich. Ehrlich gesagt hat die Türkei ihre Preisgrenze erreicht“, Hotel-Manager Okan Küçükmustafa.

Von Billig-Paradies zum teuren Urlaubsziel: Türkei-Hotels im Sommer häufig teurer als Spanien

„Die Hotelpreise in der Türkei sind in den Sommerferien häufig höher als in Spanien“, warnte bereits Stefan Baumert, Deutschland-Chef des Reisekonzerns TUI. Was einst als günstiges Urlaubsparadies galt, entwickelt sich zur Kostenfalle.

Die Preisexplosion in der Türkei hat konkrete Auswirkungen: Ein Bier kostet laut einer Analyse von Vigotours im Schnitt heute 3 bis 4,50 Euro statt 2 Euro wie noch 2021. Noch drastischer die Entwicklung bei starkem Alkohol: Eine Flasche Rakı verteuerte sich demnach von 18 auf bis zu 42 Euro.

Sandstrände, Metropolen und antike Stätten: Die schönsten Urlaubsorte in der TürkeiDreierbild: Kappadokien, Istanbul und Pamukkale. (Montage)Fotostrecke ansehenInflation treibt Kosten in der Türkei in die Höhe – Hotels kämpfen ums Überleben

Der Hauptgrund für die Preisexplosion liegt in der hohen Inflation. Im Januar 2025 stiegen die Preise im Gastgewerbe um satte 49,18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie das Branchenportal fvw Travel Talk berichtet. Auch die Lohnkosten explodierten: Der Mindestlohn kletterte laut Daten von Germany Trade & Invest von etwa 340 Euro pro Monat im Jahr 2021 auf etwa 633 Euro monatlich im Jahr 2025.

Die Konsequenzen sind bereits dramatisch spürbar: Hotels, die normalerweise im Sommer ausgebucht sind, erreichen nur noch 60 bis 70 Prozent Auslastung. „Viele kämpfen bereits um ihre Existenz“, klagt Mehmet Isler, Präsident des Hotelverbandes der Ägäis, bei der taz. Zuletzt ging auch ein großer Reiseveranstalter pleite.

Tourismusexperte Bülent Bülbüloğlu bestätigt der tagesschau die prekäre Lage: „Es gibt Hotels, die Rabatte von 50, 60 Prozent anbieten.“ Doch selbst diese drastischen Preissenkungen können die Saison nicht mehr retten.

Türkei-Urlaub zu teuer: Deutsche weichen auf Alternativen aus

Urlauber reagieren mit neuen Strategien: Viele entscheiden sich laut fvw für Ferienwohnungen, Boutique-Hotels oder modulare Verpflegungspakete statt der teuren All-Inclusive-Angebote. Besonders Familien suchen nach günstigeren Alternativen zu den traditionellen Pauschalreisen.

Die goldenen Zeiten des Billig-Urlaubs in der Türkei scheinen endgültig vorbei zu sein. Wer trotzdem an die türkische Riviera möchte, muss tiefer in die Tasche greifen – oder eben kürzer bleiben. (moe)