Der Gasteig brummt wieder, zumindest vor seinen Türen. Draußen vor dem Food-Court stehen die Menschen für Tacos und Burger Schlange; daneben beschallt der Live-Evil-Club seine Terrasse und die hungrigen Wartenden mit Live-Musik; und auf der Dachterrasse genießt man Cocktails zum Sonnenuntergang.

Dagegen hat sich drinnen in der Eingangshalle Totenstille breitgemacht, seit das Café der Community Kitchen im Juli dort ausgezogen ist. Nun hat sich ein Nachfolger gefunden: Das Team vom Milla Club im Glockenbachviertel wird in wenigen Wochen im Gasteig das Milla Café eröffnen und sich damit dessen Zwischennutzungsprojekt „Fat Cat“ anschließen.

Dahinter stecke nicht etwa ein Masterplan, um die Marke Milla breiter aufzustellen, versichert Milla-Geschäftsführer Gerd Baumann. Er habe sich aus dem Bauch heraus für das Café entschieden, wie beim Club damals auch. Als er und sein Geschäftspartner Till Hofmann vor mehr als zehn Jahren den Partykeller unter der Holzstraße besichtigten, aus dem später die Milla werden sollte, sei es Liebe auf den ersten Blick gewesen.

Beim Gasteig habe Baumann ebenso wenig Nein sagen können. Hofmann, der auch Teil der Fat-Cat-Geschäftsführung ist, habe ihm die kleine Gastronomie-Fläche im Erdgeschoss angeboten. Zusammen mit dem dritten Gesellschafter Peter Brugger, dem Sänger der Sportfreunde Stiller, verantworten die beiden nun Club und Café.

Dass auch das Milla Café ein Überlebenskampf werden könnte, ist Baumann bewusst – das kenne er vom Club auch nicht anders. Das Team der Community Kitchen hat nach nicht einmal vier Monaten Betrieb das Handtuch geworfen, und danach, sagt Baumann, seien Gastronomen nicht gerade Schlange gestanden, um das Café zu übernehmen – der schlechten Lage wegen, vermutet er, denn es gebe kaum Laufkundschaft.

„Das ist auch eine Art Strafzettel an die Politik“

Er wolle den Versuch trotzdem wagen, nicht aus wirtschaftlichem Interesse, sondern weil man Orte schaffen müsse, an denen Künstlerinnen und Künstler niederschwellig aktiv werden könnten. „Das ist auch eine Art Strafzettel an die Politik, der zeigen soll, dass man etwas umsetzen kann, wenn der kollektive Wille da ist“, meint Baumann.

Die Milla-Booker Philipp Englhardt und Janine Irro feilen schon an einem Musikprogramm fürs Café. Denn auch dort soll, so wünscht es sich Baumann, echter „Milla-Spirit“ einziehen, unter anderem durch Jazz-Abende, DJ-Sessions und Open Decks. Aber auch die Kreativen, die im Haus Räume mieten, seien eingeladen, „sich spontan einfach einzustöpseln und loszulegen“, sagt Booker Englhardt.

Baumann, der auch Komposition an der Musikhochschule unterrichtet, kennt viele Mieter und Mitarbeiter aus dem Haus persönlich. Damit dürfte ihm ein gewisser Kundenstamm sicher sein. Ungewiss ist aber, wie lange das Milla Café bleiben darf. Falls die Zwischennutzung tatsächlich schon zum kommenden Jahresende auslaufen sollte, setzt das Café-Team auf ein möglichst mobiles Mobiliar.

Die Community Kitchen hat Mobiliar hinterlassen, zum Beispiel einen Verkaufstresen.Die Community Kitchen hat Mobiliar hinterlassen, zum Beispiel einen Verkaufstresen. (Foto: Catherina Hess)

Zum Beispiel lässt Baumann einen Holzboden über die dunklen Fliesen der Eingangshalle legen, die sonst die ungemütliche Ausstrahlung einer Schul-Aula hätte. Klebefolien in den Farben Rosa und Rot sollen die Fensterfronten aufhübschen, und für die Live-Darbietungen wird eine kleine Bühne gebaut. Manches hat die Community Kitchen auch dagelassen, zum Beispiel einen Verkaufstresen sowie eine kleine Küche mit Rollladen vor der Ausgabe.

Warm gekocht wird aber vorerst nicht. Zunächst werde es Croissants und Sandwiches geben, sagt Baumann, später vielleicht auch einfachere Gerichte. Vor allem wolle er guten Kaffee anbieten: „Keinen fruchtigen Specialty Coffee mit Hipness-Faktor, sondern klassisch italienischen, schokoladigen Kaffee zu sympathischen Preisen.“ Der Espresso soll beispielsweise nicht mehr als zwei Euro kosten.

Zu Beginn wird das Milla Café unter der Woche von 10 bis 18 Uhr und an Wochenend-Abenden bis 22 Uhr geöffnet haben, bei Veranstaltungen auch länger. Nach und nach könnten dann die Öffnungszeiten an die Bedürfnisse der Gäste angepasst werden. Los geht es am 14. September, die große Opening-Party findet später im Oktober statt – dann natürlich mit Live-Musik und viel Milla-Spirit.