Kunst auf Rädern

Wenn das Gratis-Graffiti per DHL kommt

Aktualisiert am 31.08.2025 – 14:45 UhrLesedauer: 2 Min.

Ein DHL-Lieferwagen mit einem Graffiti von Moses im Juni beim Schlachthof an der Sternschanze in Hamburg: Mit ihrer Aktion "Post-Graffiti" sorgen Taps und Moses für Gesprächsstoff.Vergrößern des Bildes

Ein DHL-Lieferwagen mit einem Graffiti von Moses im Juni beim Schlachthof an der Sternschanze in Hamburg: Mit ihrer Aktion „Post-Graffiti“ sorgen Taps und Moses für Gesprächsstoff. (Quelle: Axel Gutschenreiter @solaris100)

DHL-Lieferwagen rollen mit großflächigen Graffitis durch Hamburg. Hinter den auffälligen Schriftzügen stecken die Graffiti-Künstler Moses und Taps – ihr Werk sorgt seit geraumer Zeit für Diskussionen in der Stadt.

Wer in den letzten Monaten ein Paket in Hamburg erhalten hat, dem dürfte es kaum entgangen sein: Immer mehr DHL-Lieferwagen fallen durch bunte, großflächige Graffitis auf. Statt des gewohnt eintönigen gelben Anstrichs sind „Moses“ oder „Taps“ in bunten Buchstaben auf den Seiten und Rückwänden der Fahrzeuge zu sehen.

Fotos der bemalten Lieferwagen kursieren in den sozialen Netzwerken, werden gesammelt und wie Trophäen geteilt. Besonders in Stadtteilen wie St. Pauli oder Altona sind die auffälligen Trucks inzwischen ein gewohntes Bild.

Die beiden Künstler Moses und Taps haben damit ein neues Kapitel in der Geschichte der Hamburger Graffitikultur aufgeschlagen. Sie nennen das ganze ironisch „Post-Grafitti“ und brachten bereits im vergangenen Jahr einen Bildband über ihre Aktionen heraus.

Moses und Taps zählen zu den bekanntesten Graffiti-Künstlern Deutschlands. Ihre Werke sind auch auf S-Bahn-Waggons und jeglicher Infrastruktur entlang von Bahn-Linien zu finden – Brücken, Mauern und Schallschutzwände.

Moses, der früher angeblich unter dem Namen „Jesus“ sprühte, ist seit den 1990er-Jahren in der Szene aktiv. Laut der „Zeit“ ist er Anfang vierzig. Die Hamburger Staatsanwaltschaft kenne seinen bürgerlichen Namen, mehrfach wurde er bereits wegen illegaler Graffiti verurteilt.

Trotz wiederholter Anzeigen von DHL blieben größere Konsequenzen für die Sprayer bislang offenbar aus. Das Problem der Behörden: Um nachzuweisen, dass sie tatsächlich für die Schriftzüge verantwortlich sind, muss sie die Polizei sie auf frischer Tat erwischen oder mindestens Entwürfe ihrer Graffitis finden. Denn: Prinzipiell könnte jeder Trittbrettfahrer ihre Namen sprühen.

Die Reaktionen auf die rollenden Graffitis fallen unterschiedlich aus. Während einige die bunten Trucks als kreative Bereicherung empfinden, sieht DHL die Sache weniger entspannt. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben „sämtliche Fälle“ zur Anzeige gebracht und spricht von unzweideutiger Sachbeschädigung.

Laut Unternehmen waren über 500 Fahrzeuge betroffen. Vermutlich haben sich die Writer, wie sich Graffiti-Künstler im Szene-Slang nennen, auf die Parkplätze von Verteilzentren geschlichen, um ihre Werke auf die DHL-Fahrzeuge zu sprühen. Im laufenden Betrieb könnten sie die Graffitis gar nicht anbringen.

Die Aktion blieb zudem nicht auf Hamburg beschränkt. Auch in anderen Städten tauchen vereinzelt bemalte DHL-Fahrzeuge auf, auch von anderen Künstlern. Das Gros der Bilder in Hamburg entstand wohl 2024. Ob Moses und Taps weiterhin ihre „Post-Graffitis“ auf DHL-Fahrzeuge malen ist nicht bekannt, aber viele der bereits besprühten Trucks fahren noch durch die Stadt.