Stand: 31.08.2025 19:04 Uhr
Die „Euthanasie“-Gedenkstätte in Lüneburg hat am Sonntag ihr neues Dokumentationszentrum und ihre neue Dauerausstellung eröffnet. Mehr als 50 Angehörige von Opfern aus dem In- und Ausland nahmen am Festakt teil.
„Nie wieder darf Menschenleben als ‚unwert‘ gelten“, sagte Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) laut Mitteilung. Die neue Ausstellung zeige, „warum es niemals auch nur gedanklich eine Aberkennung der Menschenwürde geben darf“. Zudem werde vermittelt, „wie sich perfide Ideen gezielt gegen die Schwächsten richteten – gegen erkrankte und behinderte Frauen, Männer und Kinder“, erklärte der Staatsminister. Er selbst nahm nicht an dem Festakt teil.
Mindestens 440 Kinder in Lüneburg ermordet
Der Gedenkort auf dem Gelände der heutigen Psychiatrischen Klinik wurde in den vergangenen drei Jahren grundlegend umgestaltet und erweitert, wie die Gedenkstätte mitteilte. Die Ausstellung zeige unter anderem, welches Denken Voraussetzung für den systematischen Mord an Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen im Nationalsozialismus war. Sie thematisiere zudem das Handeln der Täter und die Lebensgeschichten der Opfer. In Lüneburg wurden den Erkenntnissen der Gedenkstätte zufolge in der Zeit des Nationalsozialismus mindestens 440 Kinder ermordet.
Gedenkstätten-Leiterin: Kontakt zu 350 Familien von Opfern
Insgesamt erinnert die Gedenkstätte an 2.000 Tote sowie 820 Opfer von Zwangssterilisation. Von rund 300 ausländischen Erkrankten, die in Lüneburg der „Euthanasie“ zum Opfer fielen, waren laut Gedenkstätte polnische Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter die größte Gruppe. Gedenkstätten-Leiterin Carola Rudnick sieht die Einbeziehung von Angehörigen in der Ausstellung als wichtigen Punkt: „Bis vor einigen Jahren kam die Aufarbeitung der ‚Euthanasie‘ völlig ohne Angehörige aus.“ Man habe inzwischen Kontakt zu 350 Familien, weit über 100 Lebensgeschichten von Opfern seien in die Dokumentation eingeflossen, so Rudnick. Die digitalen Informationen werden laut der Leiterin regelmäßig aktualisiert. „Die Ausstellung wird daher nie abgeschlossen sein.“
Hitlers „Euthanasie“-Erlass vom Oktober 1939 wird zum Todesurteil für Hunderttausende psychisch kranke und behinderte Menschen.
1933 wird der Nationalsozialist Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Fortan setzt das NS-Regime seinen absoluten Führungsanspruch durch – mithilfe von Terror und Propaganda.
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NDR 1 Niedersachsen | Regional Lüneburg | 29.08.2025 | 07:30 Uhr