Kaum ein Organ verrät so unverblümt, wie wir leben, wie die Haut. Schlafmangel, Stress, Sonne – all das zeichnet sich ab. Am deutlichsten aber spiegelt sie, was wir essen. „Ernährung hat eine Art Steuerungsfunktion“, sagt Dr. Sarah Bechstein, Fachärztin für Dermatologie und Mitgründerin des digitalen Hautarztanbieters FORMEL SKIN. Sie könne den Alterungsprozess beschleunigen, wenn wir uns einseitig und ungesund ernähren – oder verlangsamen, wenn auf dem Teller Vielfalt und Nährstoffe liegen.

Natürlich, die Hautalterung folgt nicht nur unseren Essgewohnheiten. Gene und Hormone geben das Grundgerüst vor, wie Dr. Bechstein erklärt. Umweltfaktoren wie UV-Strahlung, Feinstaub oder Dauerstress stellen zusätzliche Angriffe dar. Entscheidend aber sei: Ernährung bleibt der Hebel, an dem wir selbst am wirksamsten drehen können. „Komplett verhindern lässt sich Hautalterung nicht“, räumt sie ein, „aber wir können die Faltenbildung deutlich hinauszögern – und das Hautbild sichtbar verbessern.“

Darm-Haut-Achse: Wie die Verdauung unsere Haut beeinflusst

Doch wie genau wirkt Ernährung auf unsere Haut? Der Zusammenhang ist enger, als viele glauben – er beginnt im Verdauungstrakt. „Wir wissen, dass ein gesunder Darm die Haut positiv beeinflusst – das nennen wir die Darm-Haut-Achse“, erklärt Dr. Sarah Bechstein. Ist die Darmflora im Gleichgewicht, zeige sich das unmittelbar auch im Hautbild: Entzündungen gingen zurück, die Haut wirke klarer und widerstandsfähiger.

Besonders hilfreich seien dabei fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut, Kimchi, Kefir oder Kombucha. Sie enthielten Milchsäurebakterien, die das Mikrobiom – also die Gesamtheit der Bakterien, Pilze und Mikroorganismen im Darm – stärken und so auch die Haut unterstützen. „Erste Studien deuten darauf hin, dass Probiotika und fermentierte Lebensmittel Hautprobleme wie Akne, Neurodermitis oder Rosazea lindern können.“, erläutert Dr. Bechstein.

Damit werde deutlich, so die Dermatologin, dass gesunde Haut nicht allein das Ergebnis äußerlicher Pflege ist. Sie beginnt im Inneren – und vor allem im Darm.

Anti-Aging-Ernährung: Welche Lebensmittel die Haut schützen

Wer Bechsteins Rat folgt, kann seine Haut tatsächlich mit jeder Mahlzeit schützen. Besonders wertvoll seien Lebensmittel, die reich an Antioxidantien, Vitaminen und gesunden Fetten sind, sagt die Dermatologin. „Diese Nahrungsmittel schützen die Hautzellen vor oxidativem Stress und fördern ihre Regeneration.“

Im Alltag heißt das, bestimmte Lebensmittel gezielt in den Speiseplan zu integrieren: 

  • Beeren wie Blaubeeren oder Himbeeren liefern Anthocyane – Pflanzenstoffe, die entzündungshemmend wirken und den Teint ebenmäßiger erscheinen lassen. 
  • Nüsse und Olivenöl versorgen den Körper mit ungesättigten Fettsäuren, die die Hautbarriere stabilisieren und geschmeidig halten. 
  • Fetter Fisch – etwa Lachs oder Makrele – enthält reichlich Omega-3-Fettsäuren, die entzündungshemmend wirken und so Alterungsprozesse verlangsamen können.
  • Buntes Gemüse wiederum bringt eine Palette an sekundären Pflanzenstoffen mit, die als natürlicher Sonnenschutz im Körper wirken. Je farbenfroher die Auswahl, desto vielfältiger der Schutz.

Grüner Tee und Matcha: Anti-Aging-Getränke für die Haut

Nicht nur das, was wir essen, auch das, was wir trinken, kann die Hautalterung beeinflussen. Besonders grüner Tee und Matcha gelten als wirksame Begleiter einer Anti-Aging-Ernährung. Dr. Bechstein erklärt, dass diese Getränke reich an dem sekundären Pflanzenstoff Epigallocatechingallat (EGCG) seien, der stark antioxidativ wirke und entzündliche Prozesse in der Haut dämpfen könne. Sie verweist zudem auf Forschungsergebnisse: „Studien zeigen, dass Grüntee-Extrakte sowohl innerlich – etwa als Getränk oder Nahrungsergänzung – als auch äußerlich, zum Beispiel in Cremes, die Hautgesundheit unterstützen können.“

Damit werde deutlich, betont die Dermatologin, dass Ernährung und Pflege ineinandergreifen: Was im Körper entzündungshemmend wirke, könne auch auf der Haut seine regenerativen Effekte entfalten.

Zucker und Hautalterung: Warum Süßes Falten verursacht

So wie es Lebensmittel gibt, die die Haut schützen, existieren auch solche, die ihr sichtbar schaden. An erster Stelle steht Zucker. Dr. Bechstein erklärt, dass der Grund im biochemischen Prozess der Glykation liege: Zuckermoleküle heften sich an Kollagen- und Elastinfasern, jene Strukturen also, die die Haut stützen und elastisch halten. Dadurch würden sie starr und brüchig – das Ergebnis seien Falten und Spannkraftverlust. „Einfach gesagt: Glykation ist wie eine Karamellisierung im Körper – Zucker verklebt unsere Hautfasern und macht sie schneller alt“, sagt Bechstein.

Die Wissenschaft bestätigt diesen Effekt. Eine Studie des Dermatologen F. William Danby, erschienen 2010 in Clinical Dermatology, beschreibt, wie Zucker Kollagen und Elastin im Bindegewebe schädigt. Besonders problematisch: UV-Licht verstärkt diesen Vorgang und beschleunigt die Bildung sogenannter Advanced Glycation Endproducts (AGEs) – dauerhafte Zucker-Eiweiß-Verbindungen, die sich im Gewebe ablagern und die Hautstruktur zusätzlich verhärten.

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Nach Einschätzung von Dr. Bechstein wirkt Industriezucker dabei besonders aggressiv. Hinzu komme, dass hoher Zuckerkonsum den Insulinspiegel sprunghaft ansteigen lasse. Die Bauchspeicheldrüse reagiere mit einer erhöhten Insulinproduktion, was entzündliche Prozesse im Gewebe fördere und Unreinheiten wie Pickel begünstigen könne. Anders bewerte sie den Fruchtzucker aus ganzen Früchten: „Fruchtzucker aus ganzen Früchten ist durch Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe eingebettet und dadurch weniger problematisch – dennoch sollte auch er in Maßen konsumiert werden“, betont die Dermatologin.

Sie empfiehlt deshalb, den Konsum insgesamt deutlich zu reduzieren. „Als Alternative eignen sich kleine Mengen Honig oder Datteln, weil sie zusätzlich Mineralstoffe und Antioxidantien enthalten“, sagt sie. Auch Zuckeraustauschstoffe wie Erythrit oder Stevia könnten eine Option sein. Doch Bechstein warnt zugleich: „Sie sind kein Gesundheits-Booster – am besten ist es, den Süßkonsum generell zu reduzieren.“

Milch, Salz und Fertigprodukte: Diese Lebensmittel lassen die Haut schneller altern

Nicht nur Zucker beschleunigt den Alterungsprozess der Haut. Auch andere Lebensmittel können das Hautbild deutlich verschlechtern. Dr. Sarah Bechstein weist darauf hin, dass vor allem Milch kritisch zu betrachten sei. „Es gibt Hinweise, dass Milch – insbesondere fettarme – hormonähnliche Substanzen enthält, die die Talgproduktion anregen und Akne fördern können“, erklärt die Dermatologin.

Doch während Kuhmilch zunehmend kritisch gesehen wird, greifen viele inzwischen selbstverständlich zu pflanzlichen Alternativen. Vor allem Hafermilch gilt als gesunde Lösung – milchfrei, pflanzlich, modern. Doch ist sie wirklich die bessere Wahl? Lesen Sie hier weiter: Hafermilch ungesund? Warum mein Hausarzt mich davor warnte

Auch Salz könne sich negativ bemerkbar machen. Zu große Mengen führten, erklärt Dr. Bechstein, zu Wassereinlagerungen, die die Haut aufquellen lassen und damit weniger straff erscheinen lassen.

Darüber hinaus hätten Weißmehlprodukte und stark verarbeitete Lebensmittel nach ihren Worten einen ähnlichen Effekt wie Zucker: Sie ließen den Blutzuckerspiegel rasch ansteigen und förderten auf diese Weise Entzündungen sowie eine beschleunigte Hautalterung. Und noch ein weiterer Faktor spiele eine Rolle: Gesättigte Fette und Transfette aus Fertigprodukten könnten stille Entzündungen im Körper verstärken – mit unmittelbaren Folgen für die Haut.

Kaffee und Hautalterung: Mythos oder Wahrheit?

Viele Menschen fürchten, dass Kaffee der Haut schadet – doch das Gegenteil ist der Fall, solange er nicht im Übermaß konsumiert wird. Dr. Sarah Bechstein betont: „In moderaten Mengen ist Kaffee sogar positiv, da er Polyphenole liefert und antioxidativ wirkt.“ Damit könne er die Zellen vor oxidativem Stress schützen und sogar einen Beitrag zur Flüssigkeitsbilanz leisten.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, täglich nicht mehr als drei bis vier Tassen zu trinken. Insgesamt sollte die Flüssigkeitszufuhr bei gesunden Erwachsenen bei rund eineinhalb Litern liegen. Bechstein warnt jedoch, dass oberhalb dieser Empfehlung die Vorteile ins Gegenteil kippen könnten: Zu viel Koffein entwässere den Körper, die Haut trockne aus, verliere an Spannkraft und wirke fahl.

Mehr zum Thema Anti-Aging Nahrungsergänzungsmittel für die Haut: Wann sie sinnvoll sind

Der Markt für Pulver, Kapseln und Drinks wächst rasant. Fast jedes Produkt verspricht jüngere, straffere Haut. Doch die Realität ist komplexer. Dr. Bechstein warnt vor überzogenen Erwartungen: „Nahrungsergänzung ist sinnvoll, wenn echte Mängel bestehen – zum Beispiel Vitamin D oder Eisen. Aber kein Supplement ersetzt eine gesunde Ernährung.“

Einige Präparate könnten dennoch einen gewissen Effekt haben. So lasse sich die Hautelastizität durch Kollagenpräparate leicht verbessern. Hyaluronsäure hingegen wirke, wie Dr. Bechstein erklärt, äußerlich deutlich stärker als innerlich. Auch Probiotika gelten in der Forschung als vielversprechend, da sie über die Darmflora entzündliche Hautprobleme positiv beeinflussen könnten – wenngleich die Studienlage hier noch nicht eindeutig sei. Welche Nahrungsergänzungsmittel darüber hinaus sinnvoll sein können, erläutert der Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl: Dr. Riedl: Diese Nahrungsergänzungsmittel sind wirklich sinnvoll

Am Ende bleibe eine ausgewogene Ernährung die wichtigste Grundlage, erklärt die Dermatologin weiter. Nahrungsergänzung könne sie unterstützen, aber niemals ersetzen.

Gesunde Haut durch Ernährung: Drei Schritte für eine erfolgreiche Umstellung

Wer Zucker, Milch, Weißmehl und Fast Food meidet, sieht oft schon nach wenigen Wochen erste Veränderungen im Spiegel. Für nachhaltige Ergebnisse brauche es jedoch Geduld und Konsequenz, erklärt Dr. Sarah Bechstein: „Eine Ernährungsumstellung wirkt nicht über Nacht. Erst nach drei bis vier Monaten stabilisiert sich das Hautbild dauerhaft.“

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Ihr Rat lässt sich auf drei einfache Schritte herunterbrechen. Erstens: mehr Antioxidantien. Buntes Gemüse, Beeren und Zitrusfrüchte sollten täglich auf den Teller, Obst in Maßen – und besser als ganze Frucht statt als Saft, weil Ballaststoffe den Zuckeranteil abpuffern. Zweitens: gesunde Fette. Omega-3-reiche Lebensmittel wie Fisch, Leinsamen oder Walnüsse stärken die Hautbarriere und wirken entzündungshemmend. Drittens: weniger Zucker und Fertigprodukte. Wer stark verarbeitete Lebensmittel reduziert und frische Zutaten bevorzugt, stabilisiert den Blutzuckerspiegel – und bremst die vorzeitige Hautalterung.