Dirigent Stanislav Kochanovsky leitet Orchester und Solistinnen bei Verdis Requiem.

AUDIO: Berührend und kraftvoll: SHMF endet mit Verdis Requiem  (4 Min)

Stand: 31.08.2025 23:00 Uhr

Mit einem riesigen Chor, der NDR Radiophilharmonie und Stanislav Kochanovsky am Pult ging am Sonnabend das Abschlusskonzert des SHMF in Lübeck über die Bühne. Am Sonntag ist das Werk ein weiteres Mal aufgeführt worden.

von Linda Ebener

„Ich finde, es ist eines der berührendsten Werke überhaupt“, sagt Selke Harten-Strehk, langjähriges Mitglied des Schleswig-Holstein Festivalchores. „Die Theatralik, die Verdi in der Oper immer wieder zeigt, ist auch hier dabei. Gleichzeitig gibt es Momente, die so besonders und ergreifend sind, dass man nach einer schönen Aufführung beglückt hinausgeht – und wer vielleicht einen Angehörigen verloren hat, auch mit einer gewissen Wehmut.“

Wenn ein großer Chor mit leisen Tönen Gänsehaut erzeugt

Der Schleswig-Holstein Festivalchor hat zusammen mit dem Schweizer Jugendchor, der NDR Radiophilharmonie und einem Solistenensemble die Gäste emotional berührt. Im Saal wurde es vor allem an den Stellen ganz ruhig, als der Chor ganz leise gesungen hat. Es war sehr beeindruckend, wie so ein großer Chor so leise Töne von sich geben kann. Das findet auch Elena Hischier. Sie singt im Sopran des Schweizer Jugendchores. „Es ist schon etwas Besonderes, dass wir in dieser Gruppe dieses große Werk singen können“, findet Hischier. „Es hat eine riesige Kraft, aber trotzdem geht es von diesem Pianissimo wirklich in dieses große Fortissimo. Ich finde diese Gegensätze besonders berührend.“ 

Stanislav Kochanovsky dirigiert rund 240 Musikerinnen und Musiker

Dirigent Stanislav Kochanovsky hat die rund 240 Musikerinnen und Musiker alle fest im Griff. „So einen Riesenchor und alles andere zusammenzuhalten, ist schon eine enorme Leistung“, meint ein Zuschauer nach dem Konzert. Eine andere Besucherin findet: „Sehr beeindruckend, sehr feinfühlig – er hatte eine enorme Spannbreite an leise, laut und vom Rhythmus her. Er war sehr präsent in einer mir sehr sympathischen Art und Weise.“

Stanislav Kochanovsky dirigiert.

Kochanovsky und die NDR Radiophilharmonie haben am Sonnabend und Sonntag in Lübeck Verdis Requiem gespielt.

Das Agnus Dei erklingt beim Konzert am Sonnabend bereits, doch es wird plötzlich wegen eines medizinischen Notfalls unterbrochen. Nach rund 20 Minuten kann es dann weitergehen. Die Musikerinnen und Musiker haben sich nichts anmerken lassen. Das Stück bringt einige Herausforderungen mit sich, erklärt Festivalchor-Mitglied Harten-Strehk: „Es braucht wirklich sehr gute Technik, um dieses Werk so zu singen, dass die Stimme danach nicht völlig erschöpft ist. Jeder muss sich deshalb stark auf die Technik konzentrieren – und nicht nur auf das Gefühl, das wir als Chor auch vermitteln wollen. Verdi verlangt uns hier eine Mischung aus hohem Anspruch und großer emotionaler Dichte ab.“

Intendant Christian Kuhnt: „Verdis Requiem lässt niemanden kalt“

Verdis Requiem ist ein emotionales Stück, das bereits vor 40 Jahren beim SHMF gespielt wurde. Deshalb passe es jetzt so gut zum diesjährigen Jubiläum, betont Festivalintendant Christian Kuhnt: „Es lässt niemanden kalt. Auch wer keine Klassikkennerin oder kein Klassikkenner ist, wird von diesem Werk überwältigt – auf eine absolut positive Weise. Es ist ein wirkungsmächtiges Stück, das mich jedes Mal aufs Neue fasziniert. Danach brauche ich oft zehn, fünfzehn Minuten, um mich von diesem Eindruck zu erholen, so emotional ist es.“ Verdis Requiem sei ein wunderbarer Schlusspunkt für eine aufregende, farbenfrohe Festivalsaison, findet Kuhnt.

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