Trump treibt China mit Zöllen in die Isolation: Länder geraten unter Druck, sich zwischen den USA und China zu entscheiden – mit Folgen für Handel, Allianzen und globale Lieferketten.
Die Trump-Administration nutzt die Verhandlungen über die Reduzierung der „reziproken“ Zölle, um China von globalen Handelsnetzwerken zu isolieren. Diese Politik zwingt Länder weltweit, sich zwischen Washington und Peking zu positionieren. Für Unternehmen und Märkte bedeutet dies neue Unsicherheiten, während geopolitische Allianzen neu geformt werden.
Trump: USA nutzt Zollpolitik für geopolitische Ziele – gegen China
Finanzminister Scott Bessett präsentierte im Juni 2024 im Rahmen des sogenannten Mar-a-Lago Accord einen Plan, um Chinas Zugang zu globalen Lieferketten einzuschränken. In den Verhandlungen der US-Regierung mit über 70 Ländern bieten die USA Zollerleichterungen im Tausch gegen Zusagen, chinesische Unternehmen auszuschließen, den Warentransit durch Drittländer zu blockieren und chinesische Industrieprodukte aus ihren Märkten fernzuhalten. Ziel ist es, Umgehungstaktiken wie Transshipments zu unterbinden, mit denen China US-Zölle umgeht.
Einige Länder wurden bereits angesprochen, andere erwarten bald konkrete Forderungen. Trump betonte in einem Interview, dass Nationen wie Panama, die ihre Teilnahme an Chinas „Belt and Road“-Initiative reduziert haben, engere Beziehungen zu den USA erwarten können. Die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen, aber die Richtung ist klar. Washington setzt wirtschaftliche Anreize ein, um geopolitische Ziele durchzusetzen. Daten des US-Handelsministeriums zeigen, dass China 2024 Waren im Wert von 439 Milliarden US-Dollar in die USA exportierte. Zusätzlich wird ein erheblicher Teil über Drittländer wie Mexiko oder Vietnam geliefert, um Zölle zu vermeiden.
Digitaler Graben: Trump/USA oder China?
Neben dem Handel setzt die US-Regierung auf technologische Abgrenzung. Brendan Carr, Vorsitzender der Federal Communications Commission (FCC), forderte europäische Länder auf, sich zwischen US- und chinesischen Technologie-Ökosystemen zu entscheiden. Besonders in Bereichen wie Satelliteninternet und künstliche Intelligenz sieht er keinen Raum für Neutralität. Carr kritisierte insbesondere Europas Zurückhaltung bei der Zusammenarbeit mit Starlink, dem Satelliteninternetdienst von Elon Musk, und stellte dies als Prüfung ihrer geopolitischen Ausrichtung dar.
Europäische Telekommunikationsunternehmen wie BT oder Virgin Media O2 liegen bei der Breitbandgeschwindigkeit hinter Starlink zurück. Dennoch zögern sie, die Plattform vollständig zu nutzen, da sie regulatorische Unsicherheiten und die Möglichkeit fürchten, dass die USA den Dienst einseitig einschränken könnten, wie es in der Ukraine gemacht wurde. Gleichzeitig gewinnen europäische Satellitenanbieter wie Eutelsat und SES an Bedeutung, da die EU die militärischen Breitbandbedürfnisse der Ukraine durch heimische Unternehmen decken will.
Carr bietet europäischen Unternehmen wie Ericsson und Nokia Anreize, um sie enger an die USA zu binden. Beide könnten schnellere regulatorische Genehmigungen erhalten, wenn sie ihre Produktion in den USA ausbauen. Ericsson prüft laut seinem CEO eine Erweiterung der US-Standorte, während Nokia, das bereits fünf Produktionsstätten und mehrere Forschungszentren in den USA betreibt, weitere Investitionen plant. Laut dem US-Wirtschaftsministerium stammen 15 Prozent der US-Telekommunikationsinfrastruktur von diesen beiden Unternehmen.
Asien vertieft Alternativen zum US-Markt
Die US-Strategie hat globale Auswirkungen. Einige Länder suchen Alternativen, um dem Druck zu entgehen. Vietnam signalisierte im Rahmen des Besuchs von Präsident Xi Jinping in dieser Woche Interesse an einer BRICS-Mitgliedschaft. Dies wird als Reaktion auf Unsicherheiten durch US-Zölle interpretiert, die Vietnams Exporte in die USA bedrohen. Allerdings ist dieser Schritt nicht risikofrei. 30 Prozent des vietnamesischen Bruttoinlandsprodukts beruhen auf Ausfuhren in die USA. Auch Sri Lanka, Bangladesch und Hong Kong streben eine Mitgliedschaft in der Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) an, einem von China dominierten Handelsblock mit einem Handelsvolumen von 3,37 Billionen US-Dollar im Jahr 2024.
Europa steht vor einer besonders schwierigen Entscheidung. Bei den derzeitigen Verhandlungen zwischen den USA und der EU wollen die USA die Gemeinschaft zwingen, zwischen ihnen und China zu wählen. Die EU ist wirtschaftlich stark mit beiden Mächten verflochten. China war 2024 mit einem Handelsvolumen von 731 Milliarden Euro der zweitgrößte Handelspartner, während die USA mit 865 Milliarden Euro der wichtigste Handelspartner waren. Carr warnte, dass eine Annäherung an chinesische Technologieunternehmen das transatlantische Bündnis schwächen werde. Gleichzeitig müssen europäische Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern, während die Handelsbarrieren steigen.
Trump riskiert globale Abkehr von den USA
Insbesondere für die EU ist es nicht möglich, zwischen China und den USA die USA zu wählen. Neben der schieren Größe des Handels zwischen der Union und der Volksrepublik ist die EU von vielen Produkten strategisch abhängig. Auf der anderen Seite hat die EU noch eine ganze Reihe von Folterinstrumenten in Bezug auf die USA in der Tasche, die vor allem die amerikanischen Tech- und Pharmaunternehmen empfindlich treffen können. Trump spielt ein sehr gefährliches Spiel, sich gleichzeitig praktisch mit der gesamten restlichen Welt anzulegen. Denn was passiert, wenn sich diese Länder und Blöcke nun gegen die USA wenden? Dabei steht Trump unter einem größeren zeitlichen Druck als die EU.
Bereits die erste Welle der Preiserhöhungen hat in den USA Proteste ausgelöst. Doch sie ist nur ein Vorgeschmack auf das, was in etwa vier bis sechs Wochen folgen wird, wenn die derzeit in China verschifften Waren die amerikanischen Häfen erreichen. Die stärkste Welle der Inflation wird die amerikanischen Verbraucher jedoch erst dann treffen, wenn die Lager, die Anfang des Jahres in Erwartung der Zölle aufgefüllt wurden, leer sind.
Eine kleine Region hat nun ihre Wahl klar gemacht. Grönland bevorzugt es, lieber weiter mit China Handel zu treiben, statt mit den USA.
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