Auch in der neuen Börsenwoche bleiben Sorgen über die Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed im Blick der Anleger. Der US-Senat hat für den 4. September die Anhörung zur Ernennung von Stephen Miran als Nachfolger der Fed-Gouverneurin Lisa Cook angesetzt. „Selbst ohne die Ereignisse der vergangenen Tage wäre er an seiner neuen Arbeitsstätte auf große Vorbehalte gestoßen – zu klar ist seine Aufgabe, im Board of Governors und im FOMC der Stimme seines Herrn Gehör zu verschaffen“, kommentieren die Experten der Helaba. Trump hatte am Montag der alten Woche die Entlassung Cooks wegen des Vorwurfs des Hypothekenbetrugs verkündet und damit neue Sorgen über die Unabhängigkeit der US-Notenbank geschürt. Cook wehrt sich gegen ihre Abberufung und will juristisch dagegen vorgehen.

Fed-Sorgen drückten den Dax in der alten Woche unter die 24.000-Punkte-Marke. Experten zeigen sich jedoch optimistisch. „Es liegt nicht im Interesse von Donald Trump, der Fed ihre Autonomie zu nehmen: Die Kosten wären zu hoch, da sie die Renditen in die Höhe treiben und den Dollar schwächen würden“, sagt etwa Patrice Gautry, Chefvolkswirt der Schweizer Privatbank UBP. Stattdessen verfolge der US-Präsident die Strategie, dafür zu sorgen, dass sich die Mehrheit der Fed-Gouverneure der geldpolitischen Doktrin der Regierung anschließe.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed bei ihrer nächsten Sitzung wie von Trump gewünscht die Zinsen nach einer längeren Pause wieder senkt, wird an den Terminmärkten derzeit auf etwa 90 Prozent geschätzt. In seiner Rede auf der jährlichen US-Notenbankkonferenz in Jackson Hole wies Fed-Chef Powell zuletzt auf wachsende Risiken für den Arbeitsmarkt hin, betonte aber auch die Gefahr einer hartnäckigeren Inflation. Damit öffnete er die Tür für niedrigere Zinsen, ohne sich auf die nächste Zinssitzung Mitte September festzulegen. Die Fed versucht, mit straffer Geldpolitik die hohe Inflation einzudämmen, ohne die Konjunktur abzuwürgen.

Im Rampenlicht in dieser Konjunkturdatenwoche stehen daher die US-Arbeitsmarktzahlen für August, die am Freitag veröffentlicht werden. „Vor einem Monat löste der US-Arbeitsmarktbericht für Juli heftige Turbulenzen aus und führte zur Entlassung der Chefin der Statistikbehörde“, erinnern die Commerzbank-Experten Christoph Balz und Ralph Solveen. Anleger blicken zudem auf die Arbeitsmarktdaten für die Eurozone im Juli und die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie im Euroraum im August, die heute veröffentlicht werden.

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Zudem zeichnet sich im Dax erstmals in diesem Jahr ein Wechsel ab. Der Anlagenbauer GEA hat nach der August-Rangliste der Deutschen Börse gute Chancen, zum ersten Mal in die Elite der 40 schwersten deutschen Börsenwerte einzuziehen. Er könnte dort den Laborausrüster Sartorius ablösen. Ebenfalls ein Abstiegskandidat ist der Sportwagenbauer Porsche AG. Als mögliche Nachfolger werden die Deutsche Lufthansa oder der Immobilienportalbetreiber Scout24 gesehen. Die Entscheidung der Börse-Tochter ISS Stoxx wird aber erst am Mittwoch gegen 22.00 Uhr erwartet.