„Gelebte Gleichberechtigung“
Münchner Uni-Professorin will Frauen zum Wehrdienst zwingen
01.09.2025 – 07:17 UhrLesedauer: 2 Min.
Rekruten der Bundeswehr (Archivbild): Vor 15 Jahren wurde die Wehrpflicht in Deutschland ausgesetzt. (Quelle: IMAGO/Björn Trotzki)
Die Präsidentin der Bundeswehr-Uni München will Frauen zum Wehrdienst verpflichten. Dahinter steckt ein überraschendes Gleichberechtigungs-Argument.
Eva-Maria Kern, Präsidentin der Universität der Bundeswehr München, hat sich für eine Wehrpflicht ausgesprochen, die auch Frauen einschließt. In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ stellte die 54-Jährige eine provokante Frage: „Und warum sollten sich nicht auch Frauen im Rahmen eines Wehrdienstes für den Schutz unserer Demokratie einsetzen? Für mich ist das gelebte Gleichberechtigung.“
Die gebürtige Österreicherin, die seit Januar 2023 die Münchner Bundeswehr-Universität leitet, sieht die Wiedereinführung der vor 15 Jahren ausgesetzten Wehrpflicht als unausweichlich an. „Sicher ist, dass die dafür erforderliche Infrastruktur wieder aufgebaut werden muss“, erklärte Kern. Die bisherigen Kreiswehrersatzämter seien weggefallen, die jetzigen Karrierecenter kümmerten sich nur um Zeitsoldaten.
Besonders jungen Frauen rät die Universitätspräsidentin, sich die Bundeswehr anzuschauen: „Ich gebe jungen Frauen den Rat, dass sie sich die Bundeswehr einfach einmal persönlich anschauen, im Rahmen eines Truppenbesuches oder eines Praktikums.“ Sie kenne persönlich viele Soldatinnen, die sich bei der Bundeswehr wohlfühlten.
Kern zeigt sich optimistisch, auch in München genügend Freiwillige zu finden. „Gerade in und um München sind in den vergangenen Jahren auch von jungen Leuten Defence Start-ups gegründet worden“, sagte sie. Ein lebendiges Innovationsökosystem im Verteidigungsbereich sei vorhanden.
Die entscheidende Voraussetzung für den Wehrdienst sei der „innere Antrieb, sich bei der Bundeswehr für die Sicherheit und die Freiheit unserer Gesellschaft einzusetzen“. Der Faktor Geld allein reiche dafür nicht aus. Alle müssten sich damit auseinandersetzen, „was sie bereit sind, zur Sicherheit unserer Gesellschaft beizutragen“.
Statt von Kriegstüchtigkeit spricht Kern lieber von einer „wehrhaften“ Gesellschaft. „Es geht darum, dass wir einem potenziellen Aggressor zeigen, dass wir uns als Staat wehren können und ihn damit abschrecken.“