Auf Reisen sammeln wir Inspiration. Ein schöner Radweg, eine gute Autobahnraststätte oder ein kostenloses Freibad – das Gras wirkt manchmal grüner als zuhause. Eine (unvollständige) Liste von guten sommerlichen Ideen aus dem Ausland, gesammelt von Simon Wenzel
Berlin ist ziemlich grün für eine Großstadt, in Brandenburg gibt es kilometerlange Radwege und viele schöne Seen. Auch hier in der Region gibt es gute stadtplanerische Ideen und historisch gewachsene Stärken. Es soll in diesem Artikel nicht darum gehen, dass hier alles schlecht wäre. Aber in der Urlaubszeit hat unsere Redaktion im Ausland auch einiges entdeckt: eine (unvollständige) Liste.
Tempo 30 steht auf Dutzenden Hauptstraßen wieder zur Debatte
Auf Dutzenden Berliner Hauptstraßen wurde wegen schlechter Luftqualität Tempo 30 eingeführt. CDU-Verkehrssenatorin Bonde will dies zurückdrehen. Die SPD befürchtet negative Auswirkungen für Schüler und fordert erst eine ausführliche Prüfung.mehr
Ein Monat ohne Auto auf Probe
In der Schweiz gibt es ein Projekt namens „31days“. Aktueller Stop: Basel. Hier können Menschen, die sich freiwillig bewerben, ihr Auto probeweise für einen Monat stehen lassen und bekommen dafür ein landesweites Ersatz-Mobilitätspaket. Kostenlosen Zugang zum Nah- und Fernverkehr in der gesamten Schweiz, kostenlose Nutzung der Baseler Stadt-Leihräder (auch E-Bikes) und sogar kostenloses Car-Sharing.
Die Initiatoren des Projekts wollen damit Anreize zur Reduktion der Autos in der Stadt schaffen, vor allem derer mit Verbrennermotor. Basel ist nicht die erste Stadt in der Schweiz, in der der autofreie Monat angeboten wird. In Winterthur nahmen nach Angaben der Initiative knapp über 1.000 Leute Teil – 563 Autos blieben dadurch einen Monat lang stehen. Erkenntnisse über die Langzeiteffekte gibt es noch nicht. Eine Studie zweier Schweizer Universitäten fragt dafür zunächst im kommenden Jahr die Teilnehmenden ab – dann lässt sich sagen, ob Menschen dadurch dauerhaft vom eigenen Auto wegzubringen waren.
Kühler Sprühnebel an heißen Tagen
Was wünscht man sich bei hohen Temperaturen in einer aufgeheizten Stadt am meisten? Einen Sprung ins kühle Nass. Ganz so gut wird’s nicht, aber immerhin: Kaltes Wasser spielt eine Rolle bei dieser Idee.
In Wien werden besonders heiße Orte – viel Asphalt, wenig Pflanzen und Schatten – zu „Cooling Points“. Angeschlossen an 100 Hydranten in der Stadt gibt es dort Schatten und „Sommerspritzer“ – Sprühvorrichtungen, die feine Sprühnebelschleier aus kaltem Wasser spenden. Ein Traum an heißen Sommertagen! In einer App sind die kühlenden Oasen zu finden.
Wien ist natürlich nicht die einzige Stadt, auch in anderen Metropolen kommen ähnliche Konzepte zum Einsatz und in Berlin gibt es seit diesem Jahr ebenfalls einen ersten „Cooling Point“ nach Wiener Vorbild – leider noch ohne Sprühnebel, der kommt erst 2026.
Eine Frau kühlt sich in Wien an einer Sprühnebeldusche ab.
Ein Wald auf dem Rathausvorplatz
Ein besonders prominentes Beispiel dieses Sommers ist der „Stadtwald“ in Paris. Dort wurde über Jahre aufwendig der ehemals komplett versiegelte Rathausplatz aufgerissen und zu einem Mini-Wald umgestaltet. 150 Bäume sind jetzt auf dem Platz zuhause. Ein echter Hingucker – die Bilder machten auch in den sozialen Medien die Runde.
Die Neugestaltung ist Teil eines Begrünungsprogramms in der gesamten Stadt, auch am Place de Catalogne wurde ein „Stadtwald“ gebaut. Überhaupt passiert in Paris gerade vieles, das die Stadt klimafreundlicher aufstellen soll. Auch die Umgestaltung des Seine-Ufers und die Einrichtung von Badestellen waren ein Erfolg.
Das war zugegebenermaßen aber auch bitter nötig: Paris hatte und hat immer noch viele versiegelte Flächen, ist dichter besiedelt und hat deutlich weniger Grünflächen und Parks als Berlin. Bei Hitzewellen zählte die französische Hauptstadt seit Jahren zu den am schlechtesten vorbereiteten. Im Stadtwald vor dem Rathaus wurden übrigens bereits ausgewachsene Bäume eingepflanzt – aus den Niederlanden und Deutschland.
Kostenlose öffentliche Toiletten in der U-Bahn
In Taipeh, der Hauptstadt Taiwans mit rund 2,5 Millionen Einwohnern und Einwohnerinnen, gibt es in den U-Bahnstationen kostenlose Toiletten. An größeren Stationen sind zudem Räume eingerichtet, in denen Mütter ihre Kinder stillen können. Meist sind die kostenlosen WCs sauber und in gutem Zustand, auf Monitoren wird sogar angezeigt, wie viele und welche gerade frei sind.
Gratis ÖPNV für Touristen (auch in Deutschland)
Im deutschsprachigen Raum gibt es in immer mehr Städten und Regionen kostenlose Nahverkehrsnutzung für Hotelgäste – auch und gerade im ländlichen Raum ist das Angebot verbreitet. Die „Gästekarte“ gibt es beispielsweise im Bayerischen Wald, im Harz, im Schwarzwald oder der Eifel. Es sind aber auch Städte wie Basel in der Schweiz dabei. Sogar in die Uckermark hat es das Angebot schon geschafft: Die Kurkarte ermöglicht Touristen kostenfreie Bus-Nutzung.
Neue A100-Verlängerung in Berlin startet mit Staus
20 Minuten für rund 3 Kilometer: Drei Tage nach der offiziellen Eröffnung müssen sich Autofahrer auf der A100-Verlängerung Richtung Treptow mehr gedulden, als dass sie schneller vorankommen. Doch der Stau ist eingeplant.mehr
Gratis ÖPNV für alle (im reichsten Land der Welt)
In Luxemburg sind die Öffis einfach gleich komplett gratis – für alle: Einheimische und Touristen. 2020 wurden Fahrpreise abgeschafft und die Regelung gilt für das gesamte (zugegebenermaßen sehr kleine) Land, also auch in „Fern“-Zügen. Selbst Fahrräder können kostenfrei mitgenommen werden. Nur für die erste Klasse müssen hier Tickets erworben werden.
Damit wollte Luxemburg sein Autoproblem eindämmen – das Land hatte die höchste Pkw-Dichte in der gesamten Europäischen Union und Kraftstoff ist hier immernoch sehr günstig. Weder das Gras noch die Klimabilanz sind hier also grüner: Luxemburg ist weiterhin ein ziemliches Autoland.
Ob der Versuch, mit dem kostenlosen ÖPNV entegegen zu wirken, erfolgreich ist, bleibt abzuwarten. Die Kosten werden aus Steuermitteln getragen, das sollte immerhin machbar sein: Gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist Luxemburg mit großem Abstand das reichste Land der Welt.
Die „Cirkelbroen“ in Kopenhagen – architektonisch wertvoll und infrastrukturell praktisch.
Radbrücken als Touristenattraktion und Hauptverkehrsader
In Kopenhagen wurde in den letzten Jahrzehnten viel Geld in spektakuläre Rad- und Fußgängerbrücken im Hafenbereich investiert. Die meisten sind inzwischen auch schon zehn Jahre alt, es ist also kein ganz neues Projekt mehr, was hier beschrieben wird.
Vor allem zwei der Brücken – die geschlängelte „Cykelslangen“ und die „Cirkelbroen“ (kreisförmige Brücke) – sind inzwischen aber viel mehr als „nur“ ein praktischer Fahrradweg. Mit ihren architektonisch wertvollen Designs sind sie auch Touristenmagneten und beliebte Fotomotive.
Kopenhagen gilt generell als eine der fahrradfreundlichsten Städte der Welt, das kommt auch daher, dass viel Geld in die Infrastruktur geflossen ist. Die Brücken sind da nur das optisch auffälligste Beispiel.