„Wir sind ganz weit weg von einem Bauboom„, sagte Voigtländer. Dieses Jahr könnten nach seinen Angaben weniger als 200.000 neue Wohn-Einheiten fertig werden. Dabei sage die Bundesregierung selbst, „mehr als 320.000 bräuchten wir eigentlich“. Gerade in großen Städten wie Berlin oder Leipzig müsse aber mehr gebaut werden, „weil der Einwohnerdruck so groß ist“.

Mehr Innovation für günstigeres Bauen

So aber werde dieser Bau-Turbo „ganz schnell verpuffen“, war sich der Wirtschaftsforscher sicher. Man müsse „an die Baukosten ran“ und mehr Innovation zulassen. Bau-Standards und Vorschriften seien zu restriktiv, „so dass kaum etwas neues, günstigeres geschaffen werden kann“. Das ganze Interview mit Prof. Dr. Michael Voigtländer können Sie hier hören.

Anhörung kommende Woche am Mittwoch

Der geplante „Bau-Turbo“ soll vor allem für eine Beschleunigung von Bauverfahren sorgen, was aber zunächst vor allem für Diskussionen sorgt. Statt die Wohnungskrise zu entschärfen, befürchten Kritiker noch höhere Kosten, mehr Flächenversiegelung und sinkende Bauqualität.

Ein Bündnis aus Architekten-, Umwelt- und Sozialverbänden forderte Nachbesserungen und setzt eher auf einen „Umbau-Turbo“ als auf Neubau, legt den Fokus also auf Sanierung, Nachhaltigkeit und bezahlbaren Wohnraum.

Auch die Deutsche Umwelthilfe schloss sich dem an. Sie kritisierte vor der ersten Anhörung zur Novelle des Baugesetzbuchs, der „Bau-Turbo“ setzt auf kurzfristige Quantität statt auf langfristige Qualität: „Demokratische Planung, soziale Gerechtigkeit und Umweltstandards drohen auf der Strecke zu bleiben.“ Die DUH lehnt den Entwurf in seiner aktuellen Form ab, forderte gleichwohl aber eine „umfassende BauGB-Novelle für sozial gerechte und ökologische Stadtentwicklung noch in dieser Legislaturperiode“.

Zu dem Gesetzentwurf, den die Fraktionen von CDU/CSU und SPD vor der Sommerpause in den Bundestag gebracht hatten, soll es nun am Mittwoch, am 10. September im zuständigen Ausschuss eine Anhörung geben.