Kommentar zu Umweltzertifikat
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Tesla hat mehr getan als nur die gesetzliche Verpflichtung
Mo 01.09.25 | 16:46 Uhr | Von Andreas Oppermann
Bild: dpa/Patrick Pleul
Der US-Elektroautohersteller Tesla wurde mit dem Umweltzertifikat EMAS ausgezeichnet. Damit verpflichtet sich der Konzern, seine Auswirkungen auf die Umwelt jährlich zu erfassen. Kritiker sprechen von „Greenwashing“. Ein Kommentar von Andreas Oppermann
Seit sich Elon Musk vor nun fast sechs Jahren dazu entschied, in Grünheide (Oder-Spree) eine Tesla-Fabrik zu bauen, gibt es Proteste. Dabei stehen vor allem Umweltaspekte im Vordergrund: Wasser, Abwasser, Umgang mit Schadstoffen und die Sorge vor einem schweren Unfall im Wasserschutzgebiet.
Tesla sieht sich als Teil der Lösung von Umweltproblemen – nicht als deren Verursacher
Das Management des Autobauers stört die regelmäßigen Vorwürfe. Schließlich sieht man sich bei Tesla als Teil der Lösung gravierender Umweltprobleme und nicht als deren Verursacher. Etwa bei der Reduktion von Kohlenstoffdioxid (CO2) durch die E-Autos, aber auch dem Einsatz von Erneuerbaren Energien bei der Produktion und dem Einsatz von Ressourcen.
Es scheint, als ob die Tesla-Fabrik in Grünheide schon in vielen Belangen da angekommen ist, wo der Großteil der deutschen Industrie noch hin will beziehungsweise muss – also einer möglichst CO2-freien Produktion von klimafreundlichen Produkten. Zuletzt hat das Fachjournal „Environmental Science & Technology“ konstatiert, dass – unabhängig vom Hersteller Tesla – E-Autos eine deutlich bessere Umweltbilanz als Verbrenner haben [pubs.acs.org].
Mit dem am Montag verliehenen europäischen Umweltzertifikat „Eco-Management and Audit Scheme“ (EMAS) geht das Unternehmen einen weiteren Schritt: Ab sofort muss jedes Jahr öffentlich gemacht werden, wo Tesla zum Beispiel beim Umgang mit Wasser, Energie oder Recycling aktuell steht und wie man besser werden will. Dazu wurde in einem aufwändigen Verfahren ein komplexer Prozess installiert.
Der erste Bericht zeigt, dass Tesla vielfach mehr getan hat, als nur der gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen, etwa bei den Ersatzmaßnahmen für gerodeten Wald oder mit dem Bau einer eigenen Industriewasserkläranlage, um den Wasserverbrauch deutlich zu senken.
Warum wird nur Tesla kritisiert?
Dennoch gibt es weiter Kritik. Tesla würde sich mit dem Zertifikat grün waschen, heißt es. Denn mit EMAS ist ein Privileg verbunden. Tesla darf mit eigenem Personal Messstationen betreiben, wenn sie von externen Gutachtern überprüft werden.
Mit der Zertifizierung würde ein Teil der sonst staatlichen Kontrolle quasi privatisiert. Und in der Tat kann das ein Problem sein. Aber warum nur bei Tesla? Und nicht auch bei BASF in Schwarzheide, Cemex in Rüdersdorf, den Papierfabriken in Eisenhüttenstadt und Schwedt – oder auch bei Mercedes Benz in Ludwigsfelde? Sie alle sind ebenfalls EMAS-zertifiziert. Kritik daran gab es bislang kaum.
Die Chance darauf hat Tesla auch verdient. Mit Kontrolle und kritischen Fragen. Wer aber EMAS und die privatisierte Umweltkontrolle generell ablehnt, sollte seine Kritik an die richten, die die Regeln gemacht haben: die Europäische Union und die Bundesregierung. Und nicht an das Unternehmen, dass sich wie viele andere auch im Rahmen des Rechts bewegt. Sonst verliert die Kritik ihre Glaubwürdigkeit.
Sendung: rbb24 Inforadio, 01.09.2025, 18:00 Uhr
Beitrag von Andreas Oppermann