Die TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ ist aus der Sommerpause zurück. In der Sendung stellen Gründerinnen und Gründer beziehungsweise Firmen ihre Produkte und Ideen vor. Sie bewerben ihr Produkt und bieten Investoren Geschäftsanteile an, um sie mit an Bord zu holen.
Dieses Mal war auch ein Zahnarzt aus dem Saarland in der Vox-Sendung zu sehen. Der musste sich in einem „Battle-Pitch“, einem Duell mit einem anderen Erfinder-Duo, behaupten, um eine Chance auf einen Deal mit den Löwinnen und Löwen zu erhalten.
Zahnarzt aus dem Saarland in „Höhle der Löwen“: „Battle-Pitch“ auf den Punkt
„Ist schon ein bisschen Anspannung da. Auf jeden Fall. Nicht nur ein bisschen, sondern es ist tatsächlich Anspannung da“, erklärt Christian Flasch, 55 Jahre und Zahnarzt in Schmelz, bevor es um alles geht. 60 Sekunden haben er und seine Konkurrenz, die Brüder Gerd und Achim Christner (58 und 65 Jahre) aus Engstingen in Baden-Württemberg, Zeit, um die Investoren von sich und ihrem Produkt zu überzeugen.
Flasch geht mit „Capsello“ an den Start. Diese Zahnbürstenbox hat fünf Funktionen: einen geschützten und sauberen Mundspülbecher, einen Zahnbürstenhalter, ein Reise-Etui, außerdem kann die Zahnbürste desinfiziert werden. Zuletzt gibt es eine kleine Box, in der Milchzähne oder andere kleine Dinge aufbewahrt werden können.
Das konkurrierende Duo aus Baden-Württemberg geht mit einem Radanker an den Start, der es Fahrrädern ohne Ständer ermöglichen soll, aufgestellt zu werden. Wer beginnt, wurde zuvor ausgelost. Der Zufall traf Christian Flasch aus dem Saarland.
Christian Flasch aus Schmelz präsentiert „Capsello“
Beginnend mit einem Tonsignal startet er seinen Vortrag über sein Produkt. „Millionen Zahnbürsten in unseren Bädern stehen in von Zahnpasta, Speichel und Kalk verschmierten Mundspülgläsern“, betont er. Sie lägen in verschmierten Etuis oder losen Kulturbeuteln oder gar Waschlappen. „Ich gebe den Zahnbürsten ein neues Zuhause mit Capsello, der ultimativen All-In-One-Pflege.“
Sein Produkt präsentiert er, indem er einen Bauchladen vor sich trägt. Er erklärt, dass es in der Zahnbürstenbox auch eine Box für kleine Schätze gebe, „vom Schmuckstück bis zum Milchzahn, denn dann kann auch im Urlaub die Zahnfee kommen.“ Er nimmt einen Stab mit einem Stern raus, und schwingt ihn in Anlehnung an eine Zahnfee. „Capsello ist prämiert, zertifiziert und patentiert. Ein Business mit Biss. Der Deal: 80 000 für 20 Prozent.“ Außerdem gebe es Bestellanfragen für mehr als 200 000 Stück unter anderem für Hotels und Kliniken. Während er das sagt, läuft der Countdown auf Null. Punktlandung.
Löwen müssen sich zwischen den Produkten entscheiden
Nach Flasch sind die Brüder aus Baden-Württemberg an der Reihe. An ihrer Seite haben sie eine Frau, die als Baum verkleidet neben ihnen steht. Sie benötigen 70 000 Euro und würden 20 Prozent dafür abgeben. Ihr Produkt ist ein Fahrradständer, der es ermöglichen soll, Fahrräder ohne Ständer anzuhängen. Dazu wird an dem „Baum“ ein Anker mit Rad befestigt. Sie beenden ihre knappe Präsentation sechs Sekunden vor Ablauf der Zeit.
Die Duellanten verlassen den Raum und müssen darauf warten, bis die Löwinnen und Löwen ihre Entscheidung verkünden. Derweil äußert sich die Konkurrenz zu Flasch: „Mein Gott, wie kannst du das in dieser Zeit?“ – eine Anspielung auf dessen zügige Redegeschwindigkeit.
Für Löwe Carsten Maschmeyer ist klar: „Also rein von der Pitch-Kommunikation war der Zahnarzt überzeugender.“ Die Investoren stimmen ab und der Saarländer geht als Gewinner aus dem Duell hervor. Flasch freut sich, hebt leicht jubelnd die Arme. Wie er sich denn nach dem Duell fühlen muss, fragt Löwe Ralf Dümmel. „Im Moment etwas sprachlos, muss erst mal Luft holen“, ist die Antwort. Carsten Maschmeyer hakt beim Saarländer nach: Wie groß der Druck ist, will der Löwe wissen. „Konntest du heute Nacht schlafen? Seit wann sitzt du auf dem Klo?“ „Der Druck ist schon enorm“, antwortet Flasch.
Investorin: „Schmelz kenn ich gut“
Nun geht es für Flasch darum, die Löwinnen und Löwen weiter von seiner Erfindung zu überzeugen und im besten Fall einen Deal einzufahren.
Flasch erzählt, dass er aus dem „wunderschönen Saarland“, genauer gesagt, aus Schmelz, sei. Darauf springt Investorin Judith Williams direkt an. „Schmelz“, freut sie sich und sagt: „Kenn ich gut.“ Doch noch erzählt sie nichts Genaueres dazu.
Stattdessen erklärt Flasch, wie er auf die Idee für seine Erfindung gekommen ist. Er berichtet, dass er vor acht Jahren mit seiner Familie im Urlaub gewesen sei. Da sei die Ablage auf dem Waschbecken so klein gewesen, dass für fünf Zahnbürsten kein Platz war. Und es kam, was geschehen musste: Eine Zahnbürste fiel auf den Boden. Doch: Diese Situation war der Stein des Anstoßes für seine Idee. Zu Hause schaute er zwar, ob es etwas gegen das Problem zu kaufen gibt, doch da er nicht fündig wurde, sagte seine Frau: „Ja, dann musst du was selbst bauen“. Aus der Idee entstand dann „Capsello“.
Löwe skeptisch: „Checke nicht, warum das so toll ist“
„Können wir das Produkt mal sehen? Weil ich check’s echt noch nicht, warum das so toll ist“, fordert Frank Thelen. „Ja“, antwortet Flasch kurz und knapp. Und er verteilt weiße und schwarze Capsellos. Flasch erklärt die Funktionen, während die Investorinnen und Investoren es sich in ihren Händen anschauen. „Das ist echt clever“, findet Löwin Janna Ensthaler.
Doch Frank Thelen scheint nach wie vor nicht überzeugt zu sein. Am besten seien doch die Ultraschallzahnbürsten statt der handelsüblichen, wie sie eben in „Capsello“ hineinpassen. Flasch erwidert: 52 Prozent der Menschen in Deutschland verwenden nach wie vor eine Handzahnbürste. „Die Frage ist, was braucht der Markt? Und das sicherlich ist eine gute Lösung“, findet Löwin Williams.
Flasch erklärt, dass er mit „Capsello“ auf der internationalen Erfindermesse in Nürnberg den zweiten Platz in der Kategorie „Freie internationale Erfindungen“ eingesammelt hat und auch Kontakte knüpfen konnte. Interessenten hätten sich bereits bei ihm gemeldet. Dabei ginge es um 200 000 Stück der Zahnbürstenboxen. Die Interessenten kämen aus Frankreich, Schweiz und Deutschland. „Schon beeindruckend“, findet Williams. Flasch kann diese Mengen allerdings nicht bewerkstelligen, weil bisher alles zu Hause in Familienarbeit läuft. Ein scharfes Fazit zum Produkt wirft Thelen in die Runde: „Mich interessiert das überhaupt nicht“. Da muss Williams große Augen machen.
Löwin hat schon in Disco in Schmelz gearbeitet
„Dann lassen wir die ganzen Schnacker schnacken“, haut Löwin Janna Ensthaler plötzlich nach weiteren Diskussionen und Unterhaltungen raus und unterbreitet ein Angebot. „Ich find’s cool, ich glaube, die Leute wollen das haben.“ Ihr Angebot: 80 000 Euro für 20 Prozent Firmenanteile.
Löwe Carsten Maschmeyer stellt daraufhin klar: „Ich wollt‘ dich nicht ohne Deal rausgehen lassen.“ Aber er selbst sei nicht der passende Löwe, weshalb er froh ist, dass Ensthaler ein Angebot gemacht hat.
Jurorin Williams brennt derweil eine ganz andere Frage auf der Seele: „Gibt’s in Schmelz noch die Diskothek?“ „Die gabs früher mal. Kennen Sie die?“, antwortet der Saarländer. „Da gab’s eine Diskothek, ich weiß gar nicht mehr, wie sie heißt. Da hab ich mal ausgeholfen“, erklärt Williams. „Old Dad“, benennt Flasch den Ort. „Genau! Ich hab damals als Schülerin hinter der Theke gearbeitet, weil ich nicht aus armen, aber aus bescheidenen Verhältnissen kam.“ Ihrem Vater sei es wichtig gewesen, dass sie aushilft und solche Dinge macht. Drei Monate danach wusste sie aber, das ist nicht ihr Job.
Löwin Janna Ensthaler mischt sich ein und fragt, ob es ihr Job sei, Deals zu machen und sagt: „Mir gefällt das überhaupt nicht, deine Flirtereien.“ Williams grinst: „Sie wird ganz nervös“. Daraufhin schickt ihr Flasch ein aus Fingern geformtes Herz, was Williams lachend erwidert.
Und dann geht es wieder ums Geschäftliche. „Wirklich absolut genial“ sei, mit welcher Perfektion Flasch aufgetreten sei. Dennoch unterbreitet Williams ihm kein Angebot.
„Ich bin jetzt tatsächlich ein bisschen in der Zwickmühle“ – Flaschs Entscheidung
„Ich finde das Produkt sensationell“, sagt Löwe Ralf Dümmel. Es sei eine Katastrophe, wie wenig Zahnbürsten zum Beispiel in Haushalten gewechselt werden. „Ich bin völlig begeistert vom Produkt.“ Sein Angebot: 80 000 Euro für 20 Prozent.
„Ich bin jetzt tatsächlich ein bisschen in der Zwickmühle“, sagt Flasch. Er will sich kurz „besinnen“ und über die Angebote nachdenken. Dazu zieht er sich zurück und ruft seine Frau an. Danach kehrt er zu den Löwinnen und Löwen zurück und sagt, er habe sich für einen Deal mit Ralf Dümmel entschieden. Der Löwe freut sich sehr und bedankt sich auch bei Flaschs Frau für den Zuschlag.
Als der Zahnarzt aus dem Saarland die „Höhle der Löwen“ verlässt, hebt er jubelnd die Arme. „Hammer, Hammer“, freut er sich, aber: „jetzt muss ich erstmal Luft holen“. Sein Sohn Anton (22 Jahre) hat seinen Vater begleitet und resümiert: „Sehr cool, endlich zahlt sich die Arbeit aus, die wir die ganzen Jahre hatten.“