Chemnitz – Für einen Schluck billigen Rotweins wäre sie beinahe zur Mörderin geworden …

Der Fall hatte in Sachsen für große Aufregung gesorgt: Am 2. März 2025 war vor dem Chemnitzer Hauptbahnhof eine Frau (68) vor einen einfahrenden Bus geschubst und dabei schwer verletzt worden. Nun muss sich die mutmaßliche Täterin in einem Sicherungsverfahren vor dem Landgericht in Chemnitz verantworten. Der Staatsanwalt wirft Emily F. (41) einen Mordversuch vor, geht aber davon aus, dass die Hauswirtschafterin wegen einer psychischen Erkrankung schuldunfähig ist. Festgestellt werden soll in dem Verfahren nun, ob Emily F. dauerhaft in einer Psychiatrie untergebracht werden muss.

Die Rentnerin war vor diesen Linienbus gestoßen worden. Polizei und Feuerwehr sicherten danach Spuren am Tatort

Die Rentnerin war vor diesen Linienbus gestoßen worden. Polizei und Feuerwehr sicherten danach Spuren am Tatort

Foto: Harry Haertel

„Sie nahmen bei ihrem Handeln tödliche Verletzungen in Kauf“, erklärt Staatsanwalt Carsten Schönfeld in der Anklage im Hinblick auf die schweren Verletzungen, die Renate W. an jenem Sonntagnachmittag erlitten hatte. „Hirnblutung und eine Mittelgesichtsfraktur“, listet der Jurist u. a. auf. Er räumt aber ein, dass die Frau, die er für die Täterin hält, an einem schizomanischen Syndrom und Psychosen leidet. Emily F. interveniert noch während der Anklageverlesung: „Das war nicht mit Absicht“, wirft sie aufgeregt ein. Später sagt sie, sie habe die Frau nur an der Schulter antippen wollen, und entschuldigt sich.

Streit um eine Viertelflasche Rotwein

Der Grund für den Übergriff, der um ein Haar tödlich endete, sorgte für Staunen im Gerichtssaal: „Es ging um eine Viertelflasche Kadarka. Die gehörte mir und Frau W. hatte sie einfach eingesteckt“, erklärt Emily F., die den edlen Tropfen für 2,19 Euro bei Mäc Geiz erworben haben will. Sie behauptet auch, es habe keinen Streit an der Bushaltestelle gegeben. Zeugen berichten jedoch über eine lautstarke Auseinandersetzung, an deren Ende F. ihre Kontrahentin mit zwei Händen vor den Bus gestoßen habe.

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Für den Fall sind drei weitere Verhandlungstage angesetzt. Emily F. ist derzeit in der Psychiatrie. in Altscherbitz untergebracht.