Etwa 30 Rechtsextremisten haben den Berliner Neonazi Julian M. am Montagmorgen zum Haftantritt in der Justizvollzugsanstalt Hakenfelde in Berlin-Spandau begleitet. Der 24-jährige M. wurde im Frühjahr vom Landgericht Berlin zu drei Jahren und drei Monaten im offenen Vollzug verurteilt. Gemeinsam mit weiteren, vor allem jungen Rechtsextremisten hatte M. im vergangenen Jahr in mehreren Fällen politische Gegner überfallen. Sehen Sie hier Geschehnisse im Video:
Julius Geiler / Muhamad Abdi / Melanie Probandt
Von den Attacken waren in zwei Fällen Personen, die in Marzahn-Hellersdorf wegen Buttons oder Symbolen auf ihrer Kleidung von den Neonazis als links identifiziert wurden. Eines der Opfer berichtete vor Gericht, bis heute unter dem Angriff zu leiden. Er würde sich deswegen nicht mehr im Dunkeln auf die Straße trauen.
M. leitet seit dem Sommer 2024 die neu entstandene rechtsextreme Organisation „Deutsche Jugend Voran“ (DJV) in Berlin und Brandenburg, die von den Sicherheitsbehörden zum Phänomen der neu gegründeten Jugendgruppen gezählt wird. Seinen Haftantritt begleiteten vor allem Mitglieder von DJV und einzelne Kader der Partei „Die Heimat“ (ehem. NPD), die mittlerweile eng mit den Strukturen verbunden ist.
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Kurz nach 10 Uhr verabschiedete sich M. von seinen Mitstreitern unter Tränen in die Haft. Diese stimmten die Parole „Free Julian“ an und überreichten einige letzte Geschenke in Freiheit, darunter eine große Flasche Bautz’ner Senf. Ob M. aus der Haft heraus weiterhin die Gruppe leiten wird, die von Ermittlern als besonders umtriebig und aktiv beschrieben wird, ist derzeit unklar.