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Kroatiens Tourismus spürt den Druck durch Preiserhöhungen und neue Wettbewerber. Besonders bitter: Auch die Zahl deutscher Urlauber geht zurück.

Zagreb – Es sind alarmierende Worte, die Ljubo Jurčić, einst Kroatiens Wirtschaftsminister, in einem Interview mit dem TV-Sender N1 über die aktuelle Entwicklung in seinem Land zu sagen hat. „Wir haben den kroatischen Tourismus zerstört“, lautet sein Vorwurf, der sich vor allem gegen die Preispolitik und strukturelle Veränderungen der vergangenen Jahre richtet. Gerade der nachlassende Zustrom von Touristen aus Deutschland tue weh.

Die Altstadt von Porec in Kroatien ist ein beliebtes Ziel für Touristen, die durch enge, gepflasterte Straßen flanieren und die historische Architektur genießen. Die Menschenmengen in der Fußgängerzone zeigen die Anziehungskraft dieser malerischen Küstenstadt für Sommerurlauber.Die Altstadt von Poreč in Kroatien ist ein beliebtes Ziel für Touristen, die durch enge, gepflasterte Straßen flanieren und die historische Architektur genießen. © IMAGO/Michael Bihlmayer

Die aktuellen Zahlen geben Jurčićs Befürchtungen recht: Nach dem Rekordjahr 2022 mit 3,5 Millionen deutschen Gästen sind die Besucherzahlen aus Deutschland „etwas rückläufig“, bestätigt die Kroatische Zentrale für Tourismus auf Anfrage von IPPEN.MEDIA. Der damalige Höchststand war wohl auch pandemiebedingten Sonderbedingungen geschuldet, als andere Reiseziele noch nicht vollständig verfügbar waren.

„Die Konkurrenz ist zurück“: Kroatien-Expertin sieht Gründe für Rückgang der Urlauber-Zahlen aus Deutschland

Nera Miličić, Direktorin der kroatischen Tourismuszentrale, erklärt die Hauptursache: „Die Konkurrenz ist zurück, zahlreiche neue Destinationen sind in den vergangenen Jahren auf den Markt gekommen.“ Viele Reiseziele seien während Corona noch nicht bereit gewesen. Zusätzlich holten Urlauber nun Trips nach, die sie während der Pandemie nicht antreten konnten. Auch die unsichere Wirtschaftslage in Deutschland sei ein Faktor, wodurch Menschen ihr Reisebudget achtsamer planen. Dazu spielten zusätzliche Einschränkungen im Reiseverkehr eine Rolle, so die Tourismus-Expertin. Der Preisanstieg für Hotelpreise in Kroatien ist zudem nicht von der Hand zu weisen.

Wunderschönes Kroatien: Zehn der schönsten Orte, die Sie sich im Urlaub nicht entgehen lassen dürfenKüstenlinie von OpatijaFotostrecke ansehen

Ökonom Jurčić äußert eine weitere Befürchtung: Kroatien habe die maximale Kapazität an Touristen erreicht, „und wenn wir nichts ändern, werden die Einnahmen aus dem Tourismus sinken“. Tatsächlich kämpfen die beliebtesten Hotspots in Kroatien zunehmend mit den Folgen des Massentourismus.

Doch hier versucht das Land bereits umzusteuern. „Kroatien verfolgt seit 2023 das Ziel, die Vor- und Nachsaison zu stärken und gleichzeitig die Hauptsaison zu stabilisieren. Wir verzeichnen mehr Gäste außerhalb der Badesaison und etwas weniger in der Hauptsaison“, so Tourismus-Expertin Miličić. Dies solle Überfüllung in den Küstenstädten verhindern und die Gästezufriedenheit erhöhen. Auch deutsche Gäste kämen nun vermehrt außerhalb der Saison. Nun soll auch die Qualität steigen: „Unser Fokus liegt vor allem auf einer qualitativen Verbesserung der Unterkünfte. Derzeit verfügen wir über weniger als 200.000 Betten in Hotelanlagen, dafür jedoch deutlich mehr in Ferienhäusern, Ferienwohnungen und auf Campingplätzen. Deshalb ist jedes neu eröffnete Hotel für uns ein Gewinn“, erklärt Miličić.

Reisemagazin für KroatienDie erste Seite des PDFs Reisetipps für Kroatien (Montage)Von schönen Stränden über charmante Orte hin zu beeindruckender Natur: Kroatien bietet vielfältige Reiseziele. (Montage) © Ippen.Media & Wirestock/Imago

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So gut wie alle neuen Hotels, die in den letzten Jahren eröffnet wurden, seien Renovierungen bestehender Gebäude. „Es gibt fast kein Hotel, das komplett neu auf freiem Land gebaut wird. So wird gleichzeitig die Landschaft geschont“, betont die Direktorin. Das neue Hotel Hyatt Regency in Zadar wurde beispielsweise im Gebäude einer ehemaligen Likörfabrik untergebracht.

Kroatiens Hoffnung ruht nun auf einer starken Nachsaison. (mke)