Szenen waren „einvernehmlich“
Frankreich: Mit-Streamer lehnt Verantwortung für Tod von Video-Streamer ab

01.09.2025, 17:10 Uhr

Nach dem Tod eines Video-Streamers vor laufender Kamera hat einer seiner Mit-Streamer jegliche Verantwortung dafür zurückgewiesen. „Ich habe ihn nicht getötet, niemand von uns hat ihn getötet“, sagte der 23 Jahre alte Safine Hamadi am Montag dem Sender RTL. Alle Gewaltszenen seien „einvernehmlich“ gewesen, erklärte er. „Ich habe ihn nicht misshandelt“, sagte er.

Hamadi war einer der beiden Männer, die den 46 Jahre alten Raphaël Graven bei tagelangen Live-Übertragungen erniedrigt, geschlagen und gewürgt hatten. Der als „Jean Pormanove“ oder „JP“ bekannte Mann hatte unter anderem in einer Hundehütte schlafen müssen. Der 46-Jährige war im August nach einem bereits seit zwei Wochen anhaltenden Dauer-Streaming auf der Online-Plattform Kick gestorben. Seine Todesursache ist bislang nicht geklärt. Die Staatsanwaltschaft schloss ein Fremdverschulden aus. Es seien lediglich einige Blutergüsse und verheilte Verletzungen an den Beinen festgestellt worden.

„Wir wollten, dass es spektakulär aussah. Seine Reaktionen waren übertrieben, damit möglichst viele Menschen die Videos teilten und es mehr Buzz gab“, erklärte Hamadi. Er habe ebenso wie Graven monatlich 6000 Euro für seine Rolle als „Schauspieler“ erhalten. Die Mutter von Graven erklärte kürzlich in einem TV-Interview, dass ihr Sohn ihr geschrieben habe, dass er sich „in dem Mist-Konzept gefangen“ fühlte. Am Telefon habe er sie aber beruhigt und gesagt, dass er sich nicht bedroht fühle.

Knapp 200.000 Menschen hatten den Kanal auf Kick abonniert, der die Gewalttaten an Graven live verbreitete. Bei einer früheren Ermittlung wegen der brutalen Live-Videos hatte Graven bestritten, Opfer von Gewalt zu sein. Er hatte ebenfalls erklärt, dass die Szenen inszeniert seien, um dadurch Geld zu verdienen. Die französische Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit gegen den Onlinedienst, der seinen Sitz in Australien hat. Das Unternehmen hat seine Zusammenarbeit zugesichert. Kick habe „nicht alles unternommen, um die Ausstrahlung gefährlicher Inhalte zu stoppen“, erklärte Frankreichs Digitalministerin Clara Chappaz.

Bestätigen sich die Vorwürfe, droht dem Unternehmen eine Strafe von bis zu einer Million Euro. Die Behörden könnten zudem gegen die Verantwortlichen der Firma vorgehen, in Frankreich würden ihnen bis zu zehn Jahre Haft drohen.