Mutmaßlicher Entführer gesteht
Das Bild der Christina Block bröckelt
Aktualisiert am 02.09.2025 – 07:48 UhrLesedauer: 4 Min.
Christina Block am siebten Verhandlungstag in Hamburg: Die Aussagen des Mitangeklagten könnten sie belasten. (Quelle: Marcus Brandt/dpa)
Er habe die Kinder „retten“ wollen: Der mutmaßliche Entführer sprach vor Gericht ausführlich über die Silvesternacht. Seine Aussagen durchkreuzen die Verteidigungsstrategie von Christina Block.
Der bekannten „Steakhouse“-Erbin wird vorgeworfen, dass sie die Entführung ihrer Kinder in der Silvesternacht 2023/24 in Auftrag gegeben haben soll. Sie widerspricht: Sie habe davon nichts gewusst. Die Strategie ihrer Verteidigung: Sie sei nur die besorgte und verzweifelte Mutter gewesen, die ihre Kinder wiedersehen wollte – sie habe mit der Organisation der womöglich brutalen Entführung nichts zu tun gehabt, ihr sei es stets nur um das Wohl der Kinder gegangen.
Den Vater hingegen, ihren Ex-Mann, stellt Block als das personifizierte Böse dar: Er habe die Kinder manipuliert und instrumentalisiere sie, er sei ohnehin „verrückt“, habe es auf Block persönlich und die ganze Familie abgesehen, wolle „sie alle fertig machen“. Kurzum: Sie ist die Gute, er ist der Böse.
Doch so einfach ist es anscheinend nicht: Das Bild, das der Verteidiger Ingo Bott und auch Block selbst zeichnen, beginnt zu bröckeln. Genauer: Tal S., der mutmaßliche Entführer, der am siebten Verhandlungstag ausführlich ausgesagt hat, zerschmettert das gepflegte Bild der besorgten Mutter.
Der 36-Jährige spricht am Donnerstag detailreich über die Entführungsnacht, wie sie aus seiner Sicht abgelaufen ist. Er sei vor allem dafür zuständig gewesen, den Vater zu „neutralisieren“, zu überwältigen, damit die Kinder ins Auto gebracht werden können. Doch so leicht, wie der trainierte Kampfsportler sich das vorgestellt hatte, war es anscheinend nicht: Der Vater habe sich mit allen Mitteln gewehrt, habe geschrien, sei vollkommen außer sich gewesen, sei dem Auto hinterhergerannt.
„Ich habe die Angst in seinen Augen gesehen“, erklärt Tal S. Doch Hensel habe gekämpft „für seine Kinder, die er so liebt“, wie der Israeli vorträgt. Ein wenig humorvoll fügte er hinzu: „Er ist vielleicht nicht der Vater des Jahres. Doch wenn ihn seine Kinder so liebten, ist er sicherlich ein guter Mensch.“
Diese Auffassung kollidiert mit dem von Block gezeichneten Bild von ihr – ihr zufolge sei Hensel nie wirklich am Wohl der Kinder interessiert gewesen, und diese würden nur bei ihm bleiben, weil er sie manipuliert habe. Tal S. jedoch berichtet davon, dass auch die Kinder sich während der Entführung massiv gewehrt hätten, mehrmals hätten sie versucht, abzuhauen. Und zwar nachdem man ihnen erklärt habe, dass man sie zu ihrer Mutter bringen wolle.