City of London. Foto: Chris Ratcliffe/Bloomberg
Wie unter Liz Truss, so versucht der Anleihemarkt auch dieses Mal, die Regierung in Großbritannien zur Haushaltsdisziplin zu zwingen! Die Marktzinsen (Anleiherenditen) steigen kräftig. Die zehnjährige britische Rendite liegt jetzt bei 4,79 %, vor vier Wochen waren es noch 4,51 %. Die 30jährige Rendite erreicht aktuell mit 5,69 % sogar das höchste Niveau seit dem Jahr 1998.
Natürlich steht keine Staatspleite in Großbritannien bevor. Aber eine immer höhere Staatsverschuldung und Neuverschuldung des Staates wird von den Anleiheinvestoren nun mal als kritisch angesehen, weswegen man eine höhere Risikoprämie verlangt, um britische Staatsschulden zu kaufen. Damit wird es für die Regierung in London immer teurer, an neues Geld zu kommen!
Die steigenden Kreditkosten sind ein weiteres Problem für die Regierung vor der Herbsthaushaltsdebatte, in der Finanzministerin Rachel Reeves unter Druck steht, Einsparungen zu finden oder Steuern zu erhöhen, um die Haushaltslage Großbritanniens zu verbessern, so Bloomberg. Weiter wird berichtet: Dies könnte sich politisch als schwierig erweisen, da die Regierung nach einer Rebellion unter den Abgeordneten eine Kehrtwende bei den Sozialreformen vollziehen musste.
„Steuererhöhungen sind unvermeidlich, aber wir erreichen einen Punkt, an dem weitere Steuererhöhungen kontraproduktiv werden könnten”, sagte Mohit Kumar, Chefstratege für Europa bei Jefferies International. „Wir bleiben negativ gegenüber dem langen Ende der britischen Kurve und bevorzugen weiterhin Steepener entlang der Kurve.”
Ökonomen sagen voraus, dass Großbritannien bald Steuern erhöhen muss, um die selbst auferlegten Haushaltsregeln der Regierung einzuhalten. Die Kreditkosten sind ein entscheidender Faktor für die Haushaltsrechnung Großbritanniens – Reeves und Starmer sind damit von den Anleiherenditen abhängig.
Starmer kündigte am Montag eine Reihe von Veränderungen in seinem Downing-Street-Team an, um die Regierung neu aufzustellen und mehr Einfluss auf die Wirtschaftspolitik zu gewinnen.
Die Entwicklung bei britischen Staatsanleihen ist auch auf globale Faktoren zurückzuführen, wobei britische Anleihen im Zentrum eines allgemeinen Kursrückgangs bei langfristigen Anleihen stehen. Der Ausverkauf spiegelt die nachlassende Nachfrage nach solchen Wertpapieren seitens traditioneller Käufer wie Pensionsfonds mit festen Leistungen sowie die Sorge um eine strukturell höhere Inflation wider.
Die Anleiherenditen bei 30jährigen Laufzeiten für Großbritannien sind in den letzten 12 Monaten um mehr als 100 Basispunkte gestiegen, verglichen mit etwa 80 Basispunkten für vergleichbare US-Staatsanleihen und deutsche Anleihen.
Auch das Angebot könnte Druck auf die Staatsanleihen ausüben. Großbritannien verkauft diese Woche eine neue 10-jährige Anleihe, wobei viele Strategen davon ausgehen, dass die Emission heute stattfinden wird.
FMW/Bloomberg
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