Berlin – Drei Ex-Elitesoldaten vom Wachregiment haben im Jahr 2021 einen Kameraden vergewaltigt. Sie legten Geständnisse ab. Jetzt wurden Robby B. (35), Benny K. (31) und Tino Kr. (36) dafür verurteilt.
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Der Oberstabsgefreite Robby B. bekommt 1 Jahr und 10 Monate auf Bewährung für schwere sexuelle Nötigung, Benjamin K. geht mit zwei Monaten weniger aus dem Gericht. Tino K. muss für seine unterlassene Hilfeleistung und gefährliche Körperverletzung 160 Tagessätze a 40 Euro zahlen.
Die Anklage: Tatort Stube 233 im Gebäude 47 in der Julius-Leber-Kaserne (Berlin-Reinickendorf) im Frühjahr 2021. Ein Soldat (20) wird festgehalten, während ihn ein Oberstabsgefreiter vergewaltigt.
Im Oktober 2021 beginnen beim Wachbataillon (1000 Soldaten, bei jedem Staatsbesuch dabei) Ermittlungen gegen ein rechtsextremes „Wolfsrudel“, das auch widerliche Rituale an Kameraden verübt haben soll. Dabei kommt die Vergewaltigung ans Licht, als Feldjäger bei Durchsuchungen in der Kaserne Audiodateien sicherstellen.
Die Geständnisse der Täter
Robby B. (35) war damals der Oberstabsgefreite. „Ich war bei der Tat nicht sexuell erregt. Das war eine ritualisierte Form von ‚den Anfängern zeigen, wie es geht‘“, erklärt er an einem früheren Prozesstag. „Diese Form ist bei der Bundeswehr nicht ungewöhnlich.“ Die Bundeswehr sei sein Lebenstraum gewesen, sagt er. Heute ist er Müllfahrer.
Soldaten des Wachbataillons der Bundeswehr bei einem Empfang in Berlin
Foto: IMAGO/
Benjamin K. (31) ließ seinen Anwalt vortragen. Sein Disziplinarverfahren läuft zwar noch, aber beim Bund ist er raus. Heute arbeitet er auf dem Bau.
Tino K. (36) ist nur für unterlassene Hilfeleistung angeklagt. „Ich blieb untätig, als es zu dem Übergriff auf den Kameraden kam“, erklärte er und sprach von „Herumgehocke in der Kaserne, Langeweile, Alkohol“. Heute ist er Rettungssanitäter.
Mehr zum ThemaDas Opfer blieb noch jahrelang bei der Bundeswehr
Am 1. Juli 2020 begann der heute 24-Jährige seinen Bundeswehrdienst. „Ich weiß, was mir angetan wurde. Mir wurde eingetrichtert: Ist ein ganz normales Ritual, wurde mit uns auch gemacht. Mir ging es nicht gut danach“, sagt er. Trotzdem blieb er bei der Bundeswehr. „Ich habe nie was gesagt. Eltern und Freundin spürten, da stimmt was nicht. Ich wollte das alleine mit mir ausmachen. Doch der Irrsinn hat mich verändert. Ich habe Flashbacks. Erst sehr spät suchte ich therapeutische Hilfe.“
Im Februar 2025 stieg er aus bei der Bundeswehr. Heute kümmert er sich auf dem Land um schwer erziehbare Jugendliche.