Berlin – Gibt es bei den Pünktlichkeitswerten im Fernverkehr ein kleines Licht am Ende des Bahn-Tunnels? Nach BILD-Informationen sind die Werte im August auf fast 60 Prozent (59,5 Prozent) gestiegen. Heißt: Fast 60 Prozent der Züge waren pünktlich. Im Juli waren es nur 56,1 Prozent. Im ersten Halbjahr lagen die Werte zwischen 66,9 und 57,1 Prozent.
Die versprochene Jahrespünktlichkeit von 65 Prozent wird Noch-Bahnchef Richard Lutz (61) rein rechnerisch aber nur schwierig oder gar nicht mehr schaffen. Doch das kann ihm auch egal sein. Er bleibt noch so lange im Amt, bis der Aufsichtsrat einen Nachfolger für ihn gefunden hat – und verabschiedet sich dann mit einer Millionenabfindung.
Bei den Entschuldigungen für die Verspätungen fällt der Bahn auch nichts Neues mehr ein. Ein Bahn-Sprecher zu BILD: „Zahlreiche kurzfristige Baumaßnahmen, Anlagenstörungen sowie das weiterhin hohe Baugeschehen hatten im August Auswirkungen auf die Pünktlichkeit unserer ICE- und IC-Züge. Mit den Zahlen sind wir nicht zufrieden.“
► Bei der Suche nach einem neuen Bahnchef könnte es ebenfalls Verspätungen geben. Noch ist keine geeignete Kandidatin oder kein geeigneter Kandidat in Sicht. Verkehrsminister Patrick Schnieder (57, CDU) will am 22. September sein neues Bahnkonzept und den dazu passenden Bahnchef präsentieren.
Kein einfacher Job: Schnieder will Verspätungen nicht akzeptieren und fordert Pünktlichkeitswerte zwischen 80 und 90 Prozent. Ein Bahnmanager: „Diese Wunsch-Werte des Ministers sind nicht zu erreichen.“
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU, r.) und der Noch-Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Richard Lutz
Foto: Harald Tittel/dpa
Die Bahn will mit 110 Milliarden aus dem Sondervermögen zahlreiche Strecken sanieren – was zu jahrelangen Baustellen und noch mehr Verspätungen führen wird. Ursprünglich wollte die DB bis zum Jahr 2030 die 40 wichtigsten Strecken komplett sanieren. Doch auch das klappt nicht: Die geplanten Sanierungsmaßnahmen sollen jetzt bis 2035 dauern.
Gatzer bleibt Chef des Aufsichtsrats
Der Vorsitzende des Aufsichtsrats ist Werner Gatzer (66), Ex-Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, soll nach BILD-Informationen trotz Regierungswechsels im Amt bleiben. Er war erst im März für fünf weitere Jahre im Amt bestätigt worden und gilt als Vertrauter von Vizekanzler Lars Klingbeil.