Paris – Falls Gérard Depardieu dachte, er hätte mit dem Urteil wegen sexueller Übergriffe im Mai das Schlimmste hinter sich, könnte er sich täuschen. Denn nach seiner Verurteilung zu 18 Monaten Haft auf Bewährung erwartet ihn jetzt der nächste Prozess. BILD zeigt auf, warum das einer echten Justizsensation gleichkommt.

Jetzt geht es sogar um Vergewaltigung! Dieser Vorwurf wird den ehemaligen französischen Filmstar („Asterix und Obelix“) vermutlich im ersten Quartal 2026 vor ein Pariser Strafgericht bringen.

Schauspielerin Charlotte Arnould (29) beim Treffen mit BILD beim Prozess gegen Depardieu im März

Schauspielerin Charlotte Arnould (29) beim Treffen mit BILD beim Prozess gegen Depardieu im März

Foto: Privat

Vergewaltigung durch Eindringen mit einem Finger

Einem seiner mutmaßlichen Opfer gibt diese Nachricht den Glauben an die Gerechtigkeit zurück. Am Dienstagmorgen erfuhr Schauspielerin Charlotte Arnould, dass es tatsächlich zu dem Prozess kommen wird. Depardieu soll sie 2018 vergewaltigt haben. „Das ist enorm. Ich bin erleichtert“, schrieb Arnould auf Instagram.

Depardieu würden in dem Verfahren nun sexuelle Nötigung und Vergewaltigung durch das Eindringen mit einem Finger zur Last gelegt, sagte Arnoulds Anwältin Carine Durrieu-Diebolt.

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Arnould hatte vor zwei Jahren in einem TV-Interview konkret über ihre Erinnerungen an den 7. August 2018 gesprochen. An diesem Tag habe der Weltstar sie plötzlich angerufen und nach einem Treffen gefragt. „Depardieu war ein Freund meines Vaters, er hatte mich als Baby auf den Schoß genommen, also bestand Vertrauen“, sagte sie.

Charlotte Arnould: „Ich fühlte mich wie tot“

Und weiter: „Ich folge seiner Einladung – und alles kippte. Er vergewaltigte mich. Ich fühlte mich wie tot. Ich sah nur noch Nebel. Aber eine Woche später bin ich trotzdem noch einmal zu ihm gegangen, nachdem er mich erneut zu sich bestellt hatte – und wurde wieder vergewaltigt.“ Sie habe Zeit gebraucht, um zu verstehen, „welchen Horror er mir angetan hat“, so Arnould. „Deshalb habe ich wie alle Opfer zunächst alles verdrängt.“

Drei Wochen nach den Geschehnissen erstattete sie aber dann doch Anzeige, berichtete der Polizei von den Übergriffen in Depardieus Pariser Villa. Laut den Ermittlungsakten soll es zweimal zu „digitaler Penetration und Cunnilingus“ gekommen sein.

Als die Ermittlungen kurz darauf trotz ihrer detaillierten Angaben eingestellt wurden (wegen angeblich fehlender Beweise), erlitt Arnould einen Kollaps. „Damit habe ich nicht gerechnet und bin zusammengebrochen.“

Die Wende kam sechs Jahre später: Weil 2024 weitere 13 Frauen Depardieu sexuelle Belästigung vorwarfen, nahm die Staatsanwaltschaft auch die Ermittlungen wegen der mutmaßlichen Vergewaltigung Arnoulds wieder auf. Für viele Experten eine echte Justizsensation.

Eine Gerichtszeichnung von Gérard Depardieu im ersten Prozess im März. Der Schauspieler zeigte sich bei seinen Aussagen schon damals nicht einsichtig

Eine Gerichtszeichnung von Gérard Depardieu im ersten Prozess im März. Der Schauspieler zeigte sich bei seinen Aussagen schon damals nicht einsichtig

Foto: BENOIT PEYRUCQ/AFP

Die Folgen der mutmaßlichen Vergewaltigungen sind für sie bis heute spürbar: „Ich habe Symptome, die aus einer posttraumatischen Belastungsstörung resultieren, wie Magersucht und Bulimie, habe mich auch selbst verletzt.“

Noch beim Zivilprozess wegen sexueller Übergriffe von Depardieu, wo sie täglich im Publikum saß, sagte sie BILD: „Ich habe wenig Hoffnung, dass mir Gerechtigkeit passiert. Auch wenn die Omerta um den Superstars des französischen Films nicht mehr besteht.“

Ein konkreter Termin für den Prozess steht bisher nicht fest. Depardieu sagt bis heute, die Kontakte seien einvernehmlich gewesen.