Stand: 02.09.2025 20:05 Uhr
Wie bereitet sich eine Metropole wie Hamburg auf den Ernstfall vor? Ende September wird genau das erprobt – bei der Übung „Red Storm Bravo“.
Leonards beschreibt die Ausgangslage nüchtern. Die friedliche Gewissheit, die viele Deutsche über Jahrzehnte getragen habe, sei mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine erschüttert worden. „Wir stellen fest, dass die sicherheitspolitische Lage sich verändert hat“, sagt er und verweist auf Gespräche mit Menschen aus dem Baltikum oder Skandinavien, deren Bedrohungswahrnehmung oft noch unmittelbarer sei. Für ihn und die anderen Landeskommandeure heiße das: Vorsorge treffen, Szenarien durchspielen, das Zusammenspiel ziviler und militärischer Kräfte einüben.
Hamburg im Ausnahmezustand – für eine Nacht
Was bedeutet das konkret für die Hamburgerinnen und Hamburger? „Man wird es merken“, räumt Leonards ein – allerdings deutlich weniger, als sich das manch einer vorstelle. Die auffälligsten Momente sollen sich in der ersten Nacht der Übung abspielen, wenn Flecktarn-Lkw durch die Stadt fahren. Panzer sind aber nicht nicht vorgesehen. „Wir wollen den militärischen Verkehr üben, die Zusammenarbeit mit der Polizei – und machen das bewusst nachts, um tagsüber das Leben nicht zu beeinträchtigen.“ Wer tagsüber dennoch etwas mitbekommt, dürfte vor allem den Rotorenklang einzelner Hubschrauber hören.
Militärischer Alltag – auch privat präsent
Auch wenn Leonards eher auf großen Schiffen zuhause ist, hat er einen Wunsch: auf der Alster zu segeln.
Der Kommandeur sprach bei „Feel Hamburg“ nicht nur über Strategie und Großübung, sondern auch über sein Leben in Uniform. Ein militärischer Rhythmus präge den Alltag, von der Art, wie man sich begrüße, bis hin zur kameradschaftlichen Kultur. Zu Hause allerdings sei er kein Mensch in Flecktarn. „Aber wenn es wichtige Dinge gibt, verfällt man sofort in den Rhythmus: Lagebild erstellen, Prioritäten setzen. Das hilft auch, wenn man eine neue Spülmaschine kauft“, sagt er schmunzelnd.
Abschreckung als Strategie
Leonards betont, dass es nicht um Panikmache gehe, sondern um kluge Vorbereitung. Die NATO habe für verschiedene Szenarien, auch für einen möglichen Angriff auf das Baltikum, Pläne entwickelt. Deren Ziel sei klar: „Abschreckung. Russland soll sehen: Das Risiko ist zu groß – also lass uns in Frieden leben.“
Konsequenzen aus 2022
Die Bundesrepublik müsse sich laut Leonards darauf einstellen, dass die Hoffnung auf dauerhaften Frieden durch enge wirtschaftliche Verflechtungen mit Russland enttäuscht wurde. Nun gehe es darum, die Verteidigungsfähigkeit zu stärken – nicht nur militärisch, sondern als gesamte Gesellschaft.
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Daniel Kaiser spricht mit Menschen aus der Stadt, die etwas zu erzählen haben.
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