Ein Mann steht vor großen Gemälden an einer Wand, es ist der Maler Michael Heckert.

AUDIO: Zu Besuch im Atelier bei Michael Heckert in Rappenhagen (5 Min)

Stand: 02.09.2025 15:53 Uhr

Etwa 1.000 Frauen und Männer in Mecklenburg-Vorpommern arbeiten als bildende Künstler –  davon leben viele in kleineren Städten oder in einem Dorf. Ein Besuch beim Maler Michael Heckert, der sein Atelier in Rappenhagen zwischen Greifswald und Wolgast hat.

von Juliane Voigt

Wenn Michael Heckert in seinem Atelier arbeitet, macht er sich Musik an – am liebsten Fleetwood Mac. Überhaupt: Die wilden 60er und 70er, sind ihm sehr nah, sagt er. Gerade arbeitet er an einem Bild, ein Großformat. Zu sehen sind Strukturen aus Fotografien, übermalt mit kräftigen breiten Pinselstrichen, üppig aufgetragene Farben. Heckert zeigt: „Hier sind Frauen, die in Bewegung sind. Es ist schwierig, einer stehenden Form Bewegung zu verleihen. Darum benutze ich Formen, die sich in Bewegung befinden. Und diese Bewegung nehme ich auf und hoffe, dass es kein rationaler Vorgang bleibt, sondern dass die Erotik oder Sinnlichkeit oder Bewegung oder auch etwas Esoterisches, Metaphysisches mit einfließt.“ An den Wänden seines Ateliers lehnen viele große Gemälde in Regalen aneinander.

Michael Heckert ist 75 Jahre alt. Geboren wurde er in Halle an der Saale, aufgewachsen ist er in Westfalen und studierte Malerei in Braunschweig. Künstlerisch orientierte er sich früh am abstrakten Expressionismus, einer Kunstrichtung aus Amerika, aus der er seinen eigenen Stil entwickelte. Eine große Galerie hat ihn damals in Köln vertreten. „Es gibt im Museum Ludwig in Köln zwei Arbeiten und die meisten dieser Größe sind in Privathäusern. Leider bin ich an die großen Sammler nicht herangekommen“, bedauert Heckert, „es waren mehr Privatleute, die ich immer wieder kennenlernte durch Ausstellungen und so weiter.“ Als Künstler war er viele Jahre lang mittendrin in der rebellischen, westdeutschen Kunstszene, dem Aufruhr der jungen Wilden, dem unkonventionellen Lebensstil der Lebenskünstler der späten 60er-Jahre.

Von Haiti an den Lubminer Strand

Ein Mann steht vor großen Gemälden an einer Wand, es ist der Maler Michael Heckert.

Der Künstler Michael Heckert: geboren in Halle, gelebt auf Haiti, gestrandet in Vorpommern.

Seit sieben Jahren aber lebt Michael Heckert in Vorpommern. Das Atelier, in dem er jetzt arbeitet, war früher ein Traktorschuppen. Er öffnet das Fenster. „Das ist ein riesiges Feld, ein Acker, da werden Korn und Rüben und Kartoffeln angebaut. Das Feld ist riesig und hier sozusagen das Ende der Welt. Und ja, das ist alles ganz neu für mich.“ Der erklärte Großstädter hat viele Jahre im Ausland verbracht, unter anderem auf Haiti und der Dominikanischen Republik. Das kam durch seine Frau, die in der Entwicklungshilfe gearbeitet hat. Jetzt ist Rappenhagen der Arbeits- und Lebensort des Paares – mit dem Atelier am Feldrand kurz vorm Greifswalder Bodden am Lubminer Strand. „Es ist ein Schritt, jetzt so einsam zu arbeiten, aber ich bin gern einsam. Ich habe ja auch viel gesehen und es hat sich durch Zufall ergeben, dass wir dieses Haus hier fanden. Meine Frau suchte ein Haus in Berlin, das war nicht zu bezahlen und so vergrößerte sich der Suchkreis immer mehr, und dann haben wir das Haus in Rappenhagen gefunden – und diesen Raum, in dem ich mein künftiges Atelier gesehen habe. Das war alles schon ideal.“

Es ist ein Rückzugsraum, von dem viele Künstlerinnen und Künstler in den großen Städten träumen – allerdings hat der nicht nur Vorteile. „Ich war nie ein Vereinsmensch“, erklärt Hecker, „ich habe Künstlervereinigungen immer gescheut. Was ich hier vermisse, sind Gespräche über Kunst, intellektuelle Gespräche unter Kollegen. Ich bin also in den hiesigen Kunstverein eingetreten, der Art7Kunstverein: das sind Leute, die sich für Kunst interessieren. Ich möchte zwar das Interesse an meiner Arbeit wecken, mich aber auch mit Kollegen austauschen.“

Am Donnerstag wird das Atelier von Michael Heckert voller Menschen sein. Er erwartet die Landeskulturministerin Bettina Martin, den Vorsitzenden des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann und Claudia Kapellusch vom Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Mecklenburg-Vorpommern e.V. zu einer Gesprächsrunde mit Gästen. Diskutiert wird über „Kunst und Kultur im ländlichen Raum“.

Am Donnerstag, den 4. September 2025, lädt der Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler M-V e.V. gemeinsam mit dem Deutschen Kulturrat e.V. und dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) zu einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion nach Rappenhagen, OT Kemnitz, ein. Unter dem Titel „Kunst und Kultur abseits der Metropolen – Chancen, Hürden und Perspektiven in ländlichen Räumen“ diskutieren prominente Akteur*innen aus Kultur, Politik und Zivilgesellschaft über aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und Potenziale kultureller Arbeit fernab urbaner Zentren.

Die Veranstaltung findet von 12:00 bis 14:00 Uhr im Atelier des Bildenden Künstlers Michael Heckert statt. Der NDR wird die Diskussion aufzeichnen und am Sonntag, den 7. September 2025, zwischen 19 Uhr und 20 Uhr auf NDR 1 Radio MV senden.
Die Gesprächsteilnehmer*innen auf dem Podium sind:

  • Bettina Martin, Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Mecklenburg-Vorpommern
  • David Adler, Kulturlandbüro
  • Michael Heckert, Bildender Künstler
  • Claudia Kapellusch, 1. Vorsitzende des Berufsverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler M-V e.V.
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates e.V

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