Deutschland hängt bei der Digitalisierung weit hinterher. Während Länder wie Ruanda oder Südafrika längst flächendeckende Glasfasernetze haben, geht der Netzausbau in der Bundesrepublik nur schleppend voran. In Berlin ist der Ausbau bislang nur punktuell erfolgt: Viele Unternehmen meiden die Hauptstadt inzwischen wegen der schwachen Infrastruktur. Doch jetzt soll der Netzausbau Fahrt aufnehmen – doch die große Frage lautet: Wer zahlt die Zeche?
Mieterbund warnt vor Kostenfalle
Der Deutsche Mieterbund schlägt bereits Alarm. Zwar dürfen Kabel- und Breitbandgebühren seit einer Gesetzesänderung 2021 nicht mehr einfach über die Nebenkosten laufen, seit Juli 2024 ist das sogar komplett verboten. Doch es gibt Schlupflöcher: Netzbetreiber können Extra-Verträge mit Vermietern schließen oder die Kosten über Modernisierungsumlagen auf die Mieter abwälzen.
Gerade in Berlin wäre das fatal: Über 80 Prozent der Menschen wohnen hier zur Miete, viele geben schon heute die Hälfte ihres Einkommens für Wohnkosten aus. Steigen die Nebenkosten durch Glasfaser weiter, könnte es viele Berlinerinnen und Berliner hart treffen.
Glasfaserausbau: Eigentümer unter Druck
Auch Eigentümer geraten unter Druck. Nach Plänen des Bundesministeriums für Digitalisierung und Staatsmodernisierung sollen Telekommunikationsfirmen künftig ein Recht auf Vollausbau in Mehrfamilienhäusern erhalten – und dieses notfalls auch gegen den Willen der Eigentümer durchsetzen. Der Verband Wohnen im Eigentum (WiE) warnt vor einem „Anschluss- und Benutzungszwang durch die Hintertür“.
Zudem soll das Glasfaserbereitstellungsentgelt von 540 auf bis zu 960 Euro steigen. „Diese Anhebung ist weder nachvollziehbar noch sachlich begründet“, sagt WiE-Vorständin Sandra von Möller. Besonders brisant: Unter bestimmten Umständen dürfen Vermieter das Entgelt sogar in die Nebenkostenabrechnung aufnehmen – eine zusätzliche Last für Berliner Haushalte.
Digitalisierung in Berlin: Wer zahlt die Rechnung?
In Sachen Digitalisierung steht die Hauptstadt am Scheideweg: Ohne Glasfaserausbau bleibt die Hauptstadt in der analogen Sackgasse stecken. Die Folgen sind schon jetzt groß: Der Wirtschaftsstandort Berlin wird geschwächt und die Berliner selbst müssen sich mit steigenden Wohnnebenkosten herumschlagen. Die soziale Schieflage wird verschärft und immer weniger Menschen können sich das Leben in der Hauptstadt überhaupt noch leisten.
Experten fordern deshalb klare gesetzliche Regeln, transparente Entgeltstrukturen und eine faire öffentliche Finanzierung. Nur so kann Berlin digital aufholen, ohne dass die Menschen dafür den Preis zahlen müssen. Glasfaser ja – aber nicht auf dem Rücken der Berliner Haushalte.