Stand: 03.09.2025 07:20 Uhr

Der Schweizer Zementhersteller Holcim ist einer der größten CO2-Produzenten der Welt. Dafür wird er nun verklagt – von vier Fischern einer kleinen indonesischen Insel, die immer öfter überschwemmt wird.

Der milliardenschwere Schweizer Zementhersteller Holcim muss sich nach einer Klimaklage indonesischer Fischer in der Schweiz vor Gericht verantworten. Sie werfen Holcim vor, durch den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase für den Klimawandel und damit den steigenden Meeresspiegel mitverantwortlich zu sein.

Die Kläger sind eine Fischerin und drei Fischer, die auf der Insel Pari leben, rund 40 Kilometer nordwestlich der indonesischen Hauptstadt Jakarta. Die etwa 1.500 Inselbewohner leben überwiegend vom Fischfang und vom Tourismus. Ihre Heimat ist weniger als ein Drittel so groß wie Helgoland und liegt nur 1,50 Meter über dem Meeresspiegel – und sie erlebt immer häufiger Überschwemmungen.

Die Fischer verlangen 3.850 Euro und Wellenbrecher

Dafür machen die Fischer unter anderem den Schweizer Zementhersteller verantwortlich. Jeder von ihnen verlangt umgerechnet rund 3.850 Euro Schadenersatz als Entschädigung für Einnahmeausfälle und die Finanzierung von Schutzmaßnahmen wie Wellenbrechern auf ihrer Insel und eine stärkere CO2-Reduzierung bei Holcim.

Das verhandelnde Gericht im Schweizer Kanton Zug hat die Anhörung für einen Tag angesetzt, den heutigen Mittwoch. Es geht zunächst um die Frage, ob Betroffene des Klimawandels vor Schweizer Gerichte ziehen können. Bis zu einem Urteil könne es Wochen oder Monate dauern, sagte ein Gerichtsschreiber vorab.

Holcim: „Keine Frage für ein Zivilgericht“

Und was sagt Holcim zu dem Fall? Das Unternehmen weist die Klage zurück. „Wer wie viel CO2 ausstoßen darf, ist unseres Erachtens eine Kompetenz des Gesetzgebers und keine Frage für ein Zivilgericht“, schrieb der Zementproduzent auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. Zudem, so Holcim, habe man die direkten CO2-Emissionen seit 2015 bereits um mehr als 50 Prozent reduziert und arbeite an weiteren Reduktionen.

Das Unternehmen gehört laut der Datenbank „Carbon Majors“ zu den rund 120 größten Öl-, Gas-, Kohle- und Zementproduzenten der Welt, die historisch für den Großteil der globalen CO2-Emissionen verantwortlich sind. Holcim beschäftigt weltweit etwa 48.000 Mitarbeiter und hatte im vergangenen Jahr einen Nettoumsatz von umgerechnet rund 17,4 Milliarden Euro.

Nicht die erste Klimaklage

Holcim ist nicht das erste Unternehmen, das wegen seiner mutmaßlichen Verantwortung für den Klimawandel verklagt wird. Unter anderem hatten Klimaschützer Shell in den Niederlanden vor Gericht gezogen. 2021 gewannen sie in erster Instanz und Shell wurde zu einer drastischen Senkung seiner Emissionen verurteilt. Ein Berufungsgericht kassierte das Urteil später allerdings.

Der Fall von Pari ist aber der erste, in dem ein Zementriese verklagt wird. Zudem ist es das erste Mal, dass eine Schweizer Firma wegen ihrer mutmaßlichen Verantwortung für derartige Klimaschäden verklagt wird.