Bahnsperrung Berlin-Hamburg

Händler am Bahnhof Falkensee klagen über massive Einbußen

Mi 03.09.25 | 11:06 Uhr | Von Heike Schüler und Philipp Rother

Auf den Gleisen am Bahnhof in Falkensee (Havelland) hält zur Zeit höchstens ein Bauzug - ansonsten gähnende Leere. Das trifft vor allem die Pendlerinnen und Pendler. Aber auch die ortansässigen Händler leiden - darunter auch der Inhaber des Kioskes direkt am Busbahnhof. (Quelle: rbb/Heike Schüler)

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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 02.09.2025 | Heike Schüler | Bild: rbb/Heike Schüler

Seit nunmehr vier Wochen wird die Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg saniert. Am Bahnhof in Falkensee (Havelland) hält seitdem höchstens ein Bauzug. Die Händler leiden, die Laufkundschaft fehlt. Von Heike Schüler und Philipp Rother

Seit Anfang August läuft die umfassende Sanierung der Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg. Für neun Monate, bis Ende April des kommenden Jahres, ist die Strecke gesperrt. Auf den Gleisen am Bahnhof in Falkensee (Havelland) halten bis dahin höchstens Bauzüge – ansonsten gähnende Leere.

Das trifft vor allem die Pendlerinnen und Pendler. Aber auch die ortsansässigen Händler leiden – darunter der Inhaber des Kioskes direkt am Busbahnhof. Der kleine Familienbetrieb – Mutter und Stiefvater arbeiten mit – ist seit 2009 an diesem Standort, seit 2011 mietet Kevin Brumbach den Kiosk von der Stadt.

Grafik: Umfahrungsmöglichkeiten der gesperrten DB-Bahnstrecke Berlin - Hamburg. (Quelle: Deutsche Bahn/rbb) | Bild: Deutsche Bahn/rbb


Viele Menschen aus Falkensee pendeln

„Es ist wesentlich weniger los, 50 Prozent weniger, Minimum“, erläuterte Brumbach im Gespräch mit dem rbb. Er verkaufe weniger belegte Brötchen, weniger Kaffee, weniger Süßigkeiten und weniger Zeitschriften.

83,5 Prozent der rund 15.800 sozialversichert Beschäftigen in Falkensee (mehr als 46.000 Einwohner insgesamt) pendeln nach DB-Angaben [i2030.de] zur Arbeit in andere Gemeinden (unter anderem Amazon und Zalando im Brieselanger Gewerbegebiet) und nach Berlin. Früher sind viele von ihnen mit dem Zug gefahren – aktuell fehlen sie rund um den Bahnhof auch als Kunden. „Viele Leute weichen auf das Auto aus oder fahren zu einem anderen Bahnhof“, so der Kioskbetreiber. Zusätzliches Problem: Der Schienenersatzverkehr hält auf der anderen Seite der Gleise. Immerhin würden noch Menschen kommen, die Fahrkarten kaufen, denn die VBB-Tickets gibt es in den Ersatzbussen nicht.


Handelsverband: Händler sind von Bahnhofsbetrieb ausgegangen

Auch in der Eisdiele 100 Meter weiter fehlt die Kundschaft – auch wenn die Sonne scheint, kommt kaum jemand. Die Laufkundschaft fehle, sagte Geschäftsführer Sven Desens. Dabei habe er sich extra deswegen am Bahnhof Falkensee angesiedelt. „Ich grüble viel aktuell. Ich habe Verpflichtungen meinen Mitarbeitern gegenüber, habe vier Festangestellte“, so Desens: „Durch den Schienenersatzverkehr können die Aushilfen diesen Monat schon gar nicht mehr kommen – ich benötige sie nicht mehr.“ Das Frühstücksangebot wurde schon vor vier Wochen gestrichen. Es sei niemand gekommen.

Nach rbb-Informationen geht es allen Geschäftsleuten im Umfeld des Bahnhofs so, alle klagen über teils massive Umsatzeinbußen. „Viele haben sich angesiedelt und ihre Mietverträge geschlossen im Vertrauen darauf, dass auch ein Bahnhofsbetrieb stattfindet“, erklärte Nils Busch-Petersen vom Handelsverband Berlin-Brandenburg.


Verband rät: Gespräch mit Vermieter

Der Verband rät daher, mit den Vermietern über Mietnachlässe zu sprechen. „Es muss darauf hingewiesen werden, dass das weder höhere Gewalt ist noch selbst verursacht. Unser Appell ist, sich den Schaden gütlich zu teilen“, so Busch-Petersen. Ein Blick in die Vergangenheit stimme ihn aber zuversichtlich: „Wir haben gute Erfahrungen gemacht im Einzelhandel in der Corona-Zeit. Auch damals gab es große Umsatzeinbrüche durch die Lockdowns. Aber gute Vermieter haben sich mit ihren Mietern geeinigt.“

Den Kiosk am Busbahnhof vermietet Falkensees Stadtverwaltung. Sie reagierte auf eine rbb-Anfrage, ob sie einen Mietnachlass gewähren würde, zurückhaltend. Sie sei „nicht schuld“, hieß es. Geschäftsleute mit privaten Vermietern wollen eher an den Problemverursacher herantreten – also an die Deutsche Bahn.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 02.09.2025, 19:30 Uhr

Beitrag von Heike Schüler und Philipp Rother