E-BOOK-READER 03. September 2025 um 14:00 Uhr


Diesen kleinen E-Ink-Notizblock hätte es gerne schon viel früher geben dürfen. Denn das reMarkable Paper Pro Move schafft es, Stift und Papier dauerhaft in die Schublade zu verbannen.

Das neue reMarkable-Tablet passt gut in eine Hand.
Das neue reMarkable-Tablet passt gut in eine Hand. (Quelle: Netzwelt)

Noch nie von reMarkable gehört? Nicht weiter ungewöhnlich. Fernab großer Keynotes und aufwändigen Kampagnen hat sich das norwegische Unternehmen, das seit ein paar Monaten vom ehemaligen Bose-CEO Philip Hess geleitet wird, eine kleine aber feine Nische erschlossen: E-Ink-Tablets, die mit einem Stift bedient werden. Und die eigentlich nichts weiter können, als handschriftliche Notizen zu erfassen. Das soll das reMarkable Paper Pro Move laut Hersteller können:

  • Schreiben und lesen wie auf echtem Papier
  • Handschrift wird erkannt und in Druckschrift umgewandelt
  • Notizen und Zeichnungen organisieren, ordnen und mit verschiedenen Apps synchronisieren
  • Bietet eine lange Akkulaufzeit von bis zu zwei Wochen
  • E-Ink-Display unterstützt Farbe

Der Autor nutzt privat und beruflich seit Jahren das reMarkable 2 samt Folio-Tastatur. Einen ausführlichen Testbericht zum reMarkable 2 findet ihr hier – ihr solltet mal reinschauen, um die Grundzüge von reMarkable besser verstehen zu können.

Denn hier, in diesem Erfahrungsbericht, gehen wir nur auf die Unterschiede beziehungsweise die Neuheiten und Eigenheiten ein, die das brandneue Paper Pro Move-Tablet mit sich bringt. Die Bezeichnung „Tablet“ ist dabei irreführend. Denn alle bisherigen Produkte des Herstellers, selbst das große reMarkable Paper Pro mit 11,8-Zoll-Display, sind weder fürs Surfen im Netz noch für das Streamen von Filmen und schon gar nicht fürs Gaming gedacht.

Die Abmessungen machen es deutlich: Das Paper Pro Move will kein großformatiges „Tablet“ sein. Viel mehr schickt es sich an, euer digitaler Notizblock zu werden. Der Formfaktor trifft in der Redaktion schon mal voll ins Schwarze. Redakteure und Journalisten können eine Zielgruppe sein. Aber diese lässt sich natürlich deutlich größer fassen.

„Mit dem reMarkable Paper Pro Move bieten wir unseren Nutzerinnen und Nutzern noch mehr Flexibilität, ihre Gedanken jederzeit festzuhalten“, sagt Phil Hess, CEO von reMarkable. Das Gerät sei „groß genug, um alle Notizen zuverlässig zu speichern, und gleichzeitig klein genug, um angenehm in der Hand zu liegen„.

Bevor wir das Paper Pro Move zum ersten Mal selbst ausprobieren konnten, machte uns auch der folgende Punkt neugierig. Denn laut Hess steht das eigenwillige Tablet bei „Gesprächen nie im Weg, sodass die volle Aufmerksamkeit dem Gegenüber gilt.“ Die wichtigsten technischen Daten des neuen Paper Pro Move im schnellen Überblick:

  • Größe: 195,6 x 107,8 x 6,5 Millimeter
  • Gewicht: 235 Gramm
  • Display: 7,3 Zoll großes, farbiges E-Ink-Display (E Ink Gallery 3)
  • Speicher: 64 Gigabyte intern
  • CPU: Cortex-A55 mit 1,7 Gigahertz
  • Anschlüsse und Tasten: USB-C, Power Button
  • Betriebssystem: reMarkable OS (auf Linux-Basis)
  • Unterstützte Dateiformate: PDF, ePUB
  • Preis mit Stift (Marker): 479 Euro
  • Preis mit besserem Stift (Marker Plus): 529 Euro

Design und Verarbeitung

Dieses neue Gadget sollt ihr also immer dann einsetzen, wenn ihr normalerweise zu Stift und Papier gegriffen hättet. Beim schnellen Notieren eines Geistesblitzes. Beim stichwortartigen Verfassen einer To-Do-Liste. Oder beim Anfertigen einer Skizze, um etwas zu verdeutlichen oder festzuhalten.

Da hilft es enorm, wenn Verarbeitung und Design stimmen. Man will so ein Gerät – sowohl das Tablet selbst als auch den essentiellen Stift – gerne in die Hand nehmen wollen. Hier liefert reMarkable ab. Das Paper Pro Move ist ein Handschmeichler par excellence und perfekt verarbeitet.

Wir hatten noch nie einen so edlen Notizblock in der Hand. Und noch nie so einen kostspieligen (ab 479 Euro). Eine schlampige Verarbeitung und ein langweiliges Design wären hier nicht zu verzeihen gewesen. Kann man dem norwegischen Hersteller wirklich nicht vorwerfen.

Ergonomie

Jeder hat schon einmal einen Notizblock in der Hand gehabt. Würden wir euch das Paper Pro Move in die Hand drücken, würdet ihr es mit einer Hand locker greifen können. Nur Kinderhände hätten damit Schwierigkeiten.

Das Paper Pro Move ist in etwa so groß wie eine Tafel Schokolade. Legen wir ein iPhone 16 Pro auf das Display des Paper Pro Move, bleiben am seitlichen Rand zwei Finger breit Luft, zum oberen Rand hin sind es drei Finger. Mit einem Gewicht von 235 Gramm wiegt das Tablet ein gutes Stück mehr, als ein iPhone 16 Pro, das 199 Gramm auf die Waage bringt. Die meisten Smartphones sind leichter.

Wie schreibt es sich auf dem Paper Pro Move?

Das Schreibgefühl ist herausragend. Für diesen Test hat uns der Hersteller den Marker Plus genannten Bedienstift zur Verfügung gestellt. Er bietet im Gegensatz zum günstigeren Marker ein integriertes Radiergummi auf der Rückseite sowie austauschbare Spitzen. Letztere gibt es auch für den günstigeren Stift.

Das ist wichtig, denn im Gegensatz zu den Digitizern echter Tablets, wie dem Apple Pencil des iPads, nutzen sich diese Spitzen mit der Zeit ab. Ein erster Satz Ersatz-Spitzen ist bereits im Lieferumfang enthalten. Dennoch gibt es Folgekosten, wenn ihr das Tablet täglich oder intensiver nutzt. Eine Box mit 6 der so genannten „Marker Tips“ schlägt aktuell mit 16 Euro zu Buche.

Es ist wahr: Das Schreiben mit dem Stift auf der Display-Oberfläche ist vollkommen anders, als bei allen anderen Tablets da draußen. Der Vergleich mit echtem Papier ist nicht zu weit hergeholt. Das Gleiten des Stiftes auf der angerauten Display-Oberfläche fühlt sich nicht nur nach Papier an, es klingt auch so. Drückt nachfolgend auf Play und hört selbst!

Im oben eingebundenen Audio-Sample schreiben wir ein paar Wörter, tippen mit dem Stift auf das Display des Paper Pro Move und schraffieren eine Fläche. Klingt alles sehr vertraut, oder? Fast wie echtes Papier …

Im Alltag: Paper tablet is sleeping …

Wir konnten das Paper Pro Move rund eine Woche vor dem offiziellen Marktstart am 3. September 2025 ausführlich ausprobieren. Der Autor dieses Berichtes nahm das Tablet mit in die Redaktionskonferenzen, nutzte es als Notizblock bei Telefonaten, bei Meetings und manchmal auch privat einfach nur, um sinnlose und nicht vorzeigbare Zeichnungen anzufertigen.

Es bereitet viel Freude, auf dem reaktionsschnellen Display zu schreiben und zu zeichnen, die Latenz ist vernachlässigbar. Die automatische Helligkeitsregulierung trifft oft unseren Geschmack und lässt sich notfalls jederzeit manuell nachregeln.

Typischerweise nutzt ihr das Paper Pro Move im vertikalen Modus. Doch auch der „Landscape-Modus“ ist möglich. Quer in der Hand gehalten zeigt die E-Ink-Anzeige nicht nur Notizen, sondern auch das Menü an. Das alles klappt reibungslos und zu allen Seiten hin. Daher ist es völlig egal, ob ihr Links- oder Rechtshänder seid.

Der Wechsel ins Querformat klappt flüssig und schnell.
Der Wechsel ins Querformat klappt flüssig und schnell. (Quelle: Netzwelt)

Nur von den Farben dürft ihr nicht allzu viel erwarten. Zwar unterstützt das Testgerät die farbliche Darstellung, doch wirken diese längst nicht so lebhaft wie etwa auf dem iPad. Das ist konzeptbedingt bei E-Readern mit Farbdisplay nicht anders.

Steckt das Paper Pro Move in der optional erhältlichen Schutzhülle (Book Folio), erwacht das Tablet von ganz alleine aus dem Ruhezustand, sobald wir den Schutzumschlag öffnen. Nur kurz erscheint die Meldung „Paper tablet is sleeping“. bis sich die E-Ink-Anzeige mit dem typisch kurzen Flackern aktualisiert hat.

Klappen wir „das Buch“ wieder zu, versetzen wir unseren Notizblock wieder in den Ruhezustand. Das war beim großen reMarkable 2 noch nicht möglich. Eine praxisgerechte Neuerung. Der Hersteller hat weiteres Nutzer-Feedback umgesetzt.

So haftet der Stylus jetzt nicht nur magnetisch am Tablet, wo er gleichzeitig auch aufgeladen wird. Das Book Folio sichert den Stift zusätzlich mit einer Schlaufe vor versehentlichem Verlieren. Das feiert jeder, dem mal ein teurer Digital-Stift abhanden gekommen ist.

Das Problem kleiner Notizblöcke

Bevor ihr euch zum Kauf des Paper Pro Move von reMarkable entscheidet, solltet ihr euch einen „dummen“ Notizblock in möglichst vergleichbarer Größe besorgen. Nehmt alternativ einen Karton, schneidet ihn passend zu den Tablet-Abmessungen (19,6 Zentimeter in der Höhe, 10,8 Zentimeter in der Breite) zurecht. Und dann schreibt und zeichnet einfach mal wild drauf los.

Vielleicht geht es euch anschließend wie uns. Denn wir mussten recht schnell feststellen – so sehr wir Idee und Ausführung des kompakten Paper Pro Move auch feiern – dass weniger als gedacht auf die kleine Anzeige passt.

Damit das, was wir im Stehen und das Tablet einhändig haltend verfassen, auch in einer Woche noch lesbar ist, müssen wir uns sehr anstrengen. Das ist beim klassischen Notizblock nicht anders und das Tablet von reMarkable bietet zahlreiche Wege und Möglichkeiten, Schrift zu modifizieren und selbst zu entziffern, sprich: in Druckbuchstaben zu verwandeln.

Das klappt mit unserem zugegeben eigenwilligen Schriftbild nur sehr eingeschränkt. Neu ist die Funktion, in handschriftlich verfassten Notizen suchen zu können. Wer keine „Sauklaue“ hat, wird davon sicherlich oft Gebrauch machen. Fragt euch wieder selbst, wenn euch diese Funktion interessiert: Wie sieht euer Schriftbild auf dem ausgedruckten Notizblock-Dummy aus?

Das Paper Pro Move hat wie die Schwestermodelle eine einwandfrei funktionierende Handballenerkennung. Zu ungewollten Fehleingaben kommt es also nicht. Doch gerade das Schreiben mit dem Stift am Rand erfordert Übung. Das ist auch der Grund, warum wir uns selbst mit unserem digitalen Notizblock in der Hand oft einen Rücken in der Nähe gewünscht hätten, den wir als Stütze hätten nutzen können.

Wir haben uns stellenweise dabei ertappt, wie wir übertrieben langsam und akkurat den Stift übers Display gleiten ließen, damit wir und die Handschrifterkennung eine Chance haben, das Geschriebene auch nach Tagen und Wochen entziffern zu können. Und dann ist da diese innere Stimme, die uns zuflüstert: „Hey, ergibt das alles wirklich Sinn, in Zeiten von KI, von gut funktionierender Spracherkennung? Sind wir hier einer Art modernem Anachronismus verfallen?“

Kaum fünf Minuten später ziehen wir lässig das Paper Pro Move aus der Jeanstasche, ernten anerkennende „Ahs“ und „Ohs“ und „darf ich mal sehen“ und visualisieren mal kurz den Testaufbau für unseren Kühlboxen-Vergleichstest in Form einer Skizze. Die sagt eben manchmal einfach mehr als tausend liebevoll mit einem Digitizer dahingemalte Buchstaben. Und das schöne am reMarkable-Tablet: Diese Skizze landet auf Wunsch schnell in der Cloud … oder auf externen Apps wie Slack.

Das kostenpflichtige Abo

Ihr könnt die Produkte von reMarkable grundsätzlich ohne kostenpflichtiges Abonnement nutzen. Dann habt ihr Zugriff auf diverse Vorlagen, etwa einen Wochen- oder Tagesplaner, verschieden linierte oder karierte Templates. Die volle Kreativ-Power in Form von verbesserten Vorlagen sowie grenzenlosem Cloud-Speicherplatz, gibt es aber erst mit einem kostenpflichtigen „Connect“-Abo, das aktuell mit 2,99 Euro zu Buche schlägt.

Auf diese Funktionen werden wir bald im Detail eingehen, wenn wir sie etwas ausführlicher genutzt haben. Setzt euch also gerne ein Lesezeichnen und schaut zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal vorbei.

Bei reMarkable-Shop ab 479 Euro*

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Fazit

Das reMarkable Paper Pro Move löst schnell den „Will-ich-haben-Impuls“ aus. Ihr werdet den Kauf nicht bereuen, denn einen besseren digitalen Notizblock können wir uns kaum vorstellen. Okay – es wäre schön, wenn reMarkable noch mehr unterstützte Formate anbieten würde und man den Paper Pro Move auch als echten Ersatz für den E-Reader nutzen könnte. Denn das geht leider nur sehr eingeschränkt. Zudem solltet ihr ehrlich zu euch selbst sein und euch im Vorfeld fragen:

  • – bin ich wirklich der Handschrift-Typ? (Vielleicht eine Weile mit klassischem Stift und Papier ausprobieren)
  • – will ich meine Notizen und Skizzen sortieren, ordnen und dauerhaft speichern?
  • – ist mein Schriftbild gut genug, um maschinell in Druckschrift übersetzt zu werden?
  • – nehme ich ein mit Zubehör schnell über 500 Euro teuren „Notizblock“ wirklich überall mit hin?

Das sind die Vorteile

  • Edles, mobiles Gerät, das handschriftliches, digitales Schreiben zum Genuss macht
  • Gutes, kontraststarkes, beleuchtetes (Farb)-Display
  • Ablenkungsfreies Arbeiten

Das sind die Nachteile

  • Das Paper Pro Move hat keinen Lautsprecher, keine Kamera, kein Mikrofon. Er ist weder fürs Surfen noch für das Verfassen von E-Mails geeignet (Wir sind uns bewusst – das kann auch ein Vorteil sein)
  • Stift-Spitzen nutzen sich mit der Zeit ab und müssen ersetzt werden
  • Manche Funktionen erfordern ein Abonnement

Hinweis: Wir werden diesen Bericht in den kommenden Tagen und Wochen mit weitern Eindrücken aktualisieren.

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