Stand: 17.04.2025 16:25 Uhr

Nach dem tödlichen Balkonsturz eines 15-Jährigen in Hamburg-Wilstorf hat die Polizei drei weitere Tatverdächtige festgenommen. Sie sollen heute dem Haftrichter vorgeführt werden. Vier junge Männer sitzen bereits in Untersuchungshaft.

Es soll sich um drei Männer im Alter von 18, 19 und 24 Jahren handeln, wie die Polizei am Donnerstag bekannt gab. Der 19-Jährige wurde in Bordesholm festgenommen, die beiden anderen in Hamburg. Die drei Beschuldigten sollen noch heute einem Haftrichter vorgeführt werden.

15-Jähriger über Balkonbrüstung geklettert

Sie sollen zu der Gruppe gehören, die wie ein Überfallkommando in der Nacht von Sonntag auf Montag eine Wohnung im achten Stock eines Hochhauses am Soltauer Ring gestürmt haben. Den Angaben zufolge griffen sie die Anwesenden an – einer der Angreifer soll mit einer Machete bewaffnet gewesen sein. Auch ein 15-Jähriger wurde attackiert, kurz darauf stürzte er vom Balkon. Trotz Reanimationsversuchen kam er ums Leben.

Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen geht die Polizei davon aus, dass der 15-Jährige aus Angst vor den Eindringlingen über die Balkonbrüstung der Wohnung im achten Obergeschoss kletterte, um auf einen darunterliegenden Balkon zu flüchten. Offenbar konnte er sich aber nicht mehr halten und stürzte ab.

Haftbefehl gegen vier junge Männer

Noch in der Nacht wurden vier junge Männer und eine Frau festgenommen. Am Dienstagabend wurde gegen die vier Verdächtigen ein Haftbefehl wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge erlassen, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hamburg bestätigte. Denn bei den vier jungen Syrern im Alter von 16 bis 20 Jahren bestehe Fluchtgefahr. Offenbar weil bei ihnen „kein gefestigtes Umfeld besteht“. Eine 22-Jährige wurde wegen mangelnden Tatverdachts wieder entlassen.

Bei allen derzeit identifizierten Beschuldigten besteht der Verdacht der gemeinschaftlich begangenen versuchten gefährlichen Körperverletzung mit Todesfolge, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte.

Zusammenhang mit Schlägerei am Phoenix-Center

Nach Informationen des NDR gibt es einen Zusammenhang mit einer Schlägerei am Phoenix-Center – nur wenige Stunden zuvor und ganz in der Nähe des Unfallortes. Dabei sollen 15 Personen mit Eisenstangen und Besenstielen aufeinander losgegangen sein.

Nach einem tödlichen Hochhaussturz in Hamburg-Wilstorf hat die Polizei das Gelände mit Flatterband abgesperrt. © picture alliance/dpa Foto: Jonas Walzberg

AUDIO: Nach tödlichem Balkonsturz: Vier Verdächtige in Untersuchungshaft (1 Min)

Taxis gestoppt – fünf Festnahmen in Hammerbrook

Nach dem Vorfall fahndete die Polizei mit mehr als zwei Dutzend Streifenwagen in der Stadt nach den mutmaßlichen Tätern, die vom Tatort flüchteten. In Hammerbrook hielten die Beamtinnen und Beamten zwei Taxis an – darin saßen vier junge Männer im Alter von 16 bis 20 Jahren sowie eine 22-Jährige, die auf die Beschreibung der Verdächtigen passten und vorläufig festgenommen wurden.

Die Mordkommission ermittelt weiter, was genau in der Wohnung passiert ist. Nach NDR Informationen gilt das betroffene Hochhaus am Soltauer Ring schon länger als Problemadresse. Anwohnende berichten von Drogengeschäften und unhaltbaren Zuständen.

Schüler legen Blumen für 15-Jährigen nieder

Am Dienstag legten Mitschülerinnen und Mitschüler Blumen am Hochhaus in Wilstorf niedergelegt. Der 15-Jährige galt als beliebter Schüler einer Stadtteilschule in Billstedt.

Ole Wackermann und Maiken Nielsen stehen vor einem Hintergrund, der den Hamburger Hafen und die Elphilharmonie am Abend zeigt, und lächeln in die Kamera. © NDR; picture alliance / Westend61 | Willing-Holtz Foto: Arman Ahmadi

AUDIO: Podcast Hamburg Heute: Warum ist ein Jugendlicher vom Balkon gestürzt? (13 Min)

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal |
17.04.2025 | 15:00 Uhr

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