Eine Uhr, so viel wert wie ein mancherorts ein ganzes Haus. Das Auktionshaus Eppli versteigert am Freitagnachmittag eine Uhr von Patek Philippe, die Hunderttausende wert sein soll.
Im Stuttgarter Auktionshaus Eppli rückt am Freitag eine Rarität in den Mittelpunkt: Unter den Hammer kommt eine „Grande Complication“ von Patek Philippe mit der Referenznummer 5016R-010 – ein Modell, das in der Welt der Luxusuhren einen besonderen Status genießt. Nur 200 Stück wurden weltweit gefertigt, seit 2011 ist die Produktion eingestellt.
„Wir konnten für diese Sonderauktion Stücke sichern, die man sonst bei Sotheby’s, Christie’s oder Phillips in New York, Genf oder Hongkong findet – aber nur äußerst selten in Stuttgart. Darauf sind wir sehr stolz“, sagt Eppli-Uhrenexperte Peter Dwornik.
Die Uhr wird zusammen mit 24 weiteren Objekten versteigert. Aufbewahrt wird sie in einem Safe, der nur nach dem Vier-Augen-Prinzip geöffnet werden darf. „Es braucht immer zwei Mitarbeiter, um an diese Wertgegenstände zu gelangen“, erklärt Geschäftsführer Ferdinand Eppli. Gemeinsam mit Dwornik holt er die seltene Uhr aus der Glasvitrine des Geschäfts. Optisch wirkt die Uhr zurückhaltend: schwarzes Lederband, silbernes Zifferblatt, 36,7 Millimeter Durchmesser. Doch im Inneren steckt ein technisches Meisterwerk. Ein Repetitionsschlagwerk macht die Uhrzeit hörbar. Dwornik demonstriert den Klang, betätigt einen Schieber, und ein zartes Klingen ertönt. „Kling, kling, kling“ tönt es leise aus der Uhr, vergleichbar mit dem Ton einer zarten Triangel. Erst zehn tiefere Töne, dann elf hellere: 10.11 Uhr. „Die Minutenrepitition ist eine der faszinierendsten Komplikationen. Das ist etwas für Technikbegeisterte“, sagt der Experte.
Ein Klingen kommt aus der Uhr Der Blick ins Innere der Uhr. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
Doch die Grande Complication präsentiert noch weitere Feinheiten: Mit der Mondphase vollzieht der Mond sichtbar seinen Zyklus und das Jahr wechselt im ewigen Kalender. Und auch der Blick ins Innere ist durch den gläsernen Gehäuseboden möglich: Zahnräder greifen millimetergenau ineinander, während das Tourbillon schwingt – eine technische Vorrichtung, die das Uhrwerk noch präzisier machen soll. „Das ist perfekte Handwerkskunst“, so Uhrenexperte Dwornik.
Eine Batterie sucht man vergeblich – die Uhr ist rein mechanisch. Solche Modelle erleben seit Jahren ein Comeback. In den 1970er-Jahren wurden sie durch Quarzuhren verdrängt, inzwischen aber gilt die traditionelle Schweizer Uhrmacherei wieder als Inbegriff von Luxus und Präzision. „Gerade in einer digitalen Welt wächst die Faszination für klassische Mechanik“, sagt Dwornik.
Peter Dwornik und Ferdinand Eppli präsentieren die Patek Philippe. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
Der Einlieferer bleibt anonym. Nur so viel verrät Eppli: Es handelt sich um einen älteren Herrn aus dem Großraum Stuttgart, der das Stück 2006 beim Züricher Traditionshaus Beyer erworben hat – dem ältesten Uhrengeschäft der Welt. Mehr Informationen gibt es nicht, Diskretion gehört zum Ehrenkodex des Auktionsgeschäfts.
„Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten“ – wenn am Freitag der Hammer fällt, könnte die Spannung größer sein als sonst. Für Ferdinand Eppli ist die Versteigerung auch deshalb bedeutsam, weil es die erste große Auktion in den neu eröffneten Räumen in der Sporenstraße ist. Der 38-Jährige, der auch schon bei verschiedenen TV-Formaten als Experte mitgewirkt hat, führt selbstbewusst und ausgestattet mit Einstecktuch im Jackett in den Raum, wo am Freitag der entscheidende Schlag mit dem Hammer fallen wird. „Kurz vor der Auktion steigt die Nervosität“, gibt er offen zu. Zumal sie auch für den erfahrenen Versteigerer etwas Besonderes ist. Das Startgebot der Luxusuhr liegt bei 400 000 Euro, der Schätzpreis bei bis zu 850 000 Euro. Sollte sie den Besitzer wechseln, wäre es der höchste jemals erzielte Preis für eine Uhr in der Geschichte des Hauses Eppli.
Den bisherigen Rekord hält eine Patek-Philippe-Taschenuhr, die 2023 für 260 000 Euro verkauft wurde – bei einem Startpreis von 20 000 Euro. Ob diesmal sogar die Millionenmarke fällt, bleibt abzuwarten. Ferdinand Eppli hält sich zurück: „Das ist immer ein Überraschungspaket, auch für uns.“