Es holpert gewaltig, wenn man mit dem Fahrrad auf dem Radweg an der Köpenicker Landstraße stadteinwärts unterwegs ist. Wer hier zu schnell fährt und den Lenker nicht fest im Griff hat, könnte stürzen und sich verletzen. An zahlreichen Stellen gibt es Unebenheiten. Aus Rissen im aufgebrochenen Asphalt wächst bereits Gras. Zumindest werden Nutzer durch ein Schild mit der Aufschrift „Radwegschäden“ an einer Laterne vor dem Zustand gewarnt.

„Seit Jahren liegen die Pläne für zeitgemäße Radwege entlang der Köpenicker Landstraße in der Schublade des Bezirks, und es passiert nichts. Das möchten wir vom ADFC Treptow-Köpenick so nicht weiter hinnehmen“, kritisiert Maik Tepper. Die Verantwortung sieht er bei der Senatsverkehrsverwaltung.

Köpenicker Landstraße in Baumschulenweg: ADFC demonstriert für neuen Radweg

Am Dienstagabend organisierte die ADFC-Stadtteilgruppe Treptow-Köpenick deshalb eine Fahrraddemonstration entlang der Strecke, um auf die Lage aufmerksam zu machen. Eigenen Angaben zufolge nahmen knapp 100 Personen daran teil, darunter Vertreter des Fachverbands Fußverkehr (FUSS e.V.) der Bürgerinitiative A100 und dem BUND Berlin.

Radweg entlang der Köpenicker Landstraße

Die Schäden auf dem Radweg entlang der Köpenicker Landstraße stadtauswärts sind enorm. Radfahrer schüttelt es hier ordentlich durch.
© Berliner Morgenpost | Philipp Hartmann

„Neun Spuren für den Autoverkehr, aber angeblich kein Platz für moderne Radwege – die Köpenicker Landstraße steht exemplarisch für das vermeintliche Miteinander der CDU-Verkehrsverwaltung. Egal, wie irrational die aktuellen Verhältnisse sind, Verbesserungen für alle Verkehrsarten abseits des Autos werden ideologisch abgeblockt“, heißt es in einem ADFC-Statement. Und weiter: „Es wird endlich Zeit für ein tatsächliches Miteinander auf den Berliner Straßen und eine gerechte, moderne Verteilung des Straßenraums. Die Köpenicker Landstraße bietet hierzu die perfekte Gelegenheit, deswegen fordern wir vom Senat, die ideologische Blockade des Umbaus aufzugeben.“

Treptow-Köpenick: Stadträtin Claudia Leistner sieht „erhöhtes Unfallrisiko“

Die Verkehrsstadträtin von Treptow-Köpenick, Claudia Leistner (Grüne), war als Rednerin bei der Demo mit dabei. Bereits vorab sagte sie zur Morgenpost, dass das „erhöhte Unfallrisiko“, dem Radfahrer dort täglich ausgesetzt seien, nicht länger hinnehmbar sei. „Die Radwege entlang der Köpenicker Landstraße sind in einem untragbaren Zustand. Wurzelaufbrüche, Provisorien und bauliche Mängel machen die Strecke unsicher und weit entfernt von den Standards, die das Berliner Mobilitätsgesetz verbindlich vorgibt“, erklärte sie.

Demonstration für neuen Radweg an der Köpenicker Landstraße in Baumschulenweg

Verkehrsstadträtin Claudia Leistner bei der Demonstration für den neuen Radweg an der Köpenicker Landstraße in Baumschulenweg am Dienstag.
© Katrin Neubert | Katrin Neubert

Aus diesem Grund werde auf eine grundlegende Neugestaltung gedrängt. „Dass eine bereits 2023 vorgesehene Umsetzung durch Planungs- und Finanzierungstopps der Senatsverwaltung ausgebremst wurde, hat wertvolle Zeit gekostet – Zeit, in der die Verkehrssicherheit weiter leidet“, so die Grünen-Politikerin.

Auch interessant

Rampen der abgerissenen Wuhlheide-Brücke

Als Teil der Bundesstraße 96a ist die mehrspurige Köpenicker Landstraße in Baumschulenweg stark befahren. Der Verkehr könnte durch die nicht allzu weit entfernte neue Anschlussstelle Treptower Park der Stadtautobahn A100 dort in Zukunft noch zunehmen. Währenddessen ist nach Angaben des Bezirksamts die sichere Befahrbarkeit der baulich getrennten Radwege auf beiden Seiten „stark eingeschränkt“. Die Schäden erforderten „permanent finanzielle Aufwendungen zur Gefahrenstellenbeseitigung“.

Warum das für 2023 geplante Projekt bis heute nicht umgesetzt wurde

Die Senatsverkehrsverwaltung teilte auf Anfrage mit, der „überwiegend schlechte bauliche Zustand des Radwegs“ sei bekannt. Allerdings gebe es bisher keine Kenntnisse über Unfallhäufungen aus diesem Grund. „Unabhängig davon sieht die Senatsverkehrsverwaltung im Falle von gehäuften Radwegschäden durchaus eine gewisse Unfallgefahr, insbesondere hinsichtlich Unfällen mit leichten Sachschäden am Fahrrad“, erklärte die Behörde.

Vorgesehen ist eigentlich, auf der stadtauswärts gerichteten Fahrbahn der Köpenicker Landstraße auf dem Abschnitt zwischen der Ludwig-Richter-Straße und der Trojanstraße einen Radstreifen einzurichten. Dafür müssten dann auch die Bushaltestellen entlang der Strecke umgestaltet werden. Außerdem strebt das Bezirksamt an, einen Radweg auf der stadteinwärts gerichteten Fahrbahn einzurichten. Das Projekt sollte ursprünglich 2023 umgesetzt werden.

Auch interessant

Auftaktveranstaltung und Vorstellung  des neuen Stadtquartiers am Segelfliegerdamm

„Hierzu wurden bereits umfangreiche Abstimmungen mit der seinerzeit bei der Verkehrsverwaltung eingerichteten Projekteinheit Radverkehr geführt, die bis zur Erarbeitung einer anordnungsfähigen Ausführungsvariante führte. Die Planung sieht vor, dass die am rechten Fahrbahnrand bestehenden Parkflächen aufgegeben werden“, erläutert das Bezirksamt. Verzögerungen hätten sich dann durch den zwischenzeitlich von der Senatsverkehrsverwaltung veranlassten Planungs- und Finanzierungstopp für das Radwegprojekt ergeben. Im weiteren Verlauf habe es dann zwar eine Freigabe zur Fortführung des Projekts gegeben, jedoch verbunden mit weiteren Auflagen.

Wegfall von Parkplätzen für neuen Radweg als Knackpunkt?

„Insbesondere wurde gefordert, die Verträglichkeit des Wegfalls von Parkplätzen zu untersuchen und ggf. Ersatz vorzusehen. Ein Ersatz der Parkplätze ist jedoch nicht möglich, da in der Umgebung keine geeigneten Flächen zur Verfügung stehen“, teilt die Behörde mit. Ohne die Entfernung der Parkplätze am rechten Fahrbahnrand könne aber kein neuer Radweg gemäß Berliner Mobilitätsgesetz errichtet werden. Darüber hinaus ist laut Bezirksamt die Finanzierung noch nicht abschließend geklärt. Dazu befinde man sich aktuell im Austausch mit der Senatsverwaltung.

Radweg entlang der Köpenicker Landstraße

An zahlreichen Stellen ist der Radweg an der Köpenicker Landstraße beschädigt. Er entspricht nicht den Vorgaben des Berliner Mobilitätsgesetzes.
© Berliner Morgenpost | Philipp Hartmann

Diese erklärt gegenüber unserer Redaktion, dass aktuell vorrangig der Ersatz des Radwegs stadtauswärts durch einen Radfahrstreifen am Fahrbahnrand geplant werde. Auf welcher Länge genau, bleibt unklar. „Hierzu sind die Abstimmungen noch nicht abgeschlossen“, so ein Sprecher. In den vergangenen Jahren sind nach Auskunft der Behörde zwar bereits mehrfach Planungsüberlegungen angestellt worden. Diese sind aber noch nie so weit gekommen, dass ein konkreter Bauzeitraum festgelegt werden konnte.

Weitere Themen aus Treptow-Köpenick:

Die größte Herausforderung für das Projekt beschreibt die Verkehrsverwaltung wie folgt: „Die begrenzte Straßenbreite hat eine sorgfältige Planung verlangt, und die Länge der fraglichen Strecke führt zu hohen Kosten, was die Finanzierung nicht einfach macht.“ Wie es weitergeht, bleibt somit ungewiss.