Die Zusammenarbeit der SPD Ortsvereine Haarzopf, Holsterhausen und Margarethenhöhe liegt in der gemeinsamen Wiedergründung am Sonntag, den 10. März 1946, in der damaligen „Restauration Kallenberg“, dem heutigen Stadt Hotel Mintrop. Den zahlreich anwesenden Parteimitgliedern eröffneten sich imponierende politische Biografien. Als Laudator stellte sich der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete Hans-Willy Körfges aus Mönchengladbach zur Verfügung, der vor seinen Reden seine besondere Beziehung zur Stadt Essen und der Essener SPD vorstellte.

Der 91-jährige Jubilar Johannes Gorlas erhielt seine Ehrennadel und seine Urkunde für seine 68-jährige Treue zur SPD. Dabei kann er auf eine vielfältige und lange dauernde politische Tätigkeit verweisen. Nach der Mittleren Reife 1951 absolvierte Johannes Gorlas eine Lehre als Chemielaborant bei der AG für Chemische Industrie in Gelsenkirchen-Schalke und studierte anschließend an der Staatlichen Ingenieurschule Essen, Abteilung Chemie. Von 1958 bis 1975 arbeitete er als Chemie-Ingenieur im Chemischen Laboratorium der Emschergenossenschaft in Essen.

Im Jahre 1952 trat er der Gewerkschaft ÖTV bei und war von 1983 bis 1989 DGB-Vorsitzender in Essen. Der aus einem „stockkonservativen Elternhaus“ stammende Gorlas schloss sich der SPD in Essen an und war mehrere Jahre Mitglied im Essener Vorstand. Seit Mitte der 1950er Jahre engagierte er sich zusammen mit seiner Frau Gertrud für die „Nationale Befreiungsfront Algeriens“, die für die Unabhängigkeit ihres Landes kämpften.

Vom 28. Mai 1975 bis zum 31. Mai 1995 wurde Johannes Gorlas in den Landtag gewählt. Im Wahlkreis Essen-Steele zog er stets als direkt gewählter Abgeordneter in den Landtag ein. Zunächst war er stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Umweltschutz und Raumordnung; dann Sprecher der SPD-Fraktion für Ernährung, Landwirtschaft, Forst- und Wasserwirtschaft und 10 Jahre lang
Fraktionssprecher für Landwirtschaft, Forsten, Naturschutz und Wasserwirtschaft.

Seit 40 Jahren ist Britta Altenkamp in der SPD Mitglied und kann auch auf ein sehr bewegtes politisches Leben zurückblicken. Als Schülerin und Studentin half sie ihren Eltern im Kult-Imbiss „Pimp’s Pic“ aus, wodurch sie schon früh den Umgang mit Menschen lernte. Britta Hans-Willy Altenkamp trat 1985 in die SPD ein, engagierte sich früh bei den Jusos, deren Essener Vorsitzende sie von 1987 bis 1989 war, und übernahm schon früh Verantwortung in Partei und Parlament. Von 1988 bis 1991 arbeitete sie im Landtag NRW, anschließend bis 1999 im Wahlkreisbüro des Europaabgeordneten Detlev Samland.
Auch in Essen selbst setzte sie früh Akzente: Von 1989 bis 1994 gehörte sie der Bezirksvertretung II an, anschließend bis 2000 dem Rat der Stadt Essen.

Besonders eindrucksvoll ist ihr parlamentarischer Werdegang im Landtag Nordrhein-Westfalen: Vom 2. Juni 2000 bis zum 1. Juni 2022 vertrat sie ununterbrochen – mit nur einer kurzen Unterbrechung – die Essenerinnen und Essener im Düsseldorfer Parlament. Zunächst im Wahlkreis Essen I, später im Wahlkreis Essen III, konnte sie bei mehreren Landtagswahlen das Direktmandat für die SPD gewinnen. Innerhalb der SPD-Landtagsfraktion übernahm sie zahlreiche verantwortungsvolle Aufgaben: migrationspolitische Sprecherin, Sprecherin für Generationen, Familie und Integration sowie von 2006 bis 2010 stellvertretende Fraktionsvorsitzende mit Zuständigkeit für Soziales, Gesundheit, Frauen, Kinder und Sport.

Hans-Willy Körfges betonte: „„Britta Altenkamp steht beispielhaft für eine Politik, die nah an den Menschen orientiert ist und soziale Gerechtigkeit in den Mittelpunkt rückt“.
Mit Klaus Fänger wurde ein Jubilar geehrt, der seit sechs Jahrzehnten der SPD angehört. Sein politisches und gesellschaftliches Engagement ist eng mit der genossenschaftlichen Idee verbunden: Ganze 33 Jahre lang war er Mitglied im Aufsichtsrat der Wohnbau e.G. Essen, einer der größten Wohnungsbaugenossenschaften der Region.

Fänger prägte in dieser Zeit die Ausrichtung der Genossenschaft entscheidend mit – stets im Sinne von bezahlbarem Wohnraum und solidarischem Miteinander. Sein Wirken ist ein Beispiel für die enge Verbindung zwischen sozialdemokratischen Werten und praktischer Verantwortung im Alltag der Stadtgesellschaft.

„Klaus Fänger hat gezeigt, wie wichtig ehrenamtliches Engagement für das Gelingen einer solidarischen Stadt ist“, hieß es in der Laudatio von Hans-Willy Körfges.

Für 40 Jahre Mitgliedschaft in der SPD wurde Martina Gorlas geehrt. Die Historikerin und Journalistin hat sich insbesondere mit der Aufarbeitung der NS-Zeit beschäftigt. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit war das Schicksal des jüdischen Ingenieurs Herrmann Bach, der für die Emschergenossenschaft tätig war und 1944 von den Nationalsozialisten ermordet wurde.

Martina Gorlas setzte sich maßgeblich für die Erinnerung an Bach ein, organisierte einen Stolperstein in Essen und brachte die Nachkommen des Ingenieurs aus den USA in die Ruhrmetropole. Damit schlug sie eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart und erinnerte daran, wie wichtig die aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte für die demokratische Kultur ist.

Als jüngster Jubilar wurde Marcus Juchem für 25 Jahre Mitgliedschaft in der SPD geehrt. Schon mit 16 Jahren trat er in die Partei ein. Nach vier Jahren trat er wieder aus – aus Protest gegen den autoritären Führungsstil im Ortsverein Altendorf. Stattdessen engagierte er sich bei den Falken in Duisburg, wo er gemeinsam mit Jugendlichen den Arbeitskampf in Rheinhausen tatkräftig unterstützte.

Nach seinem Umzug nach Holsterhausen fand er zurück in die SPD und arbeitete dort mehrere Jahre als stellvertretender Ortsvereinsvorsitzender. Heute ist Juchem bei der AWO Holsterhausen aktiv, wo er sein Engagement für Solidarität und soziale Gerechtigkeit in der Praxis fortsetzt.

Die Vorsitzenden der Ortsvereine, Mathias Collet, Benno Justfelder und Michael Manderscheid, zogen ein durchweg positives Fazit dieser Ehrung mit den beeindruckenden Jubilar*innen. Sie freuen sich schon auf die nächste gemeinsame Feier zur Wiedergründung der Ortsvereine vor dann 80 Jahren.