Lüneburg. Raoul Schrott eröffnet nach der Sommerpause die neue Saison im Lüneburger Literaturbüro: heute, Mittwoch, 19.30 Uhr im Heinrich-Heine-Haus. In der Reihe „ausgewählt“ präsentiert er seinen Titel „Atlas der Sternenhimmel und Schöpfungsmythen der Menschheit“. Allein vier Termine bietet das Literaturbüro im September.

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Raoul Schrott, 1964 in Landeck (Tirol) geboren, ist Literaturwissenschaftler, Lyrik- und Prosa-Autor sowie Komparatist. Komparatistik ist die Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, die Literatur und andere Medien in ihren internationalen und interdisziplinären Bezügen untersucht. Das passt zu seinem aktuellen Buch: „In einer Zeit vor der Schrift war unser Sternenhimmel ein Kino der Nacht“, sagt Schrott.

Der Große Wagen als göttlicher Papagei und einbeiniger Gott

Schrott wuchs in Landeck, Tunis und Zürich auf. 1986/1987 studierte er an der Pariser Sorbonne und war zugleich Sekretär des französischen Surrealisten und Autors Philippe Soupault. Als Dissertation legte er 1988 an der Universität Innsbruck die Arbeit Dada 1921–1922 in Tirol vor. 1989/1990 studierte er mit einem Postgraduiertenstipendium des DAAD Semiotik und Komparatistik an der TU Berlin und der FU Berlin. 1996 habilitierte er sich am Institut für Komparatistik der Universität Innsbruck mit der Arbeit Fragmente einer Sprache der Dichtung – Poetische Strukturen von der griechischen Antike bis zum Dadaismus.

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Mit ihrer ungeheuren Einbildungskraft haben die Menschen in den Sternen ihre ältesten Kunstwerke geschaffen und dadurch ihre Kulturen dargestellt. Raoul Schrotts Atlas versammelt 17 Sternenhimmel von allen Kontinenten: von den Alten Ägyptern bis zu den australischen Aborigines, aus China, Indien und Tahiti, von den Inuit, Buschleuten und den Tuareg. Unser Großer Wagen war für die Maya ein göttlicher Papagei, für die Inka der einbeinige Gott des Gewitters, für die Inuit ein Elch, für die Araber eine Totenbahre. Raoul Schrott fügt diese Sternsagen zu einem Epos der Menschheitsgeschichte.

Mit der Schwebebahn durch Nachkriegsdeutschland

▶ Mittwoch, 17. September, Heinrich-Heine-Haus, 19.30 Uhr: Hanns-Josef Ortheil liest aus „Schwebebahnen“. Ortheil erzählt in seinem Roman vom inneren und äußeren Wiederaufbau im westlichen Nachkriegsdeutschland. Es ist die Geschichte eines anfänglich autistischen Jungen, der seine eigenen, von Musik getragenen Fantasiewelten entdeckt. Zugleich ist es das Panorama einer zutiefst traumatisierten Gesellschaft, in der die Menschen ein stilles und vom zweiten Weltkrieg gezeichnetes Leben führen und angesichts eines wiederum drohenden Krieges angstvoll agieren.

Hanns-Josef Ortheil, 1951 in Köln geboren, ist Schriftsteller, Pianist und Professor für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. Seit vielen Jahren gehört er zu den bedeutendsten deutschen Autoren der Gegenwart. Sein Werk wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Thomas-Mann-Preis, dem Nicolas-Born-Preis und zuletzt dem Hannelore-Greve-Literaturpreis.

▶ Montag, 22. September, Utopia Lüneburg (Katzenstraße), 19.30 Uhr: „Mann am Steuer“ – eine Veranstaltung im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche. Männer beherrschen die Straße. Mit überdimensionierten Karossen, aggressivem Verhalten oder unangemessener Lautstärke. Das ist durch die Verkehrsstatistik gut belegt, aber dennoch nur Symptom eines größeren Problems. Starre und mächtige Netzwerke in Politik, Behörden, Verbänden, Unternehmen und Wissenschaft, allesamt von Männern dominiert, verhindern den dringend notwendigen Schritt hin zu einer zukunftsfähigen Mobilität für Deutschland.

Der Autor Boris von Heesen zeigt, wie patriarchale Strukturen unsere Mobilität prägen und so die Verkehrswende blockieren. Boris von Heesen, geboren 1969, ist Wirtschaftswissenschaftler und Gründer eines der ersten deutschen Online-Marktforschungsinstitute. Heute arbeitet er als Männerberater und geschäftsführender Vorstand eines Jugendhilfeträgers.

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Tandem-Lesung zweier Heine-Stipendiatinnen

▶ Dienstag, 30. September, Heinrich-Heine-Haus, 19.30 Uhr: Tandemlesung mit der aktuellen Heine-Stipendiatin Tamar Noort und ihrer Vorgängerin aus dem Jahre 2015, Nina Bußmann. Tamar Noort liest aus ihrem neuen Roman „Der Schlaf der Anderen“, Nina Bußmann präsentiert „Drei Wochen im August“.

Als Nachtwache im Schlaflabor bringt Janis Fremde ins Bett und schaut ihnen beim Schlafen zu. Der Tag-Nacht-Rhythmus, der anderen Menschen eine natürliche Struktur gibt, gilt für sie nicht. Sina ist Lehrerin und hat einen geregelten Alltag. Doch allmählich entgleitet ihr die Kontrolle: über ihre Familie, ihre Arbeit, ihr ganzes Leben. Als sie Janis kennenlernt, lässt sie einmal die Krisen los, die zu Hause auf sie warten. Janis und Sina begeben sich auf eine Reise durch die Nacht, in der auf einmal alles auf dem Spiel steht – und nichts mehr bleibt, wie es war.

Abgelegenes Ferienhaus an der französischen Atlantikküste

Tamar Noort, geboren 1976, lebt in Bleckede. Sie studierte Kunst- und Medienwissenschaften sowie Anglistik in Oldenburg und Newcastle upon Tyne. Seit 2009 macht sie Dokumentationen für ZDF, Arte und 3sat mit dem Schwerpunkt Wissenschaft.

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Nina Bußmann, geboren 1980 in Frankfurt am Main, studierte Komparatistik und Philosophie in Berlin und Warschau. Sie lebt in Berlin und im Wendland. Für ihre Romane erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien, zuletzt das Alfred-Döblin-Stipendium 2022. Der Plot führt in ein abgelegenes Ferienhaus an der französischen Atlantikküste. Hier will Elena mit ihren Kindern drei unbeschwerte Wochen verbringen. Ihr Mann ist zu Hause in Deutschland geblieben, die Ehe läuft nicht gut. Dafür hat Elena die Babysitterin Eve und eine Freundin der dreizehnjährigen Tochter mitgenommen. Doch was als entspannte Auszeit beginnt, wird immer stärker bedroht, von außen wie auch von innen.

LZ/WA