Hamburg – Horst is back, Schätzelein! Er hat die Haare schön – na ja, sagen wir: eigenwillig. Er hat den grauen Trenchcoat, der nach „Raucherecke bei Edeka“ riecht. Und er hat die berühmte Reibeisenstimme, mit der er einst halb Deutschland in die Lachkrämpfe hustete: Horst Schlämmer, der Vize-Chef des fiktiven „Grevenbroicher Tagblatts“. Jawoll!
Mit Kaffeebecher und Strohhalm statt Bierpulle und Zigarette: Hape Kerkeling beim Dreh seines neuen „Horst Schlämmer“-Films in Hamburg
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Nun holt Hape Kerkeling seine Kultfigur wieder vor die Kamera. Allein die Nachricht sorgt schon für nostalgische Zwerchfellzuckungen. „Horst Schlämmer sucht das Glück“ wird von Regisseur Sven Unterwaldt (60) umgesetzt. Mit ihm drehte Hape schon die „Club Las Piranjas“.
Rückkehr zum Altherrenwitz?
Ist es die Rückkehr zum zotigen Altherrenwitz? Wer erinnert sich nicht an Schlämmers Flirtversuche, die so charmant waren wie ein Einkaufswagen mit blockierten Rädern?
Die Rückkehr (geplanter Kinostart: Frühjahr 2026) wirft auch Fragen auf. Denn Horst Schlämmer ist ein Kind der 2000er – einer Zeit, in der Comedians noch schräge Kunstfiguren ins Rampenlicht zerrten, ohne jedes Mal das Feuilleton-TÜV-Siegel der Political Correctness zu beantragen. Sein Humor lebt von Übertreibung: der kettenrauchende Provinzreporter mit Bierbauch, wackeligen Zähnen und der Attitüde, jede Frau im Rheinland müsse sofort „Schätzelein“ heißen.
Als Horst Schlämmer kam Hape Kerkeling 2011 zu „Wetten, dass..?“
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Heute? Ein Spagat. Was früher als urkomische Karikatur durchging, wirkt heute manchmal wie ein schaler Witz aus der Kneipe nach drei Korn. Die Zeiten haben sich verändert. Slapstick, der Menschen in Schubladen steckt, wird schneller hinterfragt.
Auf welche Späße setzt Kerkeling?
Und doch – Kerkeling weiß das. Er ist zu klug, um denselben Schlämmer einfach nur aus der Mottenkiste zu holen. Und eine Änderung – falls dieses Detail bei der Maske nicht nur vergessen wurde – sieht auf den ersten Bildern schon so aus, als hätte sich selbst Schlämmer entwickelt. Der Schnauzbart ist weg. Ob das auch im fertigen Film so bleibt? Noch unklar.
Erweckt eine seiner Kultfiguren zu neuem Leben: Hape Kerkeling
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Vielleicht ist das genau der Witz 2025: Horst, der in einer Welt landet, die ihm fremd geworden ist. Statt Zigaretten gibt’s vegane E-Zigaretten mit Avocado-Geschmack. Statt Bürgermeisterwahl in Grevenbroich stolpert er über Genderdebatten und TikTok-Influencer. Ein Mann von gestern in der Gegenwart – das kann knallen.
Am Ende bleibt’s wie immer: Humor altert, Figuren auch. Aber manchmal brauchen wir genau solche Relikte. Und mal ehrlich: Wenn Horst Schlämmer wieder lispelt „Ich liebe euch doch alle!“, dann lacht Deutschland trotzdem. Mit einem Augenzwinkern. Und vielleicht auch ein wenig über sich selbst.