Die Kunstgalerien in Deutschland haben einer Studie zufolge in den vergangenen Jahren einen Umsatzeinbruch erlitten. Dies gelte insbesondere für das hochpreisige Segment, sagte der Kunstmarktexperte Hergen Wöbken am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung seiner neuen Galerienstudie 2025.
Demnach lag der geschätzte Gesamtumsatz 2024 der rund 700 professionellen Kunstgalerien bei rund 600 Millionen Euro gegenüber rund 890 Millionen Euro im Jahr 2019. Nach dem Galeriegründungsboom der vergangenen Jahrzehnte sei im Kunstmarkt eine gewisse Sättigung erreicht worden. Jüngere Menschen erbten inzwischen Kunst, die ihre Eltern in den vergangenen Jahrzehnten gekauft haben. Rund 45 Prozent der existierenden Galerien seien vor dem Jahr 2000 gegründet worden. Nur sechs Prozent seit dem Jahr 2020.
Wöbken nannte die Kunstgalerien „die unterschätzten Museen Deutschlands“. Mit jährlich mehr als 4000 Ausstellungen leisteten sie einen großen kulturellen Beitrag und trügen dabei das gesamte wirtschaftliche Risiko. Im vergangenen Jahr vertraten die Galerien rund 14.600 Künstlerinnen und Künstler.
Am meisten Umsatz mit niedrigen Preisen
Der pandemiebedingte Rückgang von etwa zehn Prozent der Arbeitsplätze sei inzwischen weitgehend kompensiert. Insgesamt hätten die Galerien mehr als 3.000 Arbeitsplätze geschaffen. Der überwiegende Anteil beschäftige dabei bis zu drei Personen. In 39 Prozent der Galerien wird demnach der meiste Umsatz mit Arbeiten zwischen 1000 und 5000 Euro gemacht, bei weiteren 30 Prozent im Bereich zwischen 5.000 und 10.000 Euro.
Die Studie beruht auf einer Online-Umfrage im Frühjahr 2025. Daran beteiligten sich mehr als 160 Galerien, 150 Fragebögen konnten ausgewertet werden. Das Fazit: Deutschland bleibe im internationalen Vergleich ein Standort „mit hoher künstlerischer Produktivität, vielfältiger Infrastruktur und starkem kulturellen Anspruch, jedoch ohne die Marktkraft der großen Kunstnationen“. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland demnach mit einem Anteil von drei Prozent am Gesamtumsatz des globalen Kunstmarktes zusammen mit der Schweiz auf Rang fünf, hinter den USA (43 Prozent), Großbritannien (18 Prozent) China (15 Prozent) und Frankreich (sieben Prozent).
Kritik gibt es etwa am Geldwäschegesetz. Dies sei praxisfern, unverhältnismäßig und bürokratisch. Die Pflicht zur Kundenerfassung und zur langfristigen Aufbewahrung von Dokumentationen überfordere insbesondere kleinere Galerien. Auch die Abgabenpflicht an die Künstlersozialkasse (KSK) werde als Belastung beschrieben. Positiv sei die Wiedereinführung des ermäßigten Umsatzsteuersatzes von sieben Prozent auf Kunstverkäufe seit Anfang des Jahres. Dies gelte allerdings nicht für Fotografie, Videoarbeiten und fotobasierte Drucktechniken.
Laut Studie gehören rund 59 Prozent der Galerien „zum kleinen Segment“ mit einem Jahresumsatz unter 400.000 Euro. Rund 28 Prozent der Galerien hatten einen Umsatz von schätzungsweise 400.000 bis 1,5 Millionen Euro. Der sogenannte Rohertrag nach Abzug des Anteils für die Künstler, Produktions- und Transportkosten lag bei 30 Prozent des Umsatzes. Wichtigste Galerienstandorte sind Berlin, Hamburg und München.