Lange bevor Ocean Vuong zu einem der beliebtesten Schriftsteller der Gegenwart werden sollte, verbrachte er seine Nachmittage in einem Nagelstudio, und während seine Mutter sich über die Hände der Kundinnen beugte, lief auf dem Fernseher The Oprah Winfrey Show. In dieser Show sah Ocean Vuong das erste Mal einen echten, leibhaftigen Schriftsteller.

Denn alle paar Wochen sprach Oprah mit einem Autor über sein Buch – das Format: Oprah’s Book Club –, mal mit Toni Morrison über Solomons Lied, mal mit Bernhard Schlink über Der Vorleser, und der kleine Ocean beobachtete, wie die Frauen im Nagelstudio, die oft wenig Englisch sprachen und für die Literatur eine ganz fremde Welt darstellte, rüber ins Einkaufszentrum liefen und das Buch kauften, weil sie nun eine Idee hatten, was man überhaupt lesen konnte und wie man darüber sprach. So erzählt Vuong es einige Jahrzehnte später, als er Oprah selbst gegenübersitzt, diesmal hat sie einen seiner Romane ausgewählt: Der Kaiser der Freude.