Die fortschreitenden Knochenschäden waren vermutlich schmerzhaft und stark entzündet. „Diese Läsionen könnten mit Muskeln und Haut in Verbindung gestanden haben und freigelegt gewesen sein, so dass Blut oder Eiter austraten“, erklärt Aureliano.
Welche Krankheit war es?
Gemeinsam ist allen deformierten Knochenabschnitten, dass sie keinerlei Spuren von Heilung aufweisen. „Das bedeutet, die Tiere starben mit noch aktiver Infektion – wahrscheinlich an den Folgen der Krankheit selbst“, sagt Aureliano. Um herauszufinden, um welche Infektion genau es sich handelte, prüfte das Team zunächst verschiedene Krankheiten, die Knochenveränderungen verursachen können.
Knochenkrebs konnten die Paläontologen ausschließen, weil die dafür typischen stacheligen Strukturen im Knochen fehlen. Tuberkuloseähnliche Infektionen passten ebenfalls nicht ins Bild, da die Knochen keine entsprechenden Auflösungserscheinungen zeigen. Auch Arthrose kam nicht infrage, denn die betroffenen Stellen liegen nicht an Gelenken, sondern an Rippen und Gliedmaßen. Nur eine Diagnose passte zu allen beobachteten Merkmalen: Osteomyelitis, eine durch Bakterien, Viren, Pilze oder Protozoen ausgelöste Knochenentzündung.
Diese Infektion kann sich im Inneren des Knochens oder auch in den äußeren Schichten und dem umliegenden Gewebe ausbreiten. Typisch sind schwammartige Stellen, Wucherungen und ein schnelles Fortschreiten, das kaum Zeit zur Heilung lässt. Heutzutage verursacht eine Osteomyelitis starke Schmerzen und kann unbehandelt sogar tödlich sein – ein Schicksal, das womöglich auch die langhalsigen Dinosaurier von São Paulo traf.
Verseuchtes Trinkwasser als Ursache?
Doch wie konnten sich damals gleich mehrere Sauropoden mit der aggressiven Knochenentzündung anstecken? Die Paläontologen vermuten, dass die savannenähnliche Region dafür eine Rolle spielte, in der die langhalsigen Dinosaurier vor 80 Millionen Jahren lebten. Dort herrschte ein trockenes Klima und es gab zahlreiche flache, langsam fließende Flüsse sowie große stehende Gewässer, wie die Paläontologen berichten.
„Diese Umgebung begünstigte wahrscheinlich Krankheitserreger, die möglicherweise durch Mücken übertragen wurden oder durch das Wasser, das von den Tieren getrunken wurde, darunter Dinosauriern, Schildkröten und Tieren, die den heutigen Krokodilen ähneln“, erklärt Aureliano. Theoretisch hätten die Krankheitserreger zwar auch über äußere Verletzungen wie Bisse oder Brüche eindringen können, doch dafür fand das Team keine Anzeichen. (The Anatomical Record, 2025, doi: 10.1002/ar.70003)
Quelle: São Paulo Research Foundation (FAPESP)
4. September 2025
– Anna Manz