AUDIO: Russischer Künstler Korolev: von St. Petersburg nach Neubrandenburg (5 Min)
Stand: 04.09.2025 08:52 Uhr
Mit knapp 60 Jahren hat der russische Künstler Alexander Sascha Korolev zusammen mit seiner Frau Julia den Neuanfang gewagt. Für einen kritischen Freigeist wie ihn wurde es in Russland zu gefährlich. Seit zweieinhalb Jahren lebt er in Neubrandenburg.
„Ich liebe das Wasser, den Tollensesee, spaziere jeden Tag um den Reitbahnsee. Das Wasser und der Himmel, das erinnert mich sehr an meine frühere Heimat Kaliningrad, wo ich geboren wurde, aber auch an Litauen, wo ich aufgewachsen bin“, sagt Alexander – genannt Sascha – Korolev. Und seine neue Heimat, die Seenplatte, malt er am liebsten. Seine Landschaftsbilder hängen aktuell im Museum der Burg Stargard.
Neben Landschaften, Frauen und Blumen – Motive, die er „zuverlässig und schön“ nennt – zählen schwarz-weiße, politische Zeichnungen, sogenannte Luboks, zu seinem Werk. „Es ist der Blick des Volkes auf das Leben. Es ist immer ein bisschen Regierungskritik dabei, aber immer mit einem kleinen Augenzwinkern. Früher wurden sie auf Jahrmärkten verkauft“, erzählt Korolev bei einem Kaffee mit seinen neuen Freunden vom Verein „Kunst Kultur Leben“ in Neubrandenburg.
Korolevs Bilder hängen in russischen Museen
Auch Korolev hat seine expressionistisch anmutenden Bilder Anfang der 1990er-Jahre in seiner alten Heimat St. Petersburg verkauft. Heute hängen seine Bilder in großen Museen in Russland. Und jetzt eben auch in kleinen Galerien und Museen hier in Mecklenburg-Vorpommern.
Dass so ein Neuanfang mit knapp 60 Jahren ungewöhnlich und sicher auch anstrengend ist, akzeptiert er: „Das, was das Leben dir gibt, musst du mit Dankbarkeit annehmen. Und so ganz alleine habe ich die Entscheidung nicht getroffen.“ Seine Frau Julia unterstützt ihn: „Andere Stadt, fremdes Land, Sprache und so weiter. Aber zusammen ist es leichter. Ich muss sagen, Alexander ist für mich ein Vorbild. Er war Künstler in Russland, er ist hier Künstler. Ich hoffe, dass er immer Künstler bleibt. Und ich danke Simone, weil Alexander hier die Möglichkeit hat, seine Bilder zu zeigen.“
Verein „Kunst Kultur Leben“ organisiert Ausstellung
Simone, das ist Simone Gurk von der kleinen Galerie in der Rosenstraße in Neubrandenburg. Dahinter steckt der Verein „Kunst Kultur Leben“. Sie erinnert sich noch gut an die erste Begegnung mit dem Paar vor zwei Jahren: „Die beiden tauchten hier bei einer Vernissage auf in einem Pulk von Menschen und sprachen mich ganz schüchtern mit wenigen deutschen Worten an: ‚Der Alexander malt auch‘.“
Da habe sie sich die ersten Bilder auf dem Handy angeschaut und sei beeindruckt gewesen: „Mittlerweile sind wir jetzt bei der dritten Ausstellung, konnten auch schon ein paar Bilder für ihn verkaufen. Das ist natürlich ein erster Erfolg für ihn hier in seiner neuen Heimat.“
Ehepaar Korolev als politische Flüchtlinge in Deutschland
Alexander und Julia sind seit über 20 Jahren unzertrennlich. Sie haben in Deutschland als politische Flüchtlinge eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis. Über den Grund ihres Weggangs aus ihrer Heimat wollen sie aus gutem Grund nicht sprechen. „Meine Familie wohnt noch in Russland, und ich bin nicht sicher, dass es für sie nicht gefährlich wird“, sagt Julia.
Aktuell malt Sascha in seiner Wohnung, die leider zu klein ist für große Formate. „Mehr Platz wäre toll, aber Platz alleine macht nicht glücklich“, sagt der Künstler und fügt hinzu: „Für mich ist es sehr wichtig, dass ich nicht das Gefühl habe, allein zu sein. Mein großer Traum ist ein Atelier, aber nicht, wo ich alleine arbeite, sondern wo ich Menschen, die Spaß am Malen haben, egal ob unerfahren oder Profi, zusammenbringe, und wir uns gegenseitig inspirieren und voneinander lernen.“
In dem früheren Fischerdorf hat der Dresdner Maler seine Sommer verbracht. Dort haben jetzt zwei Ausstellungen eröffnet.
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