Die Zahl der gemeldeten Fälle von Infektionen mit dem Darmkeim Ehec in Mecklenburg-Vorpommern ist in weniger als einer Woche von 17 auf 31 Fälle angestiegen. Das teilte das Landesamt für Gesundheit und Soziales mit. Die meisten Erkrankten sind demnach Kinder.
19 Erkrankte mussten bisher stationär behandelt werden, einige auf der Intensivstation. Zwölf der Betroffenen litten dem Landesamt zufolge an den Komplikationen eines hämolytisch-urämisches Syndroms (HUS). Das Syndrom kann zur Zerstörung der roten Blutkörperchen, Blutgerinnungsstörungen und Funktionsstörungen der Nieren führen.
Angesichts der Zahl der schweren Fälle bei Kindern, die sich ausschließlich in
Mecklenburg-Vorpommern angesteckt haben, muss dem Landesamt zufolge „von einem Ausbruch ausgegangen werden“.
Kein Zusammenhang mit Ausbruch in Belgien
Bei einem Ehec-Ausbruch in Belgien mit 63 Fällen sind bisher acht Erkrankte gestorben. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts gibt es derzeit keine Hinweise darauf,
dass beide Ehec-Ausbrüche zusammenhängen. Bei den Erkrankten in belgischen Seniorenheimen sei ein anderer Ehec-Typ nachgewiesen worden.
Ehec ist die Abkürzung für enterohämorrhagische Escherichia coli und bezeichnet
bestimmte krankmachende Stämme des Darm-Bakteriums. Sie kommen vor allem im Darm von Wiederkäuern vor und werden in der Regel durch kontaminierte Lebensmittel übertragen.
Ursache bisher unklar
Die Ursache für den Ausbruch in Norddeutschland ist bislang nicht geklärt. Proben verdächtiger Lebensmittel wurden vom
Lebensmitteldienst der örtlichen Veterinärämter zur Untersuchung in das
Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei gebracht.
© Lea Dohle
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Auch die Gesundheitsämter und das Robert-Koch-Institut (RKI) arbeiten an der Aufklärung. In den Laboren wird derzeit untersucht, welche Fälle durch einen bestimmten einzelnen Bakterienstamm ausgelöst wurden. Nur in diesem Fall können Erkrankungen dem Ausbruch auch zugeordnet werden.
Die bislang größte Ehec-Epidemie in Deutschland brach 2011 aus, als mehrere Tausend Menschen an der Infektion erkrankten. Mehr als 50 Menschen starben. Übertragen wurde der Darmkeim damals durch Gemüsesprossen. Gemessen an den HUS-Fällen handelte es sich um den größten weltweit dokumentierten Ausbruch.
Was ist Ehec?
Im menschlichen Darm wimmelt es von Mikroorganismen und Bakterien. Das ist nicht ungewöhnlich. Viele Keime unterstützen möglicherweise die Verdauung von Nahrung oder die Abwehr von Krankheitserregern. Sehr häufig sind Escherichia coli im Darm zu finden.
Eine Variante des Bakteriums sind enterohämorrhagische Escherichia coli (Ehec-Bakterien). Jedes Jahr erkranken in Deutschland mehrere Tausend Menschen an Ehec. Die meisten entwickeln unangenehmen Durchfall. Weniger als 100 Erkrankte entwickeln das gefährliche hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) – die schwerste Komplikation der Darminfektion.
Seit dem Jahr 2023 gibt es in Deutschland wieder deutlich mehr Fälle von Ehec, 2024 waren es beispielsweise 5.800. Die Ursache für den Anstieg ist unklar – auch weil nicht der exakte Erregerstamm bestimmt und damit die mögliche Infektionsquelle eingegrenzt wird.
Wie die Erkrankung verläuft
Wer sich mit Ehec-Bakterien infiziert, muss nicht zwangsläufig erkranken. Oft kommt es aber etwa drei Tage nach der Ansteckung zu wässrigem Durchfall. Zwei Drittel der Erkrankten scheiden nach weiteren zwei bis drei Tagen blutigen Stuhl aus. Begleitet wird die Erkrankung von Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. Auch Fieber ist möglich, aber seltener.
Eine Woche nach Beginn des Durchfalls kann es zum gefährlichen hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) kommen. Blutige Entzündungen der Darmschleimhaut treten auf, die für die Blutgerinnung notwendigen Thrombozyten verringern sich, Giftstoffe sammeln sich im Körper, Gefäße werden zerstört. Im schlimmsten Fall versagen die Nieren, es kommt zu Blutgerinnseln im Hirn.
Wie man sich ansteckt
Ehec-Erreger kommen vor allem im Darm von Wiederkäuern wie Rindern, Schafen und Ziegen vor. Allerdings wurden sie auch schon im Darmtrakt von Schweinen, Hirschen und Rehen nachgewiesen.
Die Erreger sind sehr umweltresistent und können bis zu ein Jahr außerhalb des Darms überleben. Zudem reichen nur wenige Dutzend Keime aus, um sich zu infizieren.
Für Ehec-Ausbrüche kommen zahlreiche Infektionsquellen in Betracht: Rohmilch und Rohmilchkäse sowie rohe Wurstprodukte oder zu kurz gegartes Fleisch. Verunreinigtes Obst und Gemüse kann die Quelle sein oder andere ungekochte Lebensmittel.
Ehec-Bakterien können auch beim Düngen mit Gülle auf Nahrungsmittel gelangen. Bei den meisten bisherigen Krankheitsausbrüchen konnte die Infektionsquelle nicht gefunden werden, bei einem Ausbruch im Jahr 2011 jedoch schon: Sprossen waren mit dem Erreger kontaminiert.
Wie es bei den jüngsten Ehec-Fällen in Norddeutschland zur Ansteckung kam, ist bislang nicht geklärt.
Welche Behandlung es gibt
Es gibt bisher keine wirksame gezielte Behandlung für Ehec und das von den Bakterien ausgelöste HUS. Bei leichten Krankheitsverläufen reicht es allerdings, die Symptome zu behandeln. Sie heilen dann in der Regel von selbst aus.
Es wird geraten, dem Körper genug Flüssigkeit zuzuführen, bis der Durchfall abklingt. Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass man dem Entstehen von HUS durch Infusionen vorbeugen kann. Der Einsatz von Antibiotika und auch Durchfallmedikamente gelten als umstritten, da sie möglicherweise die Krankheit weiter antreiben.
Die Menschen, die akut erkrankt sind und unter HUS leiden, werden mit einer Dialyse behandelt. So werden die Giftstoffe aus dem Körper gewaschen. Nicht immer erholt sich die Niere von der Infektion, sodass einige Patienten dauerhaft eine Dialyse brauchen oder auf ein Spenderorgan warten müssen.
Wie man sich schützt
In der Küche gibt es mehrere Dinge, auf die Sie im Umgang mit Lebensmitteln achten können, um ein Infektionsrisiko zu minimieren. Dazu gehört, Essen vor dem Verzehr ausreichend zu erhitzen. Ehec-Erreger wie auch ihre Giftstoffe sind sehr hitzelabil. Ab 60 bis 70 Grad werden die Keime und ihre Toxine zerstört. Garen Sie insbesondere Fleisch vor dem Verzehr vollständig durch. Auch nicht pasteurisierte Rohmilch sollte zunächst abgekocht werden.
Es wird zudem empfohlen, für rohes Fleisch andere Küchenutensilien (wie Brettchen oder Messer) als für die restlichen Lebensmittel zu verwenden. Nach dem Kontakt sollten diese und auch die Hände gründlich gereinigt werden. Auch ist es sinnvoll, Putzlappen häufig zu wechseln oder auszukochen. Gemüse und Obst sollten vor dem Verzehr gründlich gereinigt werden.
Generell wird empfohlen, gerade bei Durchfall die Hände stets gründlich zu waschen und zu desinfizieren. Sollte ein Familienmitglied erkranken, sollten die Toiletten und Flächen, die der Erkrankte anfasst, regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden.
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