Ohne Migranten gehen dem deutschen Arbeitsmarkt die Arbeitskräfte aus. Offiziellen Daten zufolge werden auch immer mehr ausländische Berufsabschlüsse anerkannt. Die Pflegebranche sticht dabei besonders hervor.
In Deutschland werden immer mehr ausländische Berufsabschlüsse anerkannt. Im vergangenen Jahr bewilligten die Behörden dem Statistischen Bundesamt zufolge 79.100 Anträge – gut ein Fünftel (21 Prozent) mehr als im Vorjahr. Seit Beginn der gemeinsamen Erfassung bundes- und landesrechtlich geregelter Anerkennungsverfahren 2016 habe sich die Zahl der Anerkennungen mehr als verdreifacht, hieß es.
Zugleich erreichte 2024 die Zahl der laufenden Anerkennungsverfahren mit 95.500 einen Rekord, wie die Statistiker weiter berichten. Damit habe sich die Zahl gegenüber 2016 mehr als verdoppelt. Die Mehrzahl der Anträge wurde positiv entschieden: Von den 82.000 abgeschlossenen Anträgen erhielten 97 Prozent eine Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen Berufsqualifikation.
Türkei und Ukraine mit besonderem Anstieg
Jeder zehnte anerkannte Berufsabschluss kam im vergangenen Jahr aus der Türkei, jeder zwölfte aus der Ukraine. Aus beiden Ländern erhöhte sich die Zahl auch im Vergleich zum generellen Anstieg besonders stark. Mit insgesamt 9.200 bewilligten Anträgen entfielen 40 Prozent mehr auf die Türkei als noch 2023. Auf Ukrainer fielen 2024 insgesamt 6.600 anerkannte Berufsabschlüsse, doppelt so viele wie im Vorjahr.
Tunesien, Indien und Syrien belegten die nachfolgenden Ränge. Weniger Anerkennungen entfielen dagegen auf Menschen aus Bosnien und Herzegovina sowie den Philippinen, auf die 2023 noch die zweit- und drittmeisten Berufsabschlüsse kamen.
Viele Bewilligungen in medizinischen Berufen
59 Prozent der anerkannten Abschlüsse waren von Frauen, 41 Prozent von Männern. Auf das 2023 reformierte Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das ein beschleunigtes Anerkennungsverfahren ermöglichen soll, entfielen 4.900 der Anerkennungen, also rund sechs Prozent.
Die meisten bewilligten Anerkennungsverfahren drehten sich wie im Vorjahr um medizinische Berufe. Mit großem Abstand auf Platz eins lagen Pflegefachkräfte, mit 32.500 Anerkennungen und einem Anteil von 41 Prozent der Bewilligungen – ein Plus von 19 Prozent. Mit einigem Abstand folgten Ärztinnen und Ärzte auf Platz zwei, hier wurden 11.000 ausländische Abschlüsse anerkannt.
Mit deutlichem Abstand folgten Ingenieure mit 4.400, Lehrerinnen und Lehrer mit 2.800 sowie Physiotherapeuten mit 2.200 anerkannten Ausbildungen.
Deutschland auf Einwanderung angewiesen
Ökonomen zufolge ist Deutschland auf ausländische Fachkräfte angewiesen, da in den kommenden 15 Jahren knapp ein Drittel der Erwerbspersonen in den Ruhestand gehen. „Jüngere Altersgruppen werden die Babyboomer zahlenmäßig nicht ersetzen können“, betonten die Statistiker.
„Dies bringt auf längere Sicht die sozialen Sicherungssysteme unter Druck, weil mehr Menschen von weniger Beitrags- und Steuerzahlern versorgt werden müssen“, sagte Stefan Kooths vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW). Ohne grundlegende Reformen steige die Abgabenquote pro Arbeitskraft, was wiederum den Standort für Investitionen und qualifizierte Arbeitskräfte unattraktiver mache.