Drohungen gegen Schulleiter
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Wegner bestärkt deutsch-arabische Schule in Neukölln in ihrer Arbeit
Do 04.09.25 | 18:47 Uhr | Von Ann-Kristin Schenten
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Audio: rbb24 Inforadio | 04.09.2025 | Ann-Kristin Schenten | Bild: rbb
Die Ibn-Khaldun-Schule in Berlin-Neukölln steht unter Polizeischutz. Der Schulleiter legt Wert auf Unterricht ohne Ideologie, er wird mehrfach bedroht. Trotzdem steigt die Zahl der Anmeldungen. Nun war unter anderem Kai Wegner zu Besuch. Von Ann-Kristin Schenten
Hudhaifa Al-Mashhadani, Leiter der Ibn-Khaldun-Schule in Berlin-Neukölln, ist mehrfach bedroht worden. Das deckte eine Recherche des SWR im Januar des Jahres auf.
Er erhielt eine Morddrohung, zudem wurde die Fassade der Schule mit Hamas-Symbolen beschmiert. In einer Whatsapp-Nachricht wurde ihm vorgeworfen, deutsche Behörden gegen Palästinenser aufzuhetzen – die Nachricht verbreitete sich auch in der Nachbarschaft. Der Absender konnte nicht ermittelt werden.
Seitdem stehen Al-Mashhadani und die Schule unter Polizeischutz. „Wenn ich Angst hätte, würde ich die Schule nicht mehr machen. Ich habe keine Angst vor radikalen Gruppen, aber ich habe Sorge um die 700 Kinder hier“, sagt er.
Anmeldungen seit 2024 verdoppelt
Die private Ibn-Khaldun-Schule existiert mehrfach in Deutschland, unter anderem auch in Chemnitz und Köln. Der Unterricht findet jeweils am Wochenende als Ergänzung zum regulären Schulunterricht statt. Gegründet wurde die Einrichtung 1974 von Al-Mashhadanis Vater, einem Diplomaten.
Al-Mashhadani selbst ist im Irak geboren, studierte dort erst Medizin, dann Politologie in den USA. Er gilt als Extremismus-Experte. Die Ausrichtung der Schule ist säkular. Der arabische Unterricht läuft hier ohne ideologische oder religiöse Einflüsse ab.
Insgesamt werden laut Al-Mashhadani aktuell 700 Kinder unterrichtet. Die Anmeldungen hätten sich seit 2024 verdoppelt. In Neukölln sei die Warteliste lang.
Holocaust wird besprochen, Hebräisch unterrichtet
Dass hier auch der Holocaust besprochen und Hebräisch unterrichtet wird, stößt bei Gegnern von Al-Mashhadani auf Widerstand. Die Schülerinnen und Schüler würden das Angebot jedoch gut annehmen, sagt der Schulleiter. Stefanie Dietrich, die hier als Ehrenamtliche arbeitet, ergänzt: „Es gibt hier auch Jugendliche, die durch antisemitische Äußerungen aufgefallen sind. Wir können solche Vorurteile abbauen.“ Dafür gibt es auch zumindest bis Ende des Jahres noch zwei Projekte zur Extremismus-Prävention.
Schule braucht mehr Platz – und Geld
Vom Berliner Senat erhofft sich der Schulleiter finanzielle Unterstützung. Der Mitgliedsbeitrag ist pro Person mit 35 Euro im Monat relativ gering. Zumindest für eine Privatschule. So ist sie auf private Finanzierung und Ehrenamtliche angewiesen. Neben Geld braucht die Schule auch Platz. Al-Mashhadani sagt: „Wir brauchen mehr Räume. Wenn wir nochmal etwa elf Räume hätten, könnten wir alle Schüler unterrichten.“
Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) ist bei seinem Rundgang am Donnerstag sichtlich beeindruckt vom Engagement der Schule. Aber er kann nichts versprechen: „Sie kennen die Haushaltslage. Aber ich glaube, dass das Engagement hier von unschätzbarem Wert ist. Wir werden gucken, wie wir das Angebot aufrechterhalten und vor allem verlässlich erhalten können.“
Hikel betont Bedeutung der Schule für Neukölln
Der Neuköllner Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) unterstützt die Schule seit den ersten Drohungen. Aus seiner Sicht ist sie unverzichtbar: „Die deutsch-arabische Schule ist eine Einrichtung, wo Menschen zusammenkommen, die sonst in der Moschee lernen würden. Dort ist der Unterricht mit Ideologie aufgeladen. Und genau das brauchen wir hier im Bezirk nicht.“
Immer wieder gibt es Vorwürfe, dass einzelne Koranschulen und Moscheen in Neukölln eine radikale Auslegung des Islams vertreten und die auch an die Schülerinnen und Schüler weitergeben. Dem soll und will die Ibn-Khaldun-Schule entgegenwirken.
Ob die Schule bald mehr finanzielle Unterstützung aus der Berliner Politik erhalten wird, blieb am Donnerstag offen. Wegner und Al-Mashhadani verabschiedeten sich nach dem Rundgang zum vertraulichen Gespräch. Der Inhalt wurde vorerst nicht öffentlich.
Sendung: rbb24 Inforadio, 04.09.2025, 16:00 Uhr
Beitrag von Ann-Kristin Schenten